Das Gift von Argus
sagte Indira scharf. »Setzen Sie sich, Robinson. Beantworten Sie Commander Conrads Frage. Wir wissen alle, daß es ihm an Takt mangelt, aber wir haben uns damit abgefunden. Er hat jedenfalls bewiesen, daß er seine Sache versteht … Ich bin braun – nicht schwarz, nicht weiß, sondern braun. Und ich sage Ihnen, daß Sie der einzige Rassist hier sind. Also setzen Sie sich endlich und beantworten Sie seine Frage, oder ich muß exemplarische Maßnahmen ergreifen.«
Conrad staunte. Kwango staunte. Und Mirlena staunte ebenfalls. Sie setzte sich nieder und weinte.
Schließlich faßte sie sich. »Ich möchte mich für mein kindisches Benehmen entschuldigen. Bitte verzeihen Sie mir.« Sie blickte Conrad nervös an.
»Auch ich entschuldige mich für meine Worte. Also, wie, meinen Sie, sind die Affen zu ihrem Schnupfen gekommen?«
»Es könnte ein Heuschnupfen sein – oder etwas Gleichartiges. Hat jemand meinen Pollenzähler bemerkt? Ich habe ihn außerhalb der Basis aufgestellt.«
Conrad lächelte. »Das Ding mit einer Wetterfahne? Ich dachte, jemand wollte meteorologische Studien betreiben.«
»Es ist ein privater Versuch. Ich interessiere mich sehr für Pollenforschung … Die Maschine ist ein ganz einfaches Instrument. Die vom Wind getragenen Pollen werden in den Trichter geweht und von einem feinen Mullfilter aufgefangen. Bis jetzt hatte ich noch nicht viel Zeit, die Pollen zu untersuchen, aber mir ist aufgefallen, daß der Westwind überdurchschnittliche Mengen mitbringt.«
»Interessant.« Conrad nickte. »Ich hoffe, Sie machen mit dieser Forschung weiter, und halten Sie mich auf dem laufenden.«
Kwango lächelte. »Gute Arbeit, Mirlena. Wir haben also jetzt drei Theorien. Mir scheint es, die Paviane haben eine Virusinfektion, aber Virologie gehört nicht zu meinen Fächern … Was immer es auch ist, es beunruhigt sie offenbar nicht sehr. Aber ich – ich, Kwango – komme nicht ganz mit.«
»Okay, Kurt«, sagte Conrad. »Ich hab’ doch gewußt, daß Sie sich das Wichtigste bis zum Schluß aufgespart haben. Also, was ist es?«
»Nur die Männchen sind davon betroffen.«
»Sind Sie sicher, Kurt?« fragte Leutnant Smith skeptisch.
Kwango zuckte die Schultern. »Sagen wir es so: keine der Weibchen, die ich gesehen habe, wiesen die Symptome auf.«
Conrad gähnte. Er wußte nichts von dem Schlafmittel in seinem Drink. »Na gut. Dann geben Sie mir Bescheid, falls ihr Verhalten sich ändern sollte.«
»Zeit, daß Sie wieder ins Bett kommen, Commander. Es war ein anstrengender Tag für sie.« Leutnant Smith lächelte rätselhaft. Conrad gähnte erneut und war zu müde, es zu bemerken.
»Okay. Es hat mich vermutlich doch mehr mitgenommen, als ich dachte. Gute Nacht, alle miteinander.«
Ein bißchen unsicher kam er auf die Füße. Er blinzelte und gähnte erneut. Indira, die ihn kannte, hatte ihm vorsichtshalber die maximale Dosis gegeben.
24.
Es war ein herrlicher Morgen, und Kwangos und Norstedts Laune schien blendend zu sein. Insgeheim freute der schwarze Ökologe sich über das Rätsel der niesenden männlichen Paviane, und beabsichtigte, es vor irgend jemand anderem zu lösen. Das würde seinem Selbstbewußtsein guttun. Auch Norstedt hatte seinen heimlichen Ehrgeiz und wollte einen dieser verflixten Laufvögel fangen, die schneller rennen konnten als sein Exo. Während er Kurt »beschützt« hatte, war ihm aufgefallen, daß mehrere Schwärme dieser Vögel eine Vorliebe für das Grasland in der Nähe der Paviankolonie im Wald hatten. Diesmal würde er sich nicht auf Flinkheit verlassen – die genügte in diesem Fall nicht –, sondern auf eine List. Er hatte vor, mit den Exohänden eine Grube auszuschaufeln, sie zu tarnen und die Vögel darauf zuzutreiben. Conrad brauchte davon nichts zu wissen.
Sie hatten besonders früh gefrühstückt. Conrad war nicht dabeigewesen. Leutnant Smiths Schlafmittel hatte ihm einen angenehmen, langen Schlaf ohne Alpträume beschert. Dafür hatte Leutnant Smith sie an seine Anweisungen erinnert.
»Meine Herren, vergessen Sie nicht, Lasergewehre mitzunehmen.«
»Jawohl, Leutnant. Wie geht es dem guten Commander an diesem sonnigen Tag?«
Indira lächelte schwach. »Er schläft sich mal gründlich aus. Ich habe ihm ein ordentliches Quantum Schlafmittel in seinen Drink gemischt.«
Kwango grinste. »Das wird ihm gar nicht gefallen, falls er dahinterkommt.«
»Aber das wird er doch nicht, Kurt, oder?«
Kwango setzte seine Heiligenmiene auf. »Nicht von mir,
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