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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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sie wie eine Haube um den Kopf drapiert hatte, liegt jetzt lose um ihren Hals. Sie ist eine Frau im mittleren Alter mit einem kleinen, runzligen Gesicht. Dünnes Haar löst sich aus einem locker geschlungenen Knoten auf ihrem Kopf, und sie drückt eine Akte an die Brust. Gerade noch erkenne ich die Buchstaben SCC – Suffolk County Council– auf der klobigen Ausweismarke aus Plastik, die an einem breiten Band um ihren Hals hängt. Sie ist überhaupt keine Journalistin, sondern eine Verwaltungsangestellte. Etwas an ihr erinnert mich an Rex’ Bewährungshelfer. Ein kleines Lächeln der Befriedigung macht ihre Lippen schmal, als sie ein Formular zu Ende ausfüllt.
    Die Nachbarn versammeln sich in den Vorgärten zur Analyse der jüngsten Ereignisse. Es geht um Sozialbetrug, sagt eine Nachbarin, eine ältere Frau, die ich nicht gut kenne. Anscheinend hat Dave ein Rückenleiden vorgeschützt und Behindertenunterstützung beantragt, gleichzeitig aber als Hilfsarbeiter in dem neuen Wohnungsbauprojekt gearbeitet. Woher sie alle diese Details hat, nachdem die Polizei gerade erst vor ein paar Minuten abgerückt ist, sagt sie nicht, aber anscheinend hat sie großes Zutrauen zu ihren Quellen.
    » Da sieht man mal wieder«, sagt sie, als ihr Publikum auseinandergeht, » man weiß nie, neben wem man da wohnt.«
    Die Examensergebnisse wurden am letzten Mittwoch im August verkündet. Sie wurden zwar am selben Tag auch mit der Post versandt, aber man rechnete damit, dass die Studenten auf den Campus kamen und sie abholten. Biba sparte sich die Mühe; sie behauptete, für sie sei das Examen immer nur ein Mittel zu dem Zweck gewesen, einen Agenten zu finden. Ich war ziemlich sicher, dass ich ein Erste-Klasse-Examen eingesackt hatte, und fuhr ebenfalls nicht hin. Ich wollte nicht riskieren, Caroline Alba über den Weg zu laufen. Sie würde wissen wollen, warum ich mir die Bewerbungsunterlagen, die sie mir gegeben hatte, nicht angesehen und warum ich kein Exposé für eine Magisterarbeit verfasst hatte, und ich hätte ihr keinen guten Grund nennen können. Ich hatte Rex’ Haltung übernommen und steckte den Kopf in den Sand, und jeden Tag gab ich ein weiteres kleines Stück meiner Verantwortung für meine eigene Zukunft auf. Noch aber war meine Realitätsverleugnung nicht so weit gediehen, dass mir das Problem nicht klar gewesen wäre. Ich beschloss, allein nach Brentford zu fahren, die dort zugestellten Resultate zu lesen und den Platz und die Ruhe, die ich dort finden würde, zu nutzen, um meine Entscheidung zu treffen. Ich setzte mir eine Frist bis Mitternacht: Bis dahin würde ich mich entweder für eine Universität und ein Magisterthema entscheiden, oder ich würde den Gedanken daran ein für alle Mal verwerfen.
    Ich hatte noch einen anderen Grund, in mein altes Zuhause zurückzukehren: Ein Anruf vom Kontinent war verabredet, meine früheren Hausgenossinnen würden sich irgendwo in Frankreich um ein einziges Telefon drängen, und ich würde ihre Umschläge öffnen. Zwar würde keine der drei Spitzennoten erreichen, aber ihre Zukunft hing auch in keiner Weise von ihren Examensnoten ab.
    Ich hatte den Autoschlüssel schon in der Hand, als ich Rex sagte, er solle an diesem Abend nicht auf mich warten.
    » Kann ich mitkommen?«, fragte er und machte runde Augen. Das war ein Trick, den er mit Biba zusammen beherrschte: Die oberen und unteren Augenlider entfernten sich voneinander, ohne das Weiße zu entblößen. Stattdessen schienen Iris und Pupille sich zu weiten, miteinander zu verschmelzen und die ganze Augenhöhle auszufüllen, und wenn man sie ansah, hatte man das Gefühl, in heißer Schokolade zu ertrinken. Sie wussten beide, dass dieser Blick durch ein halb ironisches Vorschieben der Unterlippe noch verstärkt werden konnte, sodass ich zu weiterem Widerstand nicht mehr in der Lage war. Auch Alice hat diese Fähigkeit geerbt; sie muss angeboren sein, denn weder Rex noch Biba waren hier, um sie ihr beizubringen. » Ich will alles über dich wissen. Ich möchte sehen, wie du gewohnt hast, bevor du hergekommen bist.«
    » Ich wohne da offiziell immer noch«, sagte ich, aber er war schon losgezogen, um seine Zahnbürste zu holen.
    Ich hatte meine Eltern vergessen, bis ich in meine Straße einbog und den Wagen meines Vaters sah, der ein paar Häuser weiter parkte. Der zweiwöchige Urlaub auf dem Dauerparkplatz bei Terminal 4 hatte dem hellblauen Lack seinen Glanz nicht nehmen können. Ich machte eine Vollbremsung, und Rex flog auf

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