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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Richard ein wenig bei den Vorbereitungen für seine Meininger Ausstellung zu unterstützen, kam sie nicht! Kein Wunder, daß ihr Auftritt im »Schwarzen Adler« ihn nicht begeistert hatte.
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, daß Sylvie in ihrem Wagen friedlich schlief, legte sich auch Wanda auf den Waldboden zurück. Die Erde hatte die Hitze des Sommers gespeichert und fühlte sich wie ein warmer, weicher Pudding an.
    Ja, nun galt es, Richard einige Arbeiten abzunehmen! Sie konnte beispielsweise Kärtchen beschriften, auf denen die einzelnen Exponate beschrieben waren. Glaswarenverpacken. Vielleicht sollte sie sich auch ein paar Gedanken über Werbemaßnahmen machen? Jetzt, wo Lauscha eine eigene Druckerei bekommen sollte, würde das Drucken von Werbezetteln sicher keinen größeren Aufwand mehr bedeuten.
    Wanda kniff die Augen zusammen, um einem besonders grellen Sonnenstrahl, der durch die hohen Bäume ins Waldinnere schoß, zu entgehen.
    Wo man diese Werbezettel verteilen könnte, war ihr allerdings nicht ganz klar. Aber gab es nicht noch genügend andere offene Punkte, um die sie sich kümmern konnte?
    Richard hatte noch nichts von einem Ausstellungskatalog erwähnt. Ob Gotthilf Täuber an einen solchen gedacht hatte? Wenn ja, wer war für die Texte verantwortlich?
    Abrupt stand sie auf, wischte Moos und Blätter von ihrem Rock und drehte den Kinderwagen so rasch um, daß sich die Räder im Waldboden verkanteten.
    Du lieber Himmel, da spazierte sie durch den Wald, und zu Hause wartete die Arbeit auf sie! Richards Erfolg – oder Mißerfolg – würde schließlich auch über ihr eigenes Wohl und Wehe entscheiden. Das Leben an der Seite eines erfolgreichen Glaskünstlers war jedenfalls um ein vielfaches angenehmer als das Leben neben einem Hungerkünstler. So gesehen war es geradezu unabdingbar, daß sie ihm zur Seite stand!
    Â»Es ist Wahnsinn, in dieser Bruthitze zu backen, kein Wunder, daß sich außer uns niemand in die Liste eingetragen hat.« Mit einem tiefen Seufzer strich sich Eva die strähnigen Haare aus der Stirn. Dann ging sie zu dem Tisch, der die Längsseite des Backhauses einnahm, und lupfte ein Küchentuch. Mit geübtem Druck prüfte sie dieFestigkeit der vierzehn Brotlaibe, die in Reih und Glied ruhten.
    Â»Die sind ordentlich gegangen«, sagte sie. »Wenn jetzt noch der Ofen die richtige Temperatur hat, können wir loslegen!«
    Wanda warf einen sehnsüchtigen Blick nach draußen, wo Sylvie im Schatten einer Linde in ihrem Wagen lag und zufrieden vor sich hin brabbelte.
    Ende Juli schien die Sommerhitze ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Schon am frühen Morgen, als sie ihren Leiterwagen mit dem riesigen Zuber voller Brotteig beluden, war es mächtig warm gewesen, und nun, gegen Mittag, fiel selbst das Atmen schwer.
    Vielleicht hätten sie die Lektion »Brot backen« wirklich auf einen anderen Tag legen sollen …
    Vielleicht hätte sie sich besser den Vorbereitungen für die Anfertigung eines neuen Flickenteppichs gewidmet? Dann hätte sie gemütlich im Schatten des Hauses sitzen und alte Lumpen zu schmalen Stoffstreifen zerreißen können.
    Hausfrauenarbeit – etwas anderes traute Richard ihr offenbar nicht zu, ärgerte sich Wanda, während sie Eva widerwillig an den riesigen Ofen folgte. Kaum war die Klappe offen, wurde es noch heißer im Backhaus.
    Richard hatte Wandas Angebot, ihm bei der Vorbereitung der Ausstellung zu helfen, dankend abgelehnt. Für ihn sei es wichtig, diese Sache – die bisher größte in seinem Leben – allein durchzuziehen, hatte er ihr erklärt. Nur dann hätte er am Ende das Gefühl, es wirklich »geschafft« zu haben.
    Was sollte sie, Wanda, darauf antworten? Sie hatte versucht, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Aber nicht nur von ihren Ideen in bezug auf dieAusstellung mußte sie Abschied nehmen: Richard hatte einfach keine Zeit mehr für sie! Nie sah man ihn ohne seinen Zeichenblock. Wo er ging und stand, war er in irgendwelche Skizzen vertieft für Werkstücke, die er noch extra für die Ausstellung anfertigen wollte. Und wenn er nicht damit beschäftigt war, saß er an seinem Bolg, arbeitete entweder stumm vor sich hin oder fluchte so laut, daß Wanda erschrocken zurückwich. Wie konnte man derart versessen sein? Sie nahm er in solchen Momenten gar

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