Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte
Verurteilten. »Hiermit wird verkündet, dass Denolan SeFeery aufgrund des Verbrechens des Verrats unwürdig ist, Bürger der Freien Stadt Decalam zu sein. Des Weiteren wird mit diesem Erlass verkündet und bezeugt, dass Meritus Denolan SeFeery willentlich Verrat an dem ihm übertragenen Beisteheramt und an der vom Höchsten Gericht und von der Liga der Edukation festgesetzten rechten Vorgehensweise begangen hat. Im Interesse der Gerechtigkeit wird Denolan SeFeery somit auf immer in die Ödnis, die als das Mal bekannt ist, verbannt. Mit Ausnahme des Ersten Sitzes am Tisch der Regentin soll er allein wissen, welches Vertrauen dieses Urteil zum Ausdruck bringt. Jeder, von dem man weiß, dass er Denolan SeFeery Unterschlupf gewährt, soll fortan wie er als Verräter gelten und entsprechend bestraft werden. Vom heutigen Tag an wird Denolan SeFeery nicht mehr mit dem seinem einstigen Amt entsprechenden Ehrentitel eines Meritus bezeichnet werden. Sollte er je in die freien Mauern von Decalam zurückkehren, soll das als Angriff gelten und sofort mit dem Tode bestraft werden. So sei es«, schloss Penit, dessen letztes Wort zugleich der Schlag eines Richterhammers und das Zufallen eines Buches war. Alles Gesagte hing in der Luft und schien Widerspruch herauszufordern. Es klang nach einer Grabinschrift, nach Worten, die man auf Stein oder im Tagebuch eines Toten las. Der Soliel verschlang das Gefühl, nahm es in sich auf. Es blieb ohrenbetäubende Stille, die nur vom Prasseln des Feuers unterbrochen wurde.
Dann beugte Penit sich mit einem Hauch von Vertraulichkeit vor. »Der Tod ist zu gut für Euch, Denolan. In der Verbannung werdet Ihr die Last Eurer Verbrechen spüren, und die Unfruchtbarkeit des Mals wird Euch an die Unfruchtbarkeit meines Schoßes erinnern, dessen einzige Frucht mir jetzt genommen ist. Dort werdet Ihr leben, und Eure Sehnen werden hart und am Ende steif werden. Und was wird Euch dort halten, fragt Ihr Euch das? Eure Ehre? Eine Wache? Eine Armee?« Penit lachte sarkastisch. »Wohl kaum. Nein, es wird die Einrichtung eines Waisenhauses für Findelkinder, Ausgesetzte und die Kinder untauglicher Eltern sein. Genau das, was Ihr zu verhindern gehofft habt, wird zu der Fessel werden, die Euch an den sonnenverbrannten Felsen bindet. Nachlässige Eltern sollen gezwungen werden, ihren Nachwuchs dem Gericht zu übergeben, das entscheiden wird, wo die Kinder aufgezogen werden sollen. Und einige von ihnen wird man Euch senden. Ein Baum wird als Wegmarke und Wiege am Rande Eurer Wirkungsstätte ausgehöhlt werden. An einem festgesetzten Tag wird dort ein Kind abgelegt und Eurer Fürsorge anvertraut werden.« Penits hämisches Lächeln war äußerst vorwurfsvoll. »Und wenn Ihr nicht kommt, um das Kind abzuholen, wird es sterben. Und so werdet Ihr in jedem Zyklus des Minderen Lichts die Wiege überprüfen. An manchen Tagen werdet Ihr nur mit dem, was Ihr mitbringt, zurückkehren. An anderen werdet Ihr etwas Lebendiges an Eure Brust ziehen und langsamer nach Hause reiten.« Penit trat zurück und verzog die Lippen zu einem befriedigten Lächeln. »Entweder nehmt Ihr das Urteil an oder Ihr werdet tatsächlich zu dem Mörder, der zu werden Ihr Euch vor zwei Tagen verschworen habt. Meine Offiziere werden alles beobachten; jeder andere als Ihr, der versucht, die Kinder an sich zu nehmen, soll getötet werden. Welche Ehre Euch noch innewohnt, wird Euch an das Urteil binden. Wenn nicht« – Penits Lächeln verblasste, und seine Augen wurden im Feuerschein ausdruckslos –, »dann werden Euch die Tode unzähliger Unschuldiger tagtäglich verfolgen und lauthals gegen Euch sprechen, wenn Euer Leben vorüber ist. Ihr gewährt Euch also selbst Amnestie? Ihr gewährt Euch Freiheit von diesem Mummenschanz? Den Mummenschanz betreibt Ihr selbst, Denolan SeFeery – Ihr verhöhnt das Leben selbst. Ich bin fertig mit Euch.« Penit schwieg und starrte ins Feuer.
Mit glasigem Blick tat der Junge in einem letzten Rollenwechsel nicht mehr, als den Kopf zum Himmel zu heben. »Und ich mit Euch. Mein Name aus Eurem Mund und der Klatsch Eures Hofes sind wie Schlangenbisse. Ich werde nicht mehr darauf hören. Es steht Euch nicht zu, mich zur Verantwortung zu ziehen, wenn Euer Gesetz verderbt ist. Wenn Ihr gegen die grundlegende Charta der Menschheit verstoßt, ist meine Verpflichtung Euch gegenüber aufgehoben. Ich bin frei. Ich bin rein … Ich bin Grant.«
Wendra und Sutter wandten sich zugleich mit Tahn um und sahen die breiten Schultern
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