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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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Grußworten.
    »Ihr kommt früh«, sagte Gehone.
    »Der Erste Kommandant Cheltan hielt es für das Beste, diese Angelegenheit zu einem raschen Abschluss zu bringen.«
    Die andere Stimme verstörte Tahn. Der Mann sprach eifrig, aber gemessen, als ob er es gar nicht abwarten könnte, den Vollzug einer langen, schmerzhaften Strafe vorzunehmen.
    »Was für eine Angelegenheit ist das?«, erwiderte Gehone. »Ich habe keinen Bericht erhalten. Gibt es Neuigkeiten?«
    »In der Tat«, sagte der Kommandant in seltsamem Ton. Er erinnerte Tahn an einen Mann, der eine Überraschung für Gehone hatte, aber ganz genau wusste, dass dieser sich nicht darüber freuen würde. Seine Sprechweise verriet, dass er darüber entzückt war.
    »Was für Neuigkeiten denn?«, fragte Gehone.
    Die Schadenfreude schwand aus den Worten des anderen. »Eine öffentliche Züchtigung …«
    »Aber wir …«
    »Ich verfüge über die nötige Machtvollkommenheit, Gehone. Reicht Eure Beschwerde ein, wenn Ihr wollt, aber selbst mit einem Botenvogel wird sie in diesem Fall zu spät kommen.« Füßescharren folgte, und Tahn stellte sich vor, wie der Kommandant zur Tür ging und auf die Frau zeigte, die er gesehen hatte. Öffentliche Züchtigung. Er wusste nicht, was das bedeutete, aber es hatte bestimmt etwas mit der ans Pferd gefesselten Frau zu tun.
    »Bei allen Himmeln und beim Willen aller Menschen, Lethur, ist es Euch ernst damit, das zu tun?« Die Verzweiflung in Gehones Stimme machte Tahn größere Sorgen als das unterschwellige Entzücken in den Worten des Kommandanten.
    »Der Schatten des zivilen Ungehorsams wächst, Gehone. Er zieht Aufstände in allen Nationen nach sich. Die Liga allein scheint bereit zu sein, sich ihm entgegenzustellen.«
    »Indem sie eine Frau züchtigt? Vor den Augen von Kindern? Welches Verbrechen hat sie begangen?« Gehones Inbrunst wuchs.
    »Lehnt Euch nicht zu weit aus dem Fenster, Mann!«, blaffte Lethur. »Wir müssen alle unerfreuliche Aufgaben verrichten. Aber die Zivilisation wird dadurch gestärkt, dass man verderbliche Elemente ausmerzt. Umso besser, wenn man an Unaufgeklärten ein Exempel statuieren kann, das andere beeindruckt. Besinnt Euch auf Euren Eid.« Lethurs Stimme wurde sanfter. »Reicht eine Petition für Änderungen ein, wenn Ihr glaubt, dass sie dem zivilisierten Denken nützen werden, aber vergesst eines nicht.« Nun war der Ton des Kommandanten eindeutig einer, der keinen Widerspruch duldete. »Euer Recht, eigene Entscheidungen zu treffen, ist kein Freibrief, sondern es gehen Verantwortung und Konsequenzen damit einher. Wenn Ihr das versteht, werden die Entscheidungen, die Ihr trefft, perfekt mit denen Seiner Führerschaft, des Aszendenten Staned, übereinstimmen.«
    Gehone schwieg.
    Mehrere Augenblicke vergingen, bevor Lethur weitersprach: »Gut. Ich habe Eure Ergebenheit der Liga gegenüber immer bewundert, Gehone. Es spricht sehr für Euch, dass Ihr ihr mit dem Verstand folgt, obwohl Euer Herz bisweilen an den fehlgeleiteten Traditionen unzivilisierter Menschen hängt. Vielleicht seid Ihr ein Mann alter Schule.« Lethur lachte. »Und vielleicht der letzte. Aber Ihr seid ein treuer Gefolgsmann, bei dem man sich darauf verlassen kann, dass er den Eid erfüllt, indem er seine Pflicht tut.«
    »Wann?«, fragte Gehone ausdruckslos.
    »Sobald die ganze Stadt wach ist«, antwortete Lethur. »Ich erwarte von Euch, anwesend zu sein. Ihr werdet Eure vier Fähnlein sammeln und zu uns stoßen. Vielleicht überlasse ich Euch die Züchtigung. Das verhilft Euch womöglich zu etwas Einfluss hier und bringt diejenigen zum Nachdenken, die nicht viel vom Allgemeinwohl verstehen.«
    Gehone schien die nächsten Worte mit zusammengebissenen Zähnen hervorzustoßen: »Es ist gar keine echte Züchtigung, nicht wahr, Kommandant?«
    »Was wollt Ihr damit sagen, Gehone? Sprecht frei, solches Gemurmel höre ich mir gar nicht erst an.«
    »Eine Züchtigung sollte Gelegenheit bieten, sich zu ändern«, sagte Gehone mit unverminderter Leidenschaft.
    »Ah, scharfsinnig wie eh und je, Gehone«, erwiderte Kommandant Lethur. »Aber Ihr versteht nicht, worum es geht. Wisst Ihr, wir züchtigen nicht eigentlich diese Frau. Das Exempel, das wir an ihr statuieren, züchtigt hundert, tausend, ja zehntausend andere. Das ist der Nutzen, den unsere Anführer in so etwas sehen. Sie ist eine halsstarrige Frau, die überführt worden ist, bekannten Widerständlern Unterschlupf gewährt zu haben. Das Höchste Gericht beginnt das einzusehen, obwohl

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