Das Gift der Drachen Drachen3
Apparaturen, etwa so groß wie ich; sie sahen aus wie zweiarmige Pumpen, die auf kastenförmigen, hölzernen Plattformen über schweren Walzrädern standen. Als die alten Männer sie auf ihren Rädern hervorzogen, brach die Achse eines der Geräte mit einem lauten, hölzernen und metallischen Krachen. Sie fluchten, da sie das Mahlwerk aus dem Weg schoben und auf die Seite kippten. Metallklingen schimmerten unter dem kastenförmigen Bauch der Plattform.
Jeweils zwei Erwachsene stellten sich auf die übrigen Mahlwerke, und zwar auf die Plattform oberhalb der Klingen. Dann bedienten sie die Pumpenschwengel und setzten damit die Klingen in Bewegung. Wie merkwürdige, übergroße Käfer rollten sie über die Kadaverreste und zerfetzten Kokons und verwandelten sie in eine graue Masse von der Konsistenz von Haferschleim.
Die Kinder kamen wieder herein. Die Klingen der Sensen waren sauber, gereinigt an den Grasbüscheln. Sie hängten sie in die Halterungen an der Wand neben mir, wobei Savga mir grinsend zuwinkte, und packten dann die massiven hölzernen Schaufeln. Zwei Kinder nahmen je eine Schaufel; waren die Kinder noch sehr klein, schleppten sich auch drei oder vier damit ab. Das hölzerne Blatt jeder Schaufel war über einen Meter lang, kniehoch und leicht nach innen gewölbt. Die Kinder wateten in den Schleim der zermalmten Kokons und schoben den Brei, den die Mahlwerke hinterlassen hatten, die Rampen hinauf, die sie am Ende der Karren befestigt hatten.
Irgendwann ging ich nach draußen und legte mich hin. Mein ganzer Körper schmerzte fast unerträglich. Savga weckte mich, als sie mich fand.
»Deine Haut sieht aus wie geröstete Niere«, sagte sie ernst. »Du wirst morgen unter starkem Sonnenbrand leiden. Das war dumm von dir, in der prallen Sonne einzuschlafen. Du bist doch nicht verrückt, oder?«
»Wasser«, krächzte ich nur, dann wurde ich ohnmächtig.
Ich wachte auf, als mir etwas Kühles auf die Stirn tropfte, und öffnete meine schmerzenden Augen. Fwipi beugte sich über mich und träufelte Wasser aus einem Lappen auf meine Stirn, meine Lippen, meine Handgelenke und meine Lenden.
»Wie willst du gesund werden, wenn du dir so etwas antust, heho?«, murmelte sie.
Dann hielt sie mir einen Trinkkürbis an die Lippen und gurrte aufmunternd, als ich trank. Anschließend half sie mir aufzustehen. Sie war sehnig und knochig und so zäh wie Rinde. Sie hielt mich an den Hüften fest, während sie mich zum Frauenhaus zurückbrachte.
Sie kam jedoch nicht mit ins Haus, sondern blieb am Fuß der wackligen Treppe stehen. Die Spuren der grauen Masse auf ihren Waden trockneten bereits.
»Wir liefern jetzt das Futter aus«, erklärte sie. »Irgendwann nach Sonnenuntergang sind wir zurück, dann säubern wir die Karren und unsere Kleidung, bevor wir essen. Kannst du Matten und Körbe flechten? Mach das bis zu unserer Rückkehr. Flechte viele Körbe, viele Matten.«
»Ihr liefert Futter aus?«, fragte ich dümmlich.
»Ja, sicher, Futter für Brutdrachen.«
Sie redete über die zermalmten Kokons. Der Brei war zum Verzehr für Brutdrachen vorgesehen. Drachen würden Drachen fressen.
Mir stieg die Galle hoch.
»Mach viele Matten«, befahl Fwipi und deutete auf einen Haufen Jutestreifen neben der Treppe des Frauenhauses.
Barmherzigerweise ließ sie mich dann allein.
Yamdalar Cinaigours. Drachenkokons.
Erlaubt mir eine Erklärung.
Wenn das Ende ihres Lebens naht, beginnen alle weiblichen Drachen, Todeswachs abzusondern, woraufhin sie zu einem Kokon-Lagerhaus geschafft werden. Sobald sie das Lager erreicht haben, rollt sich jeder Drache zusammen und fällt in einen komatösen Zustand, in dem sich die Todeswachsproduktion verzehnfacht. Innerhalb einer Klauevoll Tagen ist die Cinaigour vollkommen in einen Yamdalar eingehüllt, in eine Art Keratinhülle. Der Tempel lehrt, dass der unvollkommene weibliche Drache – unvollkommen allein wegen seines Geschlechts – sich auf diese Weise darauf vorbereitet, in das Himmlische Reich einzugehen.
Obwohl die so eingekapselten Drachen tot zu sein scheinen, leben sie noch einige Tage weiter. In den Kokons bewegen sich gelegentlich Gliedmaßen und auch Schnauzen, und manchmal dringt ein trauriges, blubberndes Seufzen nach außen. Ein Drache darf niemals getötet werden, ungeachtet seines Alters oder seines Zustandes, denn diese Tiere sind heilig, selbst wenn diese Heiligkeit oft praktischerweise nur in Bezug auf die seltenen männlichen Exemplare ihrer Spezies anerkannt wird.
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