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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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der alten Frau schwang ein Hauch von Erheiterung mit.
    Da drehte Vendanji sich um und trat an Tahns Bett. »Heute ruhst du dich aus«, sagte er und sah auf ihn hinab. »Länger können wir nicht warten. Binnen einer Woche müssen wir zum Fels der Erneuerung gelangen. Wenn wir es nicht tun, dann ist womöglich alles, was wir sonst unternehmen, bedeutungslos.«
    Tahn setzte dazu an, hunderte von Fragen zu stellen, die ihm auf der Seele brannten.
    Der Sheson hob die Hand, bevor er auch nur ein einziges Wort sagen konnte. »Spar dir deine Kraft auf, Tahn. Es gibt viel zu besprechen, ich weiß, und ich möchte irgendwann auch erfahren, was dir seit Sedagin zugestoßen ist, wem du begegnet bist, in allen Einzelheiten. Aber das muss warten. Ich habe Vorbereitungen zu treffen.«
    Tahn kämpfte sich auf die Ellbogen hoch. »Nein!«, rief er. Die Anstrengung schwächte ihn, und sein Kopf sank aufs Kissen zurück. »Ich folge dir keinen weiteren Schritt, ohne mehr über diesen Fels der Erneuerung zu wissen.«
    Vendanji starrte mit nachdenklicher Miene auf ihn herab. Dann begann er gedämpft, aber doch so laut, dass alle ihn hören konnten, zu sprechen: »Der Fels der Erneuerung liegt weit im Nordosten, jenseits des Soliel, tief in den Saeculoren. Der Fels besteht aus einer Reihe großer Klippen, die manche als ›Schöpfungsende‹ bezeichnen, andere als ›Endland‹ und bestimmte Geschichtsbücher schließlich als ›Weltenbrunnen‹.« Der Sheson sah zu Braethen hinüber, der wie gebannt lauschte, aber doch den Eindruck machte, als ob er um diese Dinge wusste. »Jenseits dieser Klippen liegen die Nebel des Abgrunds. Eine urtümliche Kraft wohnt diesen Nebeln inne, eine Kraft, die es sonst nirgendwo gibt … eine Kraft, die den Geist auf die Probe stellt.« Vendanji sah wieder Tahn an und musterte ihn mit festem, aber tröstlichem Blick. »Das war von Anfang an unser eigentliches Ziel, Tahn – seit wir aus Helligtal geflohen sind.«
    Die Worte ließen Tahn eiskalt werden. Er rang mit etwas, das ihm plötzlich zur Gewissheit wurde: Diese Erneuerung hatte sehr viel mit ihm zu tun.
    »Sind die Stilletreuen in Helligtal eingedrungen?«, fragte die Regentin sichtlich verstört.
    Der Sheson nickte. »Wir sind ab diesem Zeitpunkt von Velle und anderen Geschöpfen aus dem Born gejagt worden. Am Nordrand von Sedagin wurden wir voneinander getrennt. Nur der gute Allwille und günstige Himmel haben uns alle lebend hierhergelangen lassen.«
    »Ist Tahn einer derjenigen aus Helligtal?« Die Regentin starrte Tahn an, schien aber zugleich etwas Entfernteres zu sehen.
    »Das ist er, Helaina.« Vendanji wandte sich der Regentin zu. »Es wurde vor Euch geheim gehalten, weil die Wände im Solath Mahnus Ohren haben. Das Mal ist sicher, aber die Sicherheit dort ist menschlicher Natur. Helligtal hatte die Weihe durch die Ersten zu bieten und darüber hinaus noch gute Menschen.«
    »Aber die Stilletreuen sind dort eingedrungen?« Sie schloss die Augen.
    »Das sind sie«, sagte Vendanji. Seine Worte klangen wie eine Grabinschrift. »Veränderungen verderben die alten Sitten und alles, was wir zu wissen glaubten.« Vendanji sah Grant an. »Denolan sieht dem Mann, den Ihr vor langen Jahren verbannt habt, noch so ähnlich, weil die Zeit im Mal wenig Bedeutung hat. Die Zyklen drehen seine Erde und seinen Himmel nicht so schnell, wie sie es jenseits seiner Grenzen tun. Der Fluch der Velle durchdringt immer noch seinen Erdboden und breitet sich wie eine Seuche aus. Der Schutz, den wir bisher genossen haben, löst sich auf. Ich habe die monströsen Scharen aus der Ödnis jenseits der Bahrenberge die Fruchtbarkeit unserer vorzüglichsten Haine niedertrampeln sehen, während die Regierungen sich über Vorrang und Einfluss streiten, während heimliche Bündnisse in den Vorzimmern niederer Tavernen und prächtiger Paläste besiegelt werden. Männer und Frauen, die nichts von den dunklen Bünden verstehen, die sie eingehen, lassen sich übereilt auf bluttriefende Übereinkünfte ein, während der Schleier reißt und der Schatten der Hand erscheint, um den Handel einzulösen.«
    Tahn wurde kalt. Penit schmiegte sich an Wendras Hüfte, und Tahns Schwester fasste sich abwehrend an die Brust. Allen stand der Mund offen. Nur Miras stoische Miene und der reglose Gesichtsausdruck dieses neuen Mannes, Grant, verrieten Gleichgültigkeit angesichts dieser ernüchternden Worte.
    »Was ist mit den Maliern und Nordwacht?«, fragte die Regentin.
    » Von den Maliern haben

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