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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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ist Lirehs Äquivalent zu euch Rishi: die Arbeiter, die arbeitende Klasse, die Ikap-fe, die Netze webenden Spinnen.«
    Ich weigerte mich, auf ihren Seitenhieb zu reagieren.
    Der Drachenmeister, der die ganze Zeit unruhig murmelnd auf dem Stuhl herumgerutscht war und sich vor Aufregung seinen Backenbart gekratzt hatte, konnte sich nicht mehr beherrschen. Es musste ihn ungeheure Selbstbeherrschung gekostet haben, seine Zunge zu hüten und nicht über seinen Traum zu sprechen, die Djimbi nach all den Jahren der Unterdrückung zu befreien. Er sprang auf und marschierte an den Wänden der Bibliothek entlang, wie eine Raubkatze an den Gittern ihres Käfigs entlangschleicht. Ich dagegen blieb sofort stehen und ließ mich auf einen Diwan fallen, da ich befürchtete, dass wir uns sonst zu sehr ähnelten.
    »Der Aufstand in der Wai-Fa-Paak-Fabrik ist bis jetzt der berüchtigtste Aufstand«, fuhr Jotan fort. Ein Lächeln umspielte ihre roten Lippen. »Der Besitzer des Archipels wurde am helllichten Tag in aller Öffentlichkeit in Stücke gerissen, von den Ikap-fen , die ihn auf die Straße gezerrt hatten. Die Frauen und Kinder des Eigentümers wurden angeblich ebenfalls zerstückelt. Ich war nicht dabei, also kann ich das nicht mit Sicherheit sagen. Aber es spielt auch keine Rolle. Einige der Zündler, die an dem Aufstand beteiligt gewesen waren, wurden später von Inquisitoren aufgespürt und öffentlich enthauptet. Vielleicht waren es aber auch gar keine Zündler, die der Tempel gefunden hat. Er war nicht sonderlich wählerisch. Solange Köpfe rollten, und zwar Köpfe, die nicht den Ludu Bayen gehörten, war der Ashgon zufrieden.«
    Sie zuckte mit den Schultern und reckte sich ein bisschen. Unter dem blauen Seidenband bewegten sich ihre Brüste und ihr Bauch.
    »Ich will auf Folgendes hinaus: Ganz gleich, ob diese Aufstände spontan von Arbeitern ausgingen oder heimlich von einflussreichen Männern gesteuert worden waren: Die Anschläge und all die darauffolgenden Exekutionen und Ausgehverbote haben es nicht geschafft, die Große Erhebung auszulösen. Jetzt tauchst du auf und behauptest, du könntest Bullen in Gefangenschaft züchten. Du, Zarq, wirst der Funke sein, der die Große Erhebung entfacht. Aber du bist nicht der Aufstand selbst.«
    Ich hielt meine Zunge im Zaum, aber es kostete mich unsägliche Mühe. Wenn ich jetzt meine Zweifel daran äußerte, tatsächlich allen Rishi von Malacar und denen, die Jotan Ikap-fen nannte, Drachenbullen zu bescheren, dann würde sie das vielleicht abschrecken. Sie war eine Bayen, also würden die Männer, mit denen sie sich in Verbindung setzen wollte, ebenfalls Bayen sein. Sicher, einige Ausländer dürften darunter sein und gewiss mochten sich andere aus bescheidenen Verhältnissen zu Rang und Namen hochgearbeitet haben, und natürlich wurden alle von ihren eigenen Motiven zum gemeinsamen Ziel getrieben, die auf den Drachentempel gestützte Diktatur des Imperators in Malacar zu beenden.
    Aber nur wenige würden ihren Dienern Brutdrachen geben wollen. Wenn ein Diener einen Drachenbullen oder eine Drachenkuh besaß, warum sollte er dann noch dienen? Es war auch ein Klassenkampf, den ich focht, und sobald meine jungen Bullen aus ihren Kokons geschlüpft waren …
    Falls sie es überhaupt taten, verflucht!
    Das Gefühl setzte mir zu, dass keine Bullen entstehen würden, dass alle Mühen der Rishi, die in Xxamer Zu schufteten, während ich auf das feine Parkett der Bibliothek des Hauses Bri starrte, umsonst wären. Weil mir etwas entgangen war.
    Ein Diener tauchte auf. Ein Djimbi. Er hielt den Blick auf den Boden gerichtet. Ich vermutete, dass er einige Jahre älter war als ich, und fragte mich, ob er eine Frau erwählt und Kinder hatte. Ob er für Jotan und ihresgleichen ebenfalls nur eine Netze webende Spinne war.
    Jotan stand auf, trat an einen Schreibtisch, tunkte eine Schreibfeder in ein Tintenfass und fuhr damit kratzend über ein Pergament. Dann trocknete sie die Tinte mit einem Fächer aus weißen Federn, rollte das Pergament zusammen, schob es in eine Bambushülle, die so dünn und kurz war wie ein frischer Zuckerrohrableger, und träufelte smaragdgrünes Wachs über den Korkstopfen. Schließlich presste sie ein Siegel hinein und schrieb zwei weitere Nachrichten, die sie ebenfalls in runden Bambushüllen versiegelte.
    Diese drei Röhren reichte sie dem Diener, der die ganze Zeit mit gesenktem Blick neben dem Schreibtisch gewartet hatte.
    »Wecke die Boten Suip und Domsti!«,

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