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Das Gift der Engel

Das Gift der Engel

Titel: Das Gift der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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identifizieren.
    »Wenn es einen Hinweis gibt, muss ich ihm nachgehen«, setzte der Hauptkommissar nach. »Es tut mir leid, dass ich euren Quartettabend ruiniere.«
    »Es ist auch Ihr Quartettabend, Herr Kessler«, sagte Stollmann, und alle Heiterkeit war aus seiner Stimme verschwunden.
    Kessler presste die Lippen zusammen. Offensichtlich bemerkte er erst jetzt die Spannung, die er verbreitete.
    »Das ist richtig. Entschuldigung! Also, es tut mir leid, dass ich unseren Quartettabend ruiniere. Aber da ist ein Mord geschehen, und wir haben keine Zeit. Nikolaus, ich sage es ungern, aber wenn du mir nicht so schnell wie möglich alle Angaben zu Joch machst, die du machen kannst, kannst du dir juristische Probleme einhandeln. Du wirst morgen sowieso ins Präsidium kommen müssen – so oder so. Glaub mir, ich bedaure die Umstände. Aber es geht nicht anders.«
    Wenn Alban Kessler jetzt die Geschichte von Zimmermanns Besuch erzählte, würde der Hauptkommissar wieder am Telefon hängen, wenn er nicht direkt zu seinen Kollegen fuhr. Er würde Zimmermann ausfindig machen, mit ihm reden, sich berichten lassen, dass Joch so lange schon verschwunden gewesen war. Für Zimmermann würde es ein Schock sein, dass sein Lebensgefährte auf so grausame Art ums Leben gekommen war.
    Keine Frage: Der Quartettabend war geplatzt – auch wenn Fiona und Stollmann das noch nicht wussten und gespannt auf ihren Plätzen saßen und darauf warteten, dass der zweite Satz begann.
    »Also?«, fragte Kessler.
    »Dr. Stollmann, Frau Bertram«, sagte Alban. »Es tut mir leid, aber ich muss mich jetzt eine Weile mit Gerhard unterhalten.«
    »Proben wir denn nachher noch weiter?«, fragte Fiona.
    Alban sah auf die Uhr. Es war kurz nach halb zehn.
    »Es ist schon spät«, sagte er. »Und Gerhard …« Er machte eine Pause, bevor er das Unabwendbare in Worte fasste. »Er wird sicher nach unserer Unterhaltung keine Muße mehr zum Musizieren haben, fürchte ich.«
    Kesslers Augen verengten sich. Der Blick erinnerte Alban an den eines Raubtiers, das sich seiner Beute sicher ist. Es war ein Gesichtsausdruck, den er an Kessler nicht kannte.
    »Wie schade«, sagte Fiona. »Dabei hat es gerade heute solchen Spaß gemacht.«
    Sie stand auf und verließ das Arbeitszimmer, nicht ohne Alban noch einen Blick zuzuwerfen, den Alban nicht genau deuten konnte. Er enthielt ein bisschen Mitleid, aber auch etwas Aufmunterung. Stollmann folgte ihr, nachdenklich dreinblickend. Er hatte die Tür schon hinter sich zugezogen, Alban wollte mit seinem Bericht beginnen, da kam er noch einmal zurück, um sein Glas zu holen.
    Alban fragte sich plötzlich, warum Kessler eigentlich noch nie eine Bemerkung darüber hatte fallen lassen, dass Stollmann nach ihren Zusammenkünften regelmäßig mit mindestens einer drei Viertel Flasche Wein intus durch Godesberg fuhr.
    »Ich bin froh, dass du dich durchgerungen hast, auf den Beethoven zu verzichten«, sagte Kessler. »Ich weiß, wie viel dir an unseren Musikabenden liegt.« Er holte Luft und fixierte Alban. »Aber jetzt erzähl mir bitte, was du weißt.«

     
    Hinter ihm öffnet jemand die Tür. Der Junge braucht sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer da gekommen ist.
    Lange steht der Mann hinter ihm. Stumm.
    Dann beginnt er zu sprechen.
    Die Stimme klingt raunend, und dem Jungen ist klar, dass sie lügt.
    Er will sich dieser Stimme entziehen. Aber wo soll er denn hin? Er muss warten, bis der Mann von selbst geht.
    Die Stimme trieft vor Begehren.
    Der Junge schüttelt den Kopf, ohne daran zu denken, dass der Mann ihn in der Dunkelheit nicht sehen kann.
    Zeit vergeht. Beide schweigen. Der Junge steht starr. Kein Geräusch. Der Mann ist immer noch da.
    Nun spricht er wieder.
    Die Stimme hat eine andere Färbung angenommen. Der Junge hört etwas Lauerndes heraus. Etwas Gefährliches.

4
    Als Alban am nächsten Morgen die Treppe hinunterging, hörte er Simone in ihrem Bad duschen. In der Küche röchelte die Kaffeemaschine vor sich hin, und auf dem gedeckten Tisch stand ein Korb mit Brötchen.
    Simone joggte jeden Morgen in der Rheinaue und brachte auf dem Rückweg von der Bäckerei Markmann in der Plittersdorfer Straße eine Tüte Brötchen mit.
    Als er sich setzte, fiel sein Blick auf die Küchenuhr. Sie zeigte kurz nach acht. Alban hätte am liebsten sofort eine Tasse Kaffee hinuntergestürzt, aber die Kanne, die sich in der Maschine tropfenweise füllte, war gerade erst einen Finger hoch voll.
    Er starrte vor sich hin, bis Simone

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