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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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lief.
    »Besuch«, sagte eine Stimme aus einiger Entfernung.
    Braethen trat an die Seite des Sheson. Ein Mann stand im Gegenlicht, so dass seine Umrisse sich vor der Sonne abzeichneten. Braethen hob eine Hand über die Augen, aber das Licht stand zu tief am westlichen Horizont, um sie dagegen zu beschirmen. Der Schatten des Mannes fiel in einer langen Linie auf sie zu. Braethen setzte instinktiv an, sein Schwert zu ziehen, aber Vendanji legte ihm eine Hand aufs Handgelenk.
    »Halt«, sagte er sehr leise.
    »Genau, Sodale«, sagte der Mann. »Ein Dreiring und ein Flinkfuß als Reisegefährten, und du bist der Erste, der blankzieht. Ob das tollkühn oder nur töricht ist, weiß ich nicht, aber du trägst dein Schwert wie ein neues Paar Schuhe.«
    Vendanji starrte geradeaus direkt in die Sonne. »Wir bringen Neuigkeiten.«
    »Natürlich«, erwiderte der Mann mit einem Hauch von Verachtung in der Stimme. »Was sonst könnte jemanden dazu verleiten, sich so weit von zu Hause fortzuwagen? Und du glaubst also, dass deine Neuigkeiten mich betreffen, Sheson.« Der Mann kam einige Schritte näher heran. Braethen konnte das Dunkelbraun seiner wettergegerbten, sonnenverbrannten Haut und die tiefen Falten in seinen Augenwinkeln sehen.
    »Ja.«
    »Was die Namen angeht«, sagte er, »nennt ihr mir eure, oder bekomme ich es mit Lügen und Geheimniskrämerei zu tun?«
    »Das hier ist Mira aus Naltus, und dies ist Braethen aus Helligtal.« Vendanji hob die Hand, um den Mann zu begrüßen. »Und meinen Namen kennst du.«
    Braethen sah, dass der Fremde die Stirn runzelte, aber mit dem Rücken zur Sonne stehen blieb. »Für dich bin ich tot«, sagte er schließlich. »Warum kommst du jetzt?«
    »Weil ein neues Zeitalter es den Menschen vielleicht abverlangt, ihre Vergangenheit zu vergessen«, erwiderte Vendanji. »Willst du etwa zu dem werden, was zu sein man dir vorgeworfen hat?«
    Ein finsterer Ausdruck huschte über die Züge des Mannes. Braethen spürte den gleichen kalten Schauer, der ihm auch im Haus über den Rücken gelaufen war. Es war mehr die Gleichartigkeit dieser Gefühle als sonst irgendetwas, die ihm jeden Zweifel daran nahm, dass sie Grant gefunden hatten. Die Augen des Mannes hätten selbst einem Bar’dyn Angst einjagen können. Sein Gesichtsausdruck drang Braethen bis ins Mark und ließ ihm plötzlich seine eigene Undankbarkeit und Naivität bewusst werden. Er wollte diese Miene nie wieder sehen.
    Vendanji hielt weiter die Hand erhoben, um willkommen geheißen zu werden, aber Grant machte sich nicht die Mühe, sie zu ergreifen. Braethen verspürte einen gewissen Respekt, der über den Argwohn hinausging, den er bereits diesem Bewohner des Mals gegenüber empfand, der sich nicht einmal einem Sheson gegenüber unterwürfig zeigte.
    »Lass mich in Ruhe.« Seine Worte klangen wie ein Befehl und eine flehentliche Bitte zugleich.
    »Das kann ich nicht.« Vendanji begann langsam auf Grant zuzugehen. »Und ich werde es auch nicht tun. Du weißt besser als sogar ich, dass ein Mann manchmal einfach sprechen muss. Und du musst hören, was ich zu sagen habe, genau so, wie Helaina damals deine Worte hören musste.«
    Mira begleitete den Sheson und bewegte sich dabei langsamer, als Braethen es sie je hatte tun sehen. Ihre Hand ruhte auf unbedrohliche Art auf ihrem Schwertgriff, aber er wusste, dass sie es weitaus schneller hätte ziehen können, als er selbst auch nur daran hätte denken können, zu seiner eigenen Klinge zu greifen.
    »Lass deinen dressierten Hund aus dem Spiel«, sagte Grant ohne Zorn oder Bosheit.
    Braethen zuckte bei dieser Beleidigung, die Mira galt, zusammen. Sie blieb mit gleichmütiger Miene stehen. Sie war, wie Braethen erkannte, nahe genug herangekommen, um Grant niederzustrecken, falls er die Hand gegen den Sheson erhob.
    Die Sonne stand nun groß und tief als riesige rostrote Kugel am Himmel. Braethen sah zu, wie Vendanji vor dem ledrigen Gesicht des anderen innehielt und es so musterte, als wäre er sich plötzlich nicht mehr sicher, ob dieser Mann wirklich Grant sei. Der Kiefer des Mannes war mit mehrere Tage alten Bartstoppeln übersät; der Sheson begutachtete seine Stirn, seine Nase und die Schultern. Am Ende packte Grant Vendanjis Hand mit einem Griff, den Braethen noch nie gesehen hatte. Der Sheson blickte auf ihre vereinten Hände hinab.
    »Ich freue mich, dich zu sehen, Denolan.«
    Grants Kopf zuckte verblüfft zurück. »Ich habe diesen Namen seit langer Zeit nicht mehr gehört. Du hast Glück,

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