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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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vollkommen; seine Geheimnisse sind wohlgehütet. Sogar die Autoren, die behaupten, dort gewesen zu sein, sind sich nicht einig. Es gewährt Erneuerung, das steht fest, aber …«
    »Genug«, fiel Vendanji Elan sanft ins Wort. »Die Furcht vor der Erneuerung ist bereits den Bemühungen ansonsten guter Menschen zum Verhängnis geworden. In vergangenen Zeitaltern haben sich ganze Generationen damit abgeplagt herauszufinden, wie der Weiße je aus seinen Banden entkommen könnte, während der Groll und ganze Legionen jenseits des Borns wuchsen. Der Schatten der Hand wird länger, und die heutigen Gerüchte deuten darauf hin, dass Delighast beginnt. Genug!« Vendanjis Stimme hallte dröhnend in dem großen Saal wider. »Das Blut vieler klebt an meinen Händen, und auch an denen derjenigen, die mich begleiten. Sogar ihren Familien wurde abverlangt, schmerzliche Wege einzuschlagen. Diese Opfer sollen nicht verhöhnt oder vergessen werden.« Sein Tonfall wurde kühl. »Aber es gehört zu unseren Schwächen, dass die meisten im jetzigen Zeitalter nicht mehr bereit sind, Opfer zu bringen, um der Bedrohung aus dem Born zu begegnen. Unsere große ›Zivilisation‹ begegnet dem Gedanken mit Empörung oder, schlimmer noch, mit Unglauben und Gleichgültigkeit.« Vendanji hielt inne und richtete den Blick nach oben. Tahn hörte, wie der Sheson einen langen Atemzug tat. Als Vendanji den Kopf wieder senkte, erhellte ein Ausdruck der Unbeugsamkeit sein Gesicht. »Diesmal wird es nicht so sein.«
    Tahn spürte eine beinahe schmerzhafte Gänsehaut. Er hatte den Eindruck, dass der Sheson andeuten wollte, dass Tahn und die anderen vielleicht berufen sein würden, noch etwas zu opfern, bevor alles vorbei war.
    Mira sah Tahn an, und in ihrem Blick lag ein Mitgefühl, das er bisher noch nie darin wahrgenommen hatte. Es tröstete und ängstigte ihn zugleich.
    Der Sheson zog sich den Umhang um die Schultern und musterte abwägend die Mienen der Umstehenden. Nur Grant schien gar keinen Gesichtsausdruck zu haben. Der Verbannte aus dem Mal zog die Nase hoch und wartete. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte die Abgebrühtheit in Grants Blick Tahn gestört, aber die Stille, die auf die Worte des Sheson folgte, senkte sich wie ein Leichentuch über alles herab.
    »Ihr sollt Zimmer in meinem Haus bekommen«, sagte Elan schließlich und brach so das Schweigen. »Sheson, ich muss darauf bestehen, dass Ihr Wächter mit in jedes Zimmer nehmt.«
    »Um bei uns zu schlafen?«, platzte Sutter heraus.
    Der Fernkönig lächelte. »Nicht um zu schlafen. Es ist so Sitte, dass Besucher in Naltus ständig bewacht werden, selbst wenn sie sich ausruhen. Es kommt selten vor, dass menschliche Stiefel über den Schiefer der Fern schreiten, aber der Brauch ist immer befolgt worden, und ich werde nicht davon abweichen.«
    »Weise gesprochen«, warf Vendanji ein. »Ich bedaure, dass Ihr Euch selbst größerer Gefahr aussetzt, indem Ihr uns Unterschlupf gewährt.«
    »Wir übernehmen die Verantwortung, die mit unserem Hüteramt einhergeht.« Elan sah zu Vendanji hoch. »Es wäre nicht das erste Mal, dass die Stille gegen uns zieht, und wenn sie es tut, werden wir bereit sein.«
    Vendanji wandte sich an Mira. »Du setzt dich zu Tahn. Um die anderen werden sich Mitglieder von Elans Garde kümmern.«
    Der Fernkönig nickte, ergriff seinen Hirtenstab und ging davon. Vendanji folgte ihm. Ein Dutzend seiner langen, kraftvollen Schritte brachte ihn auf eine Höhe mit Elan. Die beiden sprachen miteinander, während Mira den Übrigen bedeutete, ihr zu folgen. Sutter sagte nichts. Er schüttelte nur mit einem schiefen Lächeln den Kopf.
    Tahn warf über die Schulter einen Blick in den großen Saal zurück, auf die standartengleichen Laternen, die Stuhlreihen und das Zwischengeschoss, in dem er die Landkarte gesehen hatte, die Rudierd Tillinghast zeigte. Er dachte über das nach, was Vendanji zu Elans Hauptleuten gesagt hatte. Er spürte, dass sich irgendwo in diesen Worten Antworten für ihn verbargen, doch zugleich ertappte er sich bei dem Gedanken, dass er sie vielleicht gar nicht mehr hören wollte.
    An der Tür legte Grant ihm tröstend eine Hand auf die Schulter und schob ihn hindurch.

25
    Ein einziges Bett, derselbe Traum
    M ira ging an Tahn vorbei und ließ den Blick durchs Zimmer schweifen: Bett und Kommode auf einer Seite, Tisch und Stuhl am Fenster auf der anderen. Tahn kam nur bis zum Bett – es war nur eines. Erregung durchströmte ihn, gefolgt von Nervosität. Langsam

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