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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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großstädtischer Garten Eden. Vor Mitternacht würde ich aus meinem privaten Paradies vertrieben werden.
    Die Atmosphäre im Haus war an diesem Tag positiv aufgeladen; sie knisterte von unserem glückbringenden Geheimnis. Wenn unsere Blicke sich trafen, wechselten wir ein verstohlenes Lächeln, und Sex war wieder zu einem zweimal täglich stattfindenden Ritual geworden. Eine neue Verspieltheit war zwischen uns entstanden. Seit dem Treffen mit seinem Vater lag der blaue Umschlag unberührt auf dem Sekretär. Wir hatten Biba noch nichts erzählt; wir wollten warten, bis die Einladung zum Essen in Hampstead bestätigt war.
    Auch Guy war in einer seltsamen Stimmung; anstelle der gewohnten Verdrossenheit zeigte er eine beschwingte Laune. Sein Mobiltelefon war emsiger denn je und klingelte und zirpte sechs- oder siebenmal am Tag. Er führte seine Gespräche mit gedämpfter Stimme, aber niemand machte sich mehr die Mühe, noch hinzuhören. Die letzten zwei Tage hatten einen Anfall von manischer Aktivität erlebt, denn gegen meinen Rat hatte er es unternommen, im Garten zwei Lautsprecher zu installieren. Aus Draht und Kupferfasern hatte er irgendetwas Kompliziertes konstruiert, war mit einer Zange zwischen den Zähnen die Balkontreppe hinauf- und hinuntergerutscht und hatte den ramponierten, zehn Jahre alten CD -Player mit zwei Boxen verbunden, die besser zu einem Outdoor-Rave gepasst hätten als in einen Londoner Garten.
    Was immer hinter Guys Tempowechsel steckte, die erhoffte Wiedervereinigung mit Biba war es nicht. Sie war vertieft in ein neues Drehbuch, für das sie in der kommenden Woche vorsprechen würde. Es handelte sich wieder um eine Fernsehproduktion, aber diesmal ging es um eine moderne Rolle, die Rolle der Nachbarin in einer Komödie über einen Mann, der in der Lotterie gewonnen hatte und das vor seiner Frau verheimlichte. Das Buch bestand nicht wie sonst aus ein paar zusammengehefteten Blättern, sondern es war ein zolldicker Stapel Seiten, die mit einer Plastikspirale gebunden waren. Sie trug es überall bei sich und wurde unleidlich, wenn sie davon getrennt wurde– wie ein Kind, das sein Lieblingsspielzeug nicht mehr hat. An diesem Nachmittag verschmähte sie sogar ihre geliebten Sonntagszeitungen zugunsten dieses Drehbuchs. Sie balancierte es auf den Knien, formte den Text flüsternd mit dem Mund und nippte gelegentlich an einem Glas Rotwein.
    » Wie kannst du das behalten, wenn du trinkst?«
    » Es fokussiert mich, Schätzchen«, sagte sie. » Die Dinge erwachen ja eigentlich immer erst zum Leben, wenn du ein bisschen betrunken bist, findest du nicht auch?«
    Im Garten war es zu dunkel zum Lesen, aber sie nahm das Script und ihr Glas mit, als Guy uns um neun hinausrief, damit wir aßen, was er besorgt hatte, und sein Werk bewunderten. Das Essen befand sich in einem Stapel Pizzaschachteln, aber der Wein, den er angeschafft hatte, war gut, und die Gläser waren sauber. Die beiden Lautsprecherboxen standen wie Monolithe im Garten. Guy legte einen Schalter um, und sie erwachten mit sanftem Brummen zum Leben. Er deutete mit der Fernbedienung auf die Stereoanlage, die kippelig am Rand der Balkonterrasse balancierte, und die Musik schwoll in den Himmel hinauf. Nur Guy nickte im Takt der Drums mit dem Kopf. Rex schaute über seine Schulter zum Nachbarhaus hinüber. » Das wird ihm nicht gefallen«, sagte er.
    Nur Sekunden später erschütterte ein wütendes Hämmern an der Tür das ganze Haus. Biba verdrehte die Augen.
    » Ich bin an der Reihe, mich um ihn zu kümmern, glaube ich«, sagte sie und rappelte sich von der Matte hoch, auf der sie gelegen hatte. Ihr aufgeschlagenes Drehbuch lag mit dem Rücken nach oben auf dem Boden. Ein Grashalm ragte durch die Spiralbindung.
    Rex drehte sich zu Guy um. » Mach’s leiser, ja?« Mit gekränktem Achselzucken drehte Guy die Lautstärke herunter, sodass wir durch die offenen Fenster Bibas Schritte hören konnten. Mit dem üblichen Quietschen und Krachen flog die Haustür auf und schlug gegen die Wand. Anstelle des geduldigen, aber sarkastischen Wortwechsels mit Wheeler, den wir erwarteten, hörten wir Bibas überraschten Aufschrei und ein schrilles, verblüfftes » Daddy!« Auf ihre kindlich anmutende Begrüßung folgte ein erwachsenes, animalisches Wutgebrüll. Bis zur schwarz-weißen Halle waren es nur ein paar Schritte und eine Treppe, aber Rex und ich legten die Strecke so schnell zurück, dass wir trotzdem ein bisschen atemlos waren. Guy kam uns gelassen nach und

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