Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
Vom Netzwerk:
Mann um und sah ihn an. »Wenn es nicht grausamer wäre, Euch im Exil zu belassen, würde ich dafür sorgen, dass man Euch unverzüglich aufknüpft. Was für eine Verschwendung von einem Menschen Ihr doch seid! Ich gestatte Euch, den Sheson um seinetwillen zu begleiten, aber haltet Eure Zunge im Zaum, bis Ihr draußen bei den Tieren seid, sonst werdet Ihr bald Striemen tragen, die Euch so gut passen wie Eure Stiefel. Ich bin vielleicht alt, aber nicht zu alt, um meines Amtes zu walten.«
    Furchterregende Autorität sprach aus der Stimme der Regentin, und Tahn glaubte, dass man so etwas nicht einfach lernen konnte, indem man eine Rolle spielte. Die Wachen neben der Tür nahmen angesichts des Tonfalls Haltung an.
    Grant stand trotz ihrer Drohung ruhig da. Ohne jegliche Furcht antwortete er mit leiser Stimme: »Zeigt Euch das alles nicht, dass ich schon damals recht hatte?« Er erwiderte den Blick der Regentin noch einen Moment lang, öffnete dann die Tür, ging und schloss sie sanft wieder.
    »Geh mit ihm«, sagte Vendanji zu Mira. »Mach alles bereit.«
    In dem Schweigen, das auf Miras Aufbruch folgte, trug Braethen ein Bündel Kleider zu Sutter und legte dessen Schwert ans Fußende seines Betts.
    »Sehr liebenswürdig von ihnen, meine Habseligkeiten nicht beim Pfandleiher zu versetzen«, scherzte Sutter.
    Braethen lächelte ohne Überzeugung. Die anderen beachteten Sutter gar nicht.
    Wendra sagte: »Penit sollte nicht mitkommen. Er ist ein kleiner Junge. Was auch immer am Fels der Erneuerung getan werden muss, kann doch unter keinen Umständen etwas mit ihm zu tun haben.« Sie hielt inne und sah sich verständnislosen Gesichtern gegenüber. »Das lasse ich nicht zu.«
    Statt ihr zu antworten, ging Vendanji um Tahns Bett herum, kniete sich vor Penit hin und sah dem Jungen in die Augen. »Kind, was wir vorhaben, ist gefährlich. Wenn du mitkommst, wird vielleicht ein sehr hoher Preis von dir gefordert. Der höchste Preis. Verstehst du?«
    Penit schien darüber nachzudenken.
    »Es ist deine Entscheidung«, fuhr Vendanji fort. »Niemand wird sie für dich fällen.«
    »Er ist ein kleiner Junge«, wiederholte Wendra. »Zehn Jahre alt. Wie könnt Ihr von ihm verlangen, eine solche Entscheidung zu fällen?«
    Vendanji sah Wendra gereizt an. »Es wäre mir auch lieber, wenn es warten könnte, Anais, aber das kann es nicht. Niemand hat Euch aufgehalten, als Ihr Euch uns in Helligtal angeschlossen habt. Penit darf die Entscheidung selbst fällen. Das Risiko ist ihm bewusst.« Wendra machte Anstalten, zu widersprechen, aber Vendanji nagelte sie mit einem Blick fest. »Wendra, Eure Besorgnis ist edel, aber Ihr seid nicht seine Mutter.«
    Worte hingen in Wendras offenem Mund. Die Feststellung des Sheson hatte so sicher eine Wunde aufgerissen, als ob er sie mit einer Klinge aufgeschlitzt hätte.
    Der Sheson richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Penit. »Entscheide dich.«
    Penit zuckte vor seinem strengen Blick zurück. »Ich komme mit«, sagte er, drehte sich zu Wendra um und umarmte ihren Bauch.
    Vendanji erhob sich. Tahn hatte damit gerechnet, dass er befriedigt dreinblicken würde, aber der Sheson wandte sich nur an die Regentin. »Benötigt Ihr einen Moment allein hier?«
    »Nein«, sagte sie mit einem Kopfschütteln. »Ich habe viel zu tun, um mich auf das Mandat vorzubereiten.« Dann trat sie auf ihren Stock gestützt an Tahns Bett. Obwohl ihr Rücken leicht gebeugt war, wirkte sie weiterhin königlich. Ihre milchigen blauen Augen starrten auf ihn herab, und Tahn glaubte, eine gewisse Besorgnis darin zu lesen. Aber am Ende legte sie ihm nur sanft die Hand auf den Arm und sagte: »Pass auf dich auf.« Dann wandte sie sich ab und rauschte an Vendanji vorbei. Die Wachen ließen sie hinaus, und der Mann mit dem weißen Haar und Bart, der das Ordenssymbol an der Kehle trug, streckte Vendanji die hohle Hand mit zum Boden gerichteter Handfläche hin. Vendanji tat dasselbe, und Tahn sah, dass aus der Geste eine gewisse Bewunderung sprach. Dann folgte der ältere Mann der Regentin aus dem Zimmer.
    »Wie können wir den Fels der Erneuerung schnell erreichen?«, fragte Braethen, als die Tür sich schloss. »Laut der Legende der Erneuerung liegt er schließlich in den Saeculoren, beim Himmel! Das ist selbst mit dem schnellsten Pferd eine mehrwöchige, wenn nicht gar mehrmonatige Reise.«
    »Es gibt Mittel und Wege«, sagte der Sheson. Er verschränkte die Arme und bedachte Wendra mit einem wissenden Blick. »Wart Ihr in der

Weitere Kostenlose Bücher