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Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Moment fragte ich mich, was der Drachenmeister wirklich für Kinder empfand, für all die Kinder, die unter seiner Herrschaft als Drachenmeister der Brutstätte Re vor seinen Augen in der Arena zu Tode getrampelt worden waren. Vielleicht zwang er sich ja dazu, Kinder zu verabscheuen, um Tag für Tag weitermachen und all die Dinge tun zu können, die von ihm als Drachenmeister verlangt wurden. Vielleicht war sein Abscheu vor Kindern nur eine Fassade, sein einziger Schutzpanzer gegen eine Welt, die von den Gesetzen des Tempels so erbarmungslos und blutig gestaltet wurde. Dieser Unwille Kindern gegenüber war sein Schutzschild.
    Den er jetzt listig benutzte, um mich zu beschützen. Der Akolyth erstarrte, da der Drachenmeister ihn mit seinen Worten an seinen niederen Status erinnerte. Er bedeutete mir, aus dem Stall zu kommen. Ich gehorchte und hielt Savga fest umschlungen. Das Gitter schlug hinter uns klappernd zu.
    Der Akolyth spie vor mir aus. Sein Speichel hatte die Farbe rohen Fleisches, sah aus wie Innereien. Er wirbelte herum und entfernte sich von dem Hof mit den Stallungen. Der Drachenmeister folgte ihm mit zusammengezogenen Schultern.
    Nach einem Moment setzte auch ich mich in Bewegung.
    Ich blickte nicht einmal zu Oblan und Runami zurück, die mir mit starren Augen nachsahen.
    Hast du dich auch so gefühlt, Mutter, als du Waivia mir vorzogst? War dein Bauch schwer von Verzweiflung, deine Augen geschwollen von unvergossenen Tränen? Bist auch du an deinem Verrat beinahe erstickt und hast dich mit dem glühenden Schwur getröstet, dass du dich von diesem Kind, diesem einen Kind, niemals abwenden würdest, ganz gleich, was auch geschehen mochte? Niemals?
    Fühlte es sich so ähnlich an, wenn man seine Tochter im Stich ließ?
     
    Wir gingen in die Quartiere der Drachenjünger, durch kühle, steinerne Gänge, die so schmal waren, dass man nicht nebeneinander marschieren konnte. Die weißen Steine schimmerten, als wären sie poliert. Ich dachte an weiße Coranüsse, die geschält in einer Pfanne mit heißem Öl schwammen. In den Wänden befanden sich kleine, glatte Nischen, und in jeder einzelnen standen wunderschöne, aus Elfenbein geschnitzte Drachen. Aber es waren keine normalen Drachen, oh nein. Sie hatten Brustwarzen, große, gewölbte Brüste, Zitzen oder Brüste wie Tauben. Ihre Schwänze waren dick und sahen wie Phalli aus. Einige der Statuetten waren kunstvoll in sich verschlungen. Andere waren keilförmig, bestanden nur aus scharfen Kanten und spitzen Dreiecken. Jede wirkte wie das Werk eines Dawahat Komikon, eines Meisters der Elfenbeinschnitzerei, und sie alle waren zahllose Dracheneier wert.
    Ich musste Savga absetzen, weil ich keine Kraft mehr in Armen und Körper hatte. Sie glitt an mir herunter, ohne mich loszulassen. Ich legte meine Hand auf ihre knochige, schmale Schulter, die sie an meine Hüfte presste, als wir weiterschlurften.
    Der muffige Geruch von Weihrauch hing schwer in der Luft. An den Wänden klebten braune Tropfen davon, die in braunen Streifen herunterliefen, als würden die weißen Wände das Zeug ausschwitzen. Ab und zu kamen wir an einer muschelförmigen Nische in der Wand vorbei, einer Grotte, in der ein Drachenjünger Platz fand, um andere in dem schmalen Gang passieren zu lassen.
    Wir gingen an Türen vorbei, die aus gehämmertem Zinn bestanden, in die Reliefs von Featon-Garben, Dracheneiern und Granatäpfeln eingeprägt waren. Einige waren mit großen Riegeln und Stangen verschlossen. Der Tempel musste sich offenbar vor seinen eigenen Leuten schützen.
    Vor einer dieser Zinntüren blieben wir stehen. Der Akolyth öffnete sie und trat geduckt ein. Der Drachenmeister folgte ihm, mit Savga und mir auf den Fersen.
    Der Raum war überladen mit weichen Kissen, die Wände mit großen Wandteppichen behängt, die sie wie Felle überzogen. Ich bekam kaum Luft, so stickig und staubig war dieses Gemach. Der abgestandene Geruch, der von langer Nichtbenutzung herrührte, erfüllte meine Nase und meinen Mund wie Watte.
    Zwei Paras neben der Tür, durch die wir getreten waren, betrachteten mich mit demselben Ekel. Ich errötete vor Scham über die braunen Kotflecken auf meinem Bitoo, über meinen und Savgas Gestank, hob aber dennoch trotzig das Kinn. Wären nicht die Paras und ihresgleichen gewesen, hätte ich mich nicht in einem solch entwürdigenden Zustand befunden. Sie waren verantwortlich für meinen Schmutz; sollten sie doch daran ersticken.
    »Das ist er«, ertönte eine Stimme. Ich

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