Das Gift der Drachen Drachen3
wegzubringen.
Ich wiederholte immer wieder das Wort Myazedo , erntete jedoch nur verächtliche Blicke. Was ich wollte, war unwichtig.
Ich erinnerte mich an das, was Fwipi damals im Arbiyesku gesagt hatte. Es entspricht nicht der Art der Djimbi zu kämpfen, sich mit Gewalt etwas zu nehmen. Nichts war weiter von der Wahrheit entfernt, wenn ich meine Häscher hätte beschreiben sollen. Sie waren jeden Zoll Krieger, Räuber, Kämpfer. Wären mehr Djimbi-Stämme gewesen wie sie, hätte Imperator Wai Soomi Kun vor vierhundert Jahren niemals dieses Land unterwerfen können, das jetzt als Malacar bekannt war.
Langbein stand neben der Matriarchin und sah mir nach. Sie hatte ihr Kinn stolz erhoben und ihre Augen funkelten wild. Ihre Hände waren von eiternden Geschwüren überzogen, wo das Gift ihre Haut berührt hatte, als sie es mir in Nachahmung des bestialischen Ritus in den Schoß geschoben hatte. Offenbar war sie zuvor nicht mit Drachengift in Kontakt gekommen. Ich hatte von diesen Geschwüren gewusst, weil Langbein mich vor Tagesanbruch geweckt und mir diese widerlichen Ekzeme gezeigt hatte. Dabei hatte sie gequält gegrinst und die Nasenflügel gebläht, während ihre Pupillen von den Schmerzen, die sie zweifellos litt, ganz klein waren. Ich hatte ebenfalls einige Eiterblasen, linsengroß und von geröteter Haut umgeben, aber natürlich vertrug ich das Gift viel besser als Langbein.
Sie hatte einen Kürbis mit einer Masse, die wie pürierte schwarze Pilze aussah, auf meinen Schoß fallen lassen, dazu eine Scheibe rohes Fleisch. Ich hatte den erdig schmeckenden Brei und das rohe Fleisch allein gegessen, wie ich auch die Nacht zuvor allein in der Hütte der Matriarchin geschlafen hatte. Obwohl der heilige Flug meiner Seele, eingehüllt in die Umarmung des Giftes, natürlich ebenso weit von Schlaf entfernt gewesen war wie Langbein von Wohlwollen. Etwas in dem Pilzbrei schien ähnlich zu wirken wie die Reinigungsmagie, mit der Gen mein Verlangen nach dem Gift hatte ersticken wollen, denn die kalten Schauer, die mich nach dem Aufwachen geschüttelt hatten, hatten danach unvermittelt aufgehört.
Geführt von meiner Djimbieskorte reiste ich einen Tag und eine Nacht lang dorthin zurück, wo meine Häscher mich gefunden hatten.
Jedenfalls nahm ich das an. Der Dschungel wirkte überall gleich, und es kam mir vielleicht nur so vor, als würden wir denselben Weg zurückgehen.
Aber nein. Am Vormittag des zweiten Tages traten wir aus dem Dschungel auf eine windgepeitschte Klippe. Eine Djimbi deutete auf meine Escoas, dann auf die Schlucht und den Fluss unter uns.
»Myazedo « , sagte Jadeauge.
Heho! Wir hatten doch ein Wort gemein.
» Myazedo « , wiederholte sie brüsk und deutete auf die Schlucht. Ich verstand. Ich sollte hinunterfliegen und mein Myazedo-Lager suchen.
Ich wollte mich bedanken, aber Jadeauges arrogante, stolze Miene erstickte meine Worte im Keim. Sie hatte mich nicht hierhergebracht, weil ich es wollte oder darum gebeten hatte, sondern weil es ihr so gefiel. Meine Dankbarkeit hätte mir nur Verachtung eingebracht.
Ich fragte mich, warum die Matriarchin und ihr Stamm ihren Ritus an mir vollzogen hatten und warum sie Zeit und Energie aufgewandt hatten, um mich zu dem Myazedo-Lager zu bringen. Langbein hatte, als ich sie verließ, immer noch meine Locke in ihrem Haar getragen, so wie ich die ihre. Als ich sie ihr während des Ritus abgeschnitten und in mein Haar geflochten hatte, hatte ich mich gefühlt, als hätten wir ein Geschäft abgeschlossen.
Dennoch schlummerte in mir noch die Empfindung einer uneingelösten Schuld.
Eine Bö fuhr durch Jadeauges grüne Mähne, während sie auf mich herabsah. Die scharfen Züge ihres dunkelgrün und teakbraun getönten Gesichts wirkten stolz und wie die eines Raubtiers. Die Vorstellung, ihr und ihrem Stamm etwas schuldig zu sein, gefiel mir nicht.
Ich kehrte ihr den Rücken zu, zog die Sattelgurte der Escoas straffer und band Schweinsnase mit einem grob geflochtenen Seil, das mir der Stamm geschenkt hatte, an Krötenjägerin. Schweinsnase war fügsamer, und ich erwartete, dass sie mir folgen würde, ohne Ärger zu machen. Trotzdem band ich sie sicherheitshalber fest.
Beide Escoas hatten verunstaltete Schnauzen und atmeten geräuschvoll durch ihre verletzten Nüstern, obwohl die Wunden bereits sichtbar heilten. Ein Windstoß schüttelte Regentropfen von den Blättern der Bäume hinter uns, und die Escoas schwangen ihre Hälse über den Rand der Klippe, erst
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