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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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waren; andere Gebäude hatten runde, längliche, schmale oder vieleckige Fenster, und viele hatten die unterschiedlichsten Farbtöne, von Rosa über Himmelblau bis hin zu Gold. Diejenigen auf der Ostseite der Straße reflektierten bunte Lichtstrahlen.
    Manche Männer schritten in Kettenhemden gehüllt die Straße entlang, andere waren in Baumwollstoff gekleidet. Viele trugen eng anliegende Lederhosen, wadenhohe Stiefel, lockere Mäntel, die am Hals geschnürt wurden, oder Kapuzenumhänge unterschiedlicher Länge. Frauen spazierten in Kleidern umher, die aus glänzendem Stoff bestanden oder einen kunstvollen, zierlich gemusterten Spitzenbesatz aufwiesen. Diejenigen, die nicht über einen solchen Aufzug verfügten, trugen überwiegend Arbeitskleidung, die oft Flecken aufwies, die tief in den Stoff eingezogen waren. Die meisten Frauen trugen Hüte, wobei die Krempen bei den modischer gekleideten Damen breit waren und sich vorn und hinten leicht nach unten neigten, während bei vielen anderen die Hutkrempen kurz und zumeist flach waren; oft fehlte die Krempe ganz.
    Eine Fülle reich verzierter Kutschen säumte die Straßenränder. Ihre Besitzer schienen auf der Jagd nach irgendwelchen Einkäufen geschäftig von einem Laden zum nächsten zu eilen. Anspannung lag in der Luft, denn überall flatterten Fahnen im Wind.
    Tahn und Sutter ritten weiter und hofften, jemanden zu erspähen, den sie kannten. Vielleicht würde Vendanji jemanden nach ihnen Ausschau halten lassen. Sie drangen weiter in die Stadt vor, vorbei an Lauben, Lagerhäusern, mehrstöckigen Tavernen, Springbrunnen, Gasthäusern und Schreibstuben, die das Wappen des Wurzelbaums trugen.
    Inmitten eines breiten, grasbewachsenen Angers erhob sich ein hohes, schmales Gebäude, das von einer Glaskuppel bekrönt war. Tahn konnte darin hohe Zylinder sehen, die zum Himmel wiesen. Neben den Grundmauern des Gebäudes stand ein fest verankerter Pavillon mit mehreren Stuhlreihen, die einem Redepult zugewandt waren. Dahinter waren auf eine hohe, dunkle Schiefertafel mit gelber Kreide Diagramme gezeichnet.
    Sutter sperrte zwar vor Staunen über die Wunder ringsum den Mund weit auf, lächelte aber zugleich so unmöglich breit, dass er viel zu sehr auffiel.
    »Vielleicht wären Eure Majestät so gut, den königlichen Mund zu schließen? Sonst wirkt Ihr noch wie jemand aus dem gemeinen Volk«, scherzte Tahn.
    Sutter räusperte sich und straffte die Schultern. »Ich schwelge nur in den Kleinodien meines Reiches, mein Junge. Ein Mann ist gut beraten, sich seinen Erfolg und seine Bedeutung vor Augen zu führen.«
    »Ein Mann? Und noch dazu bedeutend?« Tahn lachte. »Gnädiger Herr, das Einzige an Euch, was zu einem Mann passt, ist Euer Geruch, den ich in der Tat sehr bedeutend finde. Ihr könntet vielleicht einmal in Erwägung ziehen, Euch den königlichen Arsch zu waschen.«
    »Das ist Aufgabe der Kammerzofe«, sagte Sutter lüstern. »Eine zärtliche Beschäftigung für ein zärtliches Mädchen.« Er gab das Spiel auf und fügte hinzu: »Wo sollen wir heute eigentlich übernachten?« Dann fuhr er fort, den Kopf in beinahe unmöglichen Winkeln zu recken, damit ihm auch ja keine Einzelheit der Gebäude um sie herum entging.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht sind die anderen schon hier.« Tahn ließ den Blick über die gewaltige Anzahl von Menschen schweifen, die sich auf der Straße drängten. »Aber wir werden sie nie finden, solange wir niemanden fragen.«
    »Und wie willst du dabei vorgehen?«, erkundigte Sutter sich tadelnd. »Einfach auf den Nächstbesten zuspazieren und ihn fragen, ob er einen finster blickenden Sheson und eine wunderschöne junge Fern gesehen hat?«
    Tahn dachte nach. »Wir halten nach dem Symbol der Drei Ringe Ausschau«, sagte er. »Wenn wir einen Angehörigen des Ordens finden, ist er sicher in der Lage, uns zu helfen, Vendanji aufzuspüren.«
    »Ich habe nicht das Gefühl, dass die Sheson hier willkommener sind als anderswo, vielleicht sogar noch weniger. Vielleicht sollten wir lieber einen Sodalen suchen.« Sutter wollte noch mehr sagen, schluckte es aber herunter, als sie eine dicht gedrängte Menschenmenge erreichten. Die Straße war plötzlich zu einer zu eng zusammengepressten Wand aus Leuten geworden, als dass man sich mit dem Pferd hätte hindurcharbeiten können. Über die zusammengeströmten Massen hinweg sah Tahn vor sich ein erhöhtes Schafott.
    »Aus dem Weg!«, forderte eine bärbeißige Stimme.
    Ein beleibter Mann mit fleckiger Gesichtshaut

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