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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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wieder, und Savga sprang die Treppe hinunter. Sie gesellte sich zu mir, ihr Gesicht war umwölkt.
    »Mama will schlafen.« Sie klang, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen oder einen Wutanfall bekommen.
    Sie entschied sich für Letzteres und sah mich trotzig an. »Mama ist eine Myazedo. Sie tut, was sie sagt, oh ja. Sie wird mit diesem Fa-pim-Dreck in dieser Brutstätte aufräumen, und dann kann ihr keiner mehr wehtun.«
    »Halt deinen vorlauten Mund, Kind«, krächzte die alte Tiwana-Tante. »Unsinn reden kann töten.«
    Savgas Trotz verpuffte. Sie senkte den Blick, biss sich auf die Lippen und sah mich dann schüchtern an.
    »Du erzählst doch keinem, dass ich das gesagt habe, heho? Dass meine Mutter eine Myazedo ist?«
    Ich hatte keine Ahnung, was das Wort bedeutete. Aber ich lächelte ihr beruhigend zu. »Wir sind beste Freundinnen, Savga. Ich sage kein Wort.«
    Sie seufzte bebend und nickte. »Beste Freundinnen.«
    »Setz dich neben mich.« Ich klopfte auf den Boden. »Und erzähl mir noch eine von deinen Geschichten, heho.«
    Sie nickte zögernd. Aber sie schälte keine Coranüsse, sondern starrte schweigend zu Boden.
    »Ich vergesse es manchmal«, flüsterte sie schließlich.
    »Was vergisst du?«
    Sie wirkte erschöpft, leblos. »Dass Mama mich hasst.«
    Meine Reaktion war vollkommen unwillkürlich und durch nichts begründet. »Deine Mutter hasst dich doch nicht!«
    Sie zuckte apathisch die schmalen Schultern. »Das tut sie jedes Mal, wenn die Herren kommen und ihre Netze auswerfen. Ich bin eine Senemei.«
    Auch dieses Wort kannte ich nicht.
    »Eines Tages hatten drei Bayen Mama mitgenommen, als sie vom Fluss zurückkam, bevor ich geboren wurde. Daher hat sie diese Narbe. Sie hat sich gegen sie gewehrt. Und deshalb wurde auch Fwipi-Omas Gebieter getötet. Weil er Mama verteidigt hat. Ich bin eine Senemei. Das sagt Tiwana-Tante. Keau hat Mama anschließend erwählt, um ihr die Schande zu ersparen, weil sie mich bekommen hat.«
    Ich warf Tiwana-Tante einen kurzen Seitenblick zu. Das runzlige Gesicht der alten Frau war eine unbewegte Maske.
    Ich reimte mir zusammen, dass Senemei das Djimbi-Wort für Bastard sein musste. Keau war offenbar der Mann, der letzte Nacht in seine Hütte gestürmt war, als ich Fwipi mitteilte, dass die Bayen Tansan mitgenommen hatten.
    »Deshalb liebt Mama Agawan mehr als mich«, fuhr Savga heiser fort.
    »Agawan?«
    »Mein kleiner Bruder.« Eine Träne lief ihr über die Wange. »Sie hasst mich jedes Mal, wenn die Herren ihre Netze auswerfen. Weil ich sie an … an sie erinnere.«
    Das Mitgefühl für das Kind vor mir brannte in meinem Herzen, und ich verstand plötzlich ihr Entzücken, als ich versprochen hatte, ihre beste Freundin zu sein, und warum sie seitdem so entschlossen an meiner Seite geblieben war. Mein Auftauchen im Arbiyesku hatte Savga eine kinderlose Frau im Alter ihrer Mutter beschert, und sie hatte mich voller Leidenschaft und Verzweiflung adoptiert.
    Ich zog das Kind verlegen auf meinen Schoß und hielt es in meinen Armen, während ich nochmals den Schmerz durchlebte, den ich so oft empfunden hatte, wenn meine Mutter Waivia mir vorgezogen hatte. Savga fühlte sich klein und zerbrechlich in meinen Armen an. Ich tröstete nicht nur sie, oh nein, ich tröstete ein Spiegelbild meines jüngeren Ichs.
    Nach einem Moment lehnte sie ihren kleinen Kopf gegen meine Brust und weinte.
     
    Am nächsten Tag arbeitete ich zum ersten Mal auf den Feldern. Es war alles andere als ruhmreich.
    Mit vor Schmerz zusammengekniffenen Augen schlurfte ich durch die endlosen Reihen von Mehltau befallener Ölpflanzen, brach die schrumpligen Büschel mit Daumen und Zeigefinger ab und legte sie in den verschlissenen Sack, der, von einem breiten Band um meine Stirn gehalten, auf meinem Rücken hing. Ich fühlte mich am ganzen Körper wackelig, während mein Inneres von meinen gebrochenen Rippen wund gescheuert wurde. Ab und zu knackte eine von ihnen, was einen unangenehmen, blubbernden Schmerz in meiner Brust auslöste. Aber ich ließ mich auch durch den zusätzlichen Schmerz nicht von der Feldarbeit abhalten, nicht nach dem, was Tansan hatte erdulden müssen. Um der Liebe des Drachen willen würde ich auf diesen verdammten Feldern schuften.
    Savga konnte weder meine Lethargie noch meine Schwäche verstehen. Wenn ich etwas von gebrochenen Rippen murmelte, reagierte sie ungeduldig, und um die Mittagszeit arbeitete sie mehrere Reihen vor mir neben zwei Mädchen ihres Alters. Mit ihren kleinen

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