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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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der Sheson Artixan immer noch einen Sitz im Rat innehat.« Lethur hielt inne und schien nachzudenken. »Genug. Eure drei Brüder müssen hergeholt werden. Jeder Zweig der Liga muss vertreten sein. Geht, und wir treffen unsere Vorbereitungen.« Der Kommandant hielt noch einmal inne. »Ich rieche Sahne und Äpfel, Gehone. Was für Gäste habt Ihr, wenn Ihr Euren berühmten Leckerbissen zubereitet?«
    Tahn hielt den Atem an. Lethur schien Gehone sehr gut zu kennen. Würde er den Augen ihres Retters das Geheimnis ansehen?
    Ohne auch nur einen Moment lang ins Stocken zu geraten, antwortete Gehone: »Ich esse ihn mittlerweile häufiger allein, Lethur. Ich kenne nur wenige, die der Mühe wert sind.« Tahn hörte dem Tonfall des Ligaten die verhüllte Beleidigung deutlich an.
    Das Geräusch davoneilender Schritte drang durch die Bodendielen. Der Kommandant war anscheinend bereit, die Worte unwidersprochen hinzunehmen. Dann blieb Lethur stehen und sagte doch noch etwas: »Ihr seid ein guter Eidbruder, Gehone.« Die Schritte setzten wieder ein, und binnen eines Augenblicks verließ der Ligatentrupp das Haus und zog die Tür hinter sich zu.
    Tahn keuchte in der Enge des muffigen Kleiderschranks. Er musste die Tür öffnen, um wieder Luft zu bekommen, kroch zum Fenster und spähte über das Fensterbrett. Acht Männer führten die Frau die Straße entlang, und Stadtbewohner blieben stehen, um zuzuschauen und mit dem Finger auf sie zu zeigen.
    »Weg vom Fenster, du Dummkopf!« Der Befehl war leise, aber unmissverständlich. »Dass ihr euch vor der Liga versteckt, macht euch für jemanden wie Lethur zu Verbrechern. Ich muss jetzt los und den Rest meiner Jurshah holen. Alle vier Abteilungen der Liga müssen sich zur Züchtigung auf dem Anger zusammenfinden. Tahn, dein Pferd steht im Stall. Du kannst gern die alte Stute, die dort steht, mitnehmen«, sagte er und nickte Sutter zu. »Aber sie hat schon seit mehreren Monaten keinen Reiter mehr getragen. Das ist die letzte Hilfe, die ich euch anbieten kann.«
    »Was haben sie mit der Frau vor?«, fragte Tahn.
    Gehones Augen loderten, aber er sagte nichts. Tahn beobachtete, wie das langsame Brennen rote Äderchen im Gesicht des Ligaten hervortreten ließ. Am Ende sagte Gehone: »Das geht euch nichts an. Nutzt es aus, dass Lethur abgelenkt ist, und verlasst die Stadt. Euch bleiben mehrere Stunden, wenn ihr jetzt aufbrecht. Ich weiß nicht, wie Lethurs nächste Befehle lauten werden, also reist nicht auf der Straße, sondern haltet sicheren Abstand davon, ganz gleich, in welche Richtung ihr wollt. Wenn er euch entdeckt, werdet ihr verhört, und Lethur wird jeder kleinliche Vorwurf recht sein, um euch vor die Behörden zu schleifen, wenn er den Eindruck hat, dass ihr etwas vor ihm verbergt. Und ihr beiden kommt mir nicht wie gute Lügner vor.«
    »Aber wir haben nichts getan«, sagte Sutter zornig.
    »Entspann deinen Schwertarm, Junge. Ich bin nicht euer Feind. Es wird keine Rolle spielen, ob ihr etwas getan habt. Die Fürstentümer schrecken oft davor zurück, den Vorschriften ihrer eigenen Gesetze zu folgen, wenn bei einer öffentlichen Gerichtsverhandlung ein Ligakommandant seine Argumente vorträgt.« Leise fügte Gehone hinzu: »Niederrangige Räte und Bürgermeister sind Männer und Frauen mit Familien, die man leicht unter Druck setzen kann.« Gehone fingerte an dem Brokat an seinem Hals herum. »Das war nicht der Weg, den wir einst einschlagen wollten«, murmelte er und wandte sich zum Gehen.
    »Warte«, rief Tahn. »Danke.«
    Gehone blieb stehen und drehte sich um. Ernste Augen musterten Tahn forschend, als er auf Gehone zutrat und ihm dankbar die Hand bot. Der Mann sah mit seltsamer Miene auf Tahns Finger hinab, als ob die Geste ihm fremd wäre. Dann umfasste Gehone mit einem Ausdruck wachsenden Wiedererkennens Tahns Hand. Tahn legte die andere Hand um beide, wie Balatin es ihm beigebracht hatte, und besiegelte so seinen Dank. Gehone schien sich über die Geste zu wundern.
    »Reist in Sicherheit, meine Jungen«, sagte der Ligat, und sein Stirnrunzeln wich einer friedvollen Miene. Er klopfte Tahn auf die Schulter und stieg dann die Treppe hinunter.
    »Können wir jetzt gehen?«, fragte Sutter leicht gereizt.
    Zur Antwort eilte Tahn in die Küche und geradewegs zur Hintertür. Noch umfingen Schatten den Hof. Tahn duckte sich tief, öffnete die Tür und huschte zum Stall hinüber. Sutter folgte dicht hinter ihm; sie stießen das Stalltor nach innen auf und schlichen hinein.
    Jole

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