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Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fernsehen und Ratgeberseiten in den Illustrierten ständig weiterzubilden.
    »Erna«, begann Paul augenzwinkernd, »stell dir vor, Onkel Johann möchte gern, daß wir unseren Betrieb erweitern und das Geld dazu von ihm annehmen.«
    Paul hatte sich dabei von Johann weggedreht, so daß dieser sein Augenzwinkern nicht sehen konnte.
    »Wieviel?« fragte Erna ruhig.
    »Fünf Millionen Mark.«
    »Fünf Milli…« Das Wort erstarb Erna im Mund. Auch sie schien der Betrag zu erschlagen.
    »Wir sind Onkel Johann dafür natürlich sehr dankbar, habe ich ihm gesagt«, fuhr Paul fort.
    Spontan rief Erna: »Bist du verrückt?«
    »Ich?!«
    »Ja!«
    »Wieso ich?«
    »Willst du dich und deine Söhne auf ewig verschulden?«
    »Onkel Johann«, sagte Paul, noch heftiger als zuvor augenzwinkernd, »will uns das Geld ja schenken.«
    Onkel Johann war schon eine Weile damit beschäftigt, sich eine seiner Importen anzuzünden. Das nahm ihn in Anspruch und hinderte ihn daran, an der Unterhaltung teilzunehmen. Jetzt war er aber soweit; die ersten Wolken aus seinem Mund stiegen empor zur Decke.
    Erna war abwechselnd blaß und rot geworden. Ihrem Gatten schenkte sie keine Beachtung mehr.
    »Darf ich mich setzen?« fragte sie den Onkel aus Amerika.
    »Aber bitte«, lachte der. »Das ist doch euer Büro hier.«
    »Onkel Johann«, fuhr Erna fort, »was bewegt dich dazu, so etwas zu tun?«
    »Ist das wichtig?«
    »Sehr.«
    Johann wollte hier keine feierliche Stimmung aufkommen lassen, deshalb sagte er: »Ich weiß nicht, wohin mit meinem Geld.«
    »Hast du drüben keine Verwandten mehr?« fragte Erna.
    Paul hörte ihr bewundernd zu. Die macht das viel besser als ich, dachte er. Ich hätte nicht mehr weitergewußt. Aber dafür kann ich mit Eisen umgehen.
    »Nur noch ein paar aus der Familie meiner Frau«, erwiderte Johann. »Aber die haben selber Geld genug. Außerdem mag ich sie nicht.«
    »Und uns magst du?« fragte Erna.
    »Sehr.«
    »Auch noch, wenn ich dir sage, daß dein Neffe hier dich schon die ganze Zeit für absolut verrückt hält und daran denkt, dich in ein Irrenhaus einzuweisen?«
    Paul fiel der Unterkiefer herunter. Mit offenem Mund saß er da. Onkel Johann schlug sich auf den Schenkel.
    »Denkst du, das habe ich nicht gemerkt!« rief er, Erna anlachend. »Das ist ein Menschenkenner! Gut, daß er dich hat!«
    Paul wischte sich wieder einmal über die Stirn. Total verwirrt, keines Wortes fähig, blickte er abwechselnd seine Frau und seinen Onkel an.
    Plötzlich läutete das Telefon. Das war ein normales Alltagsgeräusch, das in Paul gewissermaßen wieder ein normales Alltagsbewußtsein hervorrief. Er hob ab. Am anderen Ende meldete sich ein Direktor Vorwerk von der Deutschen Bank in Xanten. Der Mann war Paul unbekannt. Achtung schwang in Vorwerks Stimme, mit der er sagte: »Herr Müller, darf ich Sie fragen, wie wir mit Ihrem Kapital zu verfahren haben, wenn es eintrifft? Was schwebt Ihnen vor?«
    »Mit welchem Kapital?« fragte Paul trockenen Mundes.
    »Mit dem aus Chicago.«
    »Für mich?«
    »Ja«, antwortete Direktor Vorwerk. »Zwei Millionen Dollar! Oder sind Sie nicht Herr Paul Müller, Rheinpromenade 14, Rheinstadt?«
    »Doch.«
    »Ich habe das Gefühl, daß Ihnen mein Anruf überraschend kommt?«
    »Das kann man wohl sagen«, krächzte Paul, fühlte sich der Situation immer noch nicht gewachsen und fuhr fort: »Moment mal, ich gebe Ihnen einen Herrn, der dafür eher zuständig ist als ich …«
    Onkel Johann nahm den Hörer, den ihm Paul hinhielt, und sprach hinein: »Hier ist John Miller aus Chicago! Wer sind Sie?«
    »Direktor Vorwerk von der Deutschen Bank in Xanten.«
    »Ich bin der Mann, der in der vergangenen Nacht seiner Bank in Chicago Dampf gemacht hat, daß sie eine größere Überweisung an Ihr Institut vornimmt. Ist das Geld schon da?«
    »Mir liegt die fernschriftliche Ankündigung vor.«
    »Das genügt, die Sache klappt ja rascher, als ich dachte.«
    »Wie kann ich mich momentan vergewissern, daß Sie auch Mister John Miller sind?«
    »Mann«, sagte Miller im Multimillionärston, »wozu das? Ich will doch von Ihnen gar nichts! Sie lassen das Geld bei Ihnen liegen, bis Herr Paul Müller Sie wissen läßt, was Sie zu tun haben! Ist das klar?«
    Johann legte auf, ohne eine Antwort abzuwarten, und sagte zu Paul und Erna: »Einen Wunsch habe ich …«
    »Welchen?« fragte Erna.
    »Daß ihr mit diesem Geld keine Geschäfte mehr mit eurer hiesigen Sparkasse macht. Sucht euch dazu einen anderen Laden mit einem anderen

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