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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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dürren Arme waren mit purpurnen und efeugrünen Gewändern beladen. Ich blieb stehen und sah zu.
    Er ging zu dem hohen Eisenzaun, der die Anlage umschloss. Einige aus der Menge der Wartenden traten rasch vor. Es gab kein Gerangel oder Geschrei, ja nicht das kleinste Zeichen von Ungeduld, als sich Hände durch das Gitter streckten, um ein Messgewand oder eine Robe oder einen Schulterüberwurf entgegenzunehmen. Die Myazedo-Kämpfer am Zaun brüllten auch niemanden an, er solle zurückweichen. Nein. Diese Verteilung der Beute ging so zivilisiert über die Bühne, wie ich es mir nur vorstellen konnte.
    Ich drehte mich wieder zu Keau und dem Drachenmeister um. Letzterer hatte sich nicht die Mühe gemacht, dem Schauspiel zu folgen, sondern führte murmelnd Selbstgespräche und fuhr heftig mit den Händen durch die Luft, als wollte er einen Punkt besonders unterstreichen.
    »Ich habe den Schulterüberwurf eines Akolythen unter diesen Kleidungsstücken gesehen«, murmelte ich, als wir Keau eine kühle Steintreppe hinauffolgten. »Die Akolythen sollten doch nicht getötet werden.«
    »Vielleicht hat dieser sich gewehrt«, erwiderte Keau und blieb auf dem obersten Treppenabsatz stehen. Er sah mich an, und in seinem Blick lag zum ersten Mal die Trauer über all die Menschenleben, die diese Nacht gekostet hatte. »Es gab viel Lärm, heho! Viel Geschrei, viel Verwirrung. Und wir mussten schnell vorgehen. Einige von uns sind keine ausgebildeten Krieger und hatten vielleicht Angst. Wir mussten so schnell handeln.«
    Da verstand ich. Sein Schulterzucken war kein Zeichen von Beiläufigkeit gewesen. Er wollte nicht über die vergangene Nacht reden, wurde von Dingen verfolgt, die er mitangesehen und getan hatte.
    Ich trat von der schmierigen, braunen Pfütze aus getrocknetem Blut an der Steinwand dicht neben meinem Kopf weg und folgte Keau zu Tansan.

15
    N ur zwei der sieben Myazedo-Rebellen, die sich um Tansan scharten, saßen. Die restlichen Männer standen, marschierten rastlos auf und ab, gestikulierten und fuhren sich mit den Händen über ihre Haare und verfilzten Bärte.
    Alle sieben trugen zerlumpte braune Wämser und zerfetzte, blutbefleckte Hosen, und alle waren sie mit einer wilden Mischung aus Messern, Schwertern und Blasrohren bewaffnet. Sie sahen aus, als hätten sie seit Jahren keine ordentliche Mahlzeit mehr bekommen und ebenso lange nicht gebadet. Dafür waren sie alle ausnahmslos leidenschaftlich, engagiert und weit besser informiert als der durchschnittliche freie Leibeigene.
    Ihre Augen glänzten vom Kampf, als sie über die Verteilung der Beute diskutierten, die Bildung einer Volksarmee und die Notwendigkeit von Djobawen , einer Schirmherrschaft über das Volk. Außerdem redeten sie darüber, wer von ihnen eine Escoa besteigen und versuchen sollte, Chinion zu finden, ihren abwesenden Anführer, um ihm die Kunde von der Befreiung von Xxamer Zu zu überbringen.
    Dazu hatte ich auch etwas zu sagen, aber ich ließ mir Zeit, wartete auf den richtigen Moment. Beobachtete sie, wägte ab. Ich hockte auf dem Rand eines wundervoll gedrechselten Mahagonitisches und aß eine blaue Pflaume, die ich mir aus dem silbernen Fruchtkorb neben mir genommen hatte.
    Tansan verfolgte die Diskussion schweigend von einem der vielen niedrigen Diwane im Raum aus. Sie lehnte nicht darauf, sondern saß dort wie auf einem Thron. Sie war ebenfalls blutverschmiert; ein blutiges Tuch verbarg eine Wunde an ihrem Oberarm. Wie ihre Kameraden trug sie ein Wams und eine Hose. Es war sehr verführerisch, sie in der Kleidung eines Mannes zu sehen. Ihr praller Busen zeichnete sich unter dem engen, blutigen Wams deutlich ab.
    Man hatte dem Drachenmeister den Zutritt zu diesem Raum verwehrt, deshalb wartete er draußen vor den bewachten Türen. Schäumend vor Wut.
    »Dieser Suwembai-kam« , warf einer der sitzenden Rebellen ein; damit meinte er den Drachenmeister, nannte ihn einen Wahnsinnigen. Er sprach, ohne aufzublicken, und fuhr dabei fort, seine Fingernägel mit einem Messer von Schmutz und getrocknetem Blut zu reinigen. »Er versteht es, mit Drachen umzugehen. Haben wir genug Vertrauen zu ihm, um ihn auf die Suche nach Chinion zu schicken?«
    »Nein«, antwortete ein Rebell mit zwei dicken, verfilzten Zöpfen. »Dafür nehmen wir besser diesen betrunkenen Boten, den wir als Geisel genommen haben.«
    »Wir müssen mehr als nur einen Drachenflieger aussenden. Chinion könnte in jedem unserer Lager sein; wir würden Tage verschwenden, bis wir ihn

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