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Das Gift der Engel

Das Gift der Engel

Titel: Das Gift der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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eine Person nach Los Angeles gebucht wurde. Raten Sie mal, auf welchen Namen.«
    »Arne Zimmermann?«
    »Ganz recht. Und das ist noch nicht alles. Jemand hat versucht, an einem Geldautomaten am Bahnhof mit Herrn Jochs Bankkarte Bargeld abzuheben. Die Person kannte allerdings die Geheimzahl nicht. Nach den drei möglichen Versuchen wurde die Karte eingezogen.«
    »Und auf dem Video der Bank ist Herr Zimmermann zu sehen?«
    Dr. Schneider schüttelte den Kopf. »Nicht alle Bankautomaten sind mit Videoüberwachung ausgestattet. Und noch etwas kommt hinzu: Herr Joch hat vor drei Monaten sein Testament gemacht. Wie Sie vielleicht wissen, war er nicht gerade ein unvermögender Mann. Jedenfalls hat er Herrn Zimmermann, seinen geliebten Freund, wie er im Testament schrieb, zu seinem Alleinerben bestimmt. Und jetzt sagen Sie mir bitte, wie ich bei diesen Indizien auf unschuldig plädieren soll.«
    Alban schüttelte den Kopf. »Warum ist er denn nicht nach Los Angeles geflogen, wenn er es vorhatte?«
    »Er wird geglaubt haben, dass er irgendwie an Bargeld kommt, und damit wollte er flüchten. Das scheint aber nicht funktioniert zu haben, und so hat er sich entschlossen, den Unschuldigen zu spielen. Der Besuch bei Ihnen war Teil des Plans. Ihm war klar, dass Sie auf seiner Seite sein würden.«
    »Trotzdem passt einiges nicht zusammen. Zum Beispiel: Wenn er Herrn Joch wirklich mit dieser Beethovenbüste erschlagen hat, warum wirft er das Ding dann nicht in den Rhein, anstatt es am Tatort zu hinterlassen?«
    »Verbrecher handeln nicht logisch. Vielleicht war er über seine Tat so schockiert, dass er in Panik geriet. Da macht man schon mal Dinge, die hinterher konfus wirken.«
    Alban wusste darauf nichts zu sagen. Dieses Argument hatte er sich schon von Kessler anhören müssen.
    »Sie müssen sich damit abfinden«, sagte der Anwalt, und Alban hörte deutlich Ratlosigkeit heraus. »Herr Zimmermann war es. Aber es wird Wege geben, um die Strafe nicht ganz so empfindlich werden zu lassen.«
    Alban starrte Dr. Schneider an und wurde plötzlich von einem eigenartigen optischen Effekt verwirrt. Immer wenn Dr. Schneider sprach, blitzte etwas zwischen seinen Zähnen. Die Farbe harmonierte perfekt mit dem hellen Haar des Anwalts und mit dessen goldener Uhr.
    Alban versuchte angestrengt, sich an den Abend zu erinnern, an dem Zimmermann bei ihm gewesen war. Er bemühte sich, noch einmal die Bilder zurückzuholen und damit den Eindruck, den er damals von Zimmermann gewonnen hatte.
    Hatte der junge Mann wirklich gelogen? Hatte er ihm, einem völlig Fremden, eiskalt etwas vorgespielt, nur um wenigstens den Hauch eines Zweifels an seiner Schuld aufkommen zu lassen? War das alles geplant gewesen? Gnadenlos durchkalkuliert? Was hatte er, Alban, empfunden, als Zimmermann vor ihm stand? Zunächst einmal Widerwillen wegen der Störung. Und dann? Doch sicher Mitleid. Zumindest Mitgefühl …
    All das sollte auf einer Täuschung beruht haben? In Alban entstand plötzlich ein ungeheurer Verdacht.
    »Kann es sein, dass er auch die Geschichte von der Partitur erfunden hat, um eine falsche Spur zu legen?«, entfuhr es ihm. »Dass es gar keinen geheimnisvollen Umschlag gab? Dass die Noten einfach aus Jochs Wohnung stammen?«
    »Na endlich! Ich sehe, Herr Alban, Sie beginnen, wie jemand zu denken, der meinen Mandanten wirklich verstehen will.« Er beugte sich vor. »Vielleicht hat er die Noten sogar selbst zusammengeschmiert, um Ihnen diese Story aufzutischen.«
    Alban starrte den Anwalt an. Ein Gefühl des Unmuts überfiel ihn.
    »Ich bin durchaus in der Lage zu erkennen, ob ein Musikstück einfach nur aus zusammengemalten Noten besteht oder wirklich einen Sinn ergibt, Herr Dr. Schneider.« Er erhob sich. »Ich denke, damit ist unser Gespräch beendet.«
    Auch Dr. Schneider stand auf, offenbar etwas unsicher angesichts der Verärgerung, die er bei Alban hervorgerufen hatte.
    »Es tut mir leid, wenn ich etwas gesagt habe, das …«
    »Nein, nein, schon gut«, wehrte Alban ab.
    »Ich glaube ja, dass Herr Zimmermann diese Noten eventuell von Herrn Joch bekommen hat. Wenn Sie der Meinung sind, dass es sich dabei um ein sinnvolles Musikstück handelt, nehme ich Ihnen das ab. Sie sind schließlich der Experte.«
    Alban nickte nur. Dr. Schneider redete weiter. »Tun Sie mir einen Gefallen. Wenn Ihnen noch etwas auffällt an diesem Manuskript, teilen Sie es mir bitte mit. Das heißt: Hat die Polizei Ihnen die Partitur eigentlich wieder

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