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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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gar nicht zu beachten, sondern sich auf die Vögel und die hoffnungsvollen Laute zu konzentrieren, die sie hervorbrachten.
    Nachhallende Erinnerungen an schemenhafte Träume verstörten sie, blieben aber vage, wie bloße Erinnerungen an Erinnerungen. Die Melodien des Liedes vom vergangenen Abend klangen ebenfalls noch in ihr nach, ein Kehrreim der traurigsten Sorte.
    Als sie die inneren Lieder nicht mehr ertragen konnte, stand sie auf. Shanbe saß am Feuer, beugte sich tief über die Flammen und nippte an einem Becher Kaffee.
    »Nehmt Euch eine Tasse, Anais«, lud er sie ein. »Meine Bohnen stammen direkt aus Su’Winde. Ich habe sie heute Morgen selbst gemahlen.« Er goss ihr eine Tasse aus einem Topf ein und stellte ihn dann wieder auf einen Stein neben dem Feuer. »Gibt es einen besseren Duft, wenn der Tag noch jung ist?« Er legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. »Das Leben auf der Straße hat auch seine Vorteile.«
    Wendra sehnte sich zutiefst danach, ihn um Hilfe anzuflehen. Shanbe saß nur einen Schritt von ihr entfernt. Sie könnte ihm alles über ihre Notlage zuflüstern, ihn bitten einzuschreiten. Gerade als sie nahe daran war, es zu tun, kamen Jastail und Penit zu ihnen herüber.
    »Ein schöner Tag. Viel Glück für unsere getrennten Unternehmungen, Shanbe! An einem solchen Tag bedrückt einen doch kaum eine Sorge.«
    »Wie recht Ihr habt«, antwortete der Ta’Opin und hob den Kaffeetopf, um eine zweite Tasse anzubieten. Jastail lehnte freundlich ab. »Ich habe bereits angespannt und aufgeladen. Wenn mein Becher leer ist, fahre ich los. Kann ich irgendeine Botschaft für Euch überbringen?«
    Wendra hoffte, dass das Angebot Jastail eine besorgte Miene entlocken und dem Ta’Opin so seine Absichten verraten würde, aber der Wegelagerer zuckte nicht mit der Wimper. »Was für ein guter Mann Ihr doch seid, Shanbe. Vielen Dank, aber wir kommen schon zurecht. Gibt es noch etwas, das wir für Euch tun können?«
    »Ja, das gibt es.«
    Diesmal entglitten Jastail seine Gesichtszüge für einen Augenblick. Wendra konnte sehen, wie ihr Peiniger im Geiste die Position durchging, die jeder von ihnen am Feuer einnahm. Wie das Handgemenge sich entwickeln würde, wenn er gezwungen war, eine Waffe zu ziehen. Sie wusste, dass er dem Ta’Opin im Handumdrehen die Kehle durchschneiden würde, wenn das, was der Mann als Nächstes sagte, ein Risiko für das Geschäft darstellte, das er mit ihr und Penit zu machen gedachte.
    Shanbe sah Wendra an, und sie schüttelte fast unmerklich den Kopf. Er hatte es gespürt; er wusste Bescheid. Er würde sie fragen, ob sie aus freiem Willen mit Jastail reiste. Sich nach Penits wahrem Verhältnis zu dem Wegelagerer erkundigen. Tief in ihrem Innern entsetzte sie der Gedanke, sorgte aber zugleich dafür, dass sie erleichtert war. Vielleicht konnte Shanbe Jastail im offenen Kampf bezwingen. Sie und der Ta’Opin sahen einander in die Augen; zu ihrer Rechten hörte Wendra das leise Quietschen einer Handfläche, die sich fest um einen lederbezogenen Griff schloss.
    »Ich habe etwas für Euch«, sagte Shanbe. Er griff in seinen Mantel, und Jastail geriet in Bewegung. Shanbe hielt eine Pergamentrolle in der Hand. Der Ta’Opin ignorierte Jastail und konzentrierte sich allein auf Wendra, als er ihr mit beiden Händen das Blatt reichte. »Es ist Euer Lied, Anais. Das Lied, das Ihr gestern Abend in Harmonie mit meinem geschaffen habt.« Er lächelte väterlich. »Ich habe selten ein aus dem Stegreif erfundenes Lied gehört, das so schön komponiert war. Eure Musik tönte in meinem Kopf weiter und verlangte, niedergeschrieben zu werden. Behaltet das hier und erinnert Euch an Euer Lied. Der Notensatz ist nur für ein Einzelinstrument gedacht, aber wenn Ihr dieses Instrument gebrauchen könnt, um das Geschenk, das diese Musik darstellt, mit anderen zu teilen, beschenkt Ihr sie damit. Studiert es und zeigt es den Maesteri, wenn Ihr nach Decalam kommt. Sie werden es als das erkennen, was es ist.«
    Wendra nahm das vergilbte Pergament und entrollte es. Mit zarten, feinen Federstrichen hatte der Ta’Opin eine Reihe senkrechter Symbole gezeichnet, die von kleinen Kreisen mit unterschiedlich vielen Schwänzen, die Schiffsrudern glichen, unterbrochen wurden. Die Kreise erschienen in längeren und kürzeren Abständen, erhoben sich über eine gerade Linie oder fielen darunter und wiederholten sich mehrfach auf dem Pergament. Wendra verstand die Notenschrift nicht, aber die zierliche Arbeit von

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