Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das gläserne Tor

Titel: Das gläserne Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wassermann
Vom Netzwerk:
Klinge. Am Vorhang stand Geeryu, nur ihr Kopf lugte heraus. Anschar fragte sich, was Mallayur wohl tun würde, käme von ihr die Aufforderung zuzuschlagen.
    »Was fühlst du, Anschar?«
    »Nichts.«
    »Nichts?« Mallayur kam wieder nach vorne, fasste das Schwert vorsichtig an der Klinge und hielt ihm den Griff unter die Nase. »Nimm es.«
    Anschar gehorchte und stand auf. Sein Herr legte den Kopf in den Nacken.
    »Jetzt hast du die Gelegenheit. Niemand ist hier, der dich aufhalten könnte.«
    Niemand? Da steht eine Nihaye, von der ich nicht weiß, wozu sie fähig ist, ging es Anschar durch den Kopf. Was sollte diese lächerliche Darbietung überhaupt? Glaubte Mallayur tatsächlich, er wäre so verrückt, das zu versuchen?
    »Mein Bruder würde es gutheißen. Du kämst wieder zu ihm zurück. Reizt dich das nicht?«
    Anschar war versucht, die Klinge an Mallayurs Hals zu legen, so wie dieser es bei ihm getan hatte. Nur um ihm zu zeigen, dass er es erwog. Aber dann begriff er, dass Mallayur es darauf abgesehen hatte. »Nein«, erwiderte er, ohne sich zu rühren, obwohl seine Armmuskeln zuckten. Es hatte keinen Sinn, sich rebellisch zu geben, nur um eine weitere Bestrafung zu empfangen.
    Die Augen seines Herrn wurden schmal, als er schließlich nickte. »Gut. Wie es scheint, bist du allmählich so weit, dass man dich vorzeigen kann. Wenn du dich heute als ein mir treu ergebener Kämpfer erweist, werde ich dich morgen zur großen Opferung mitnehmen.«
    Nichts wäre mir lieber, dachte Anschar säuerlich. »Ich muss nachher um mein Leben kämpfen. Nicht mehr, nicht weniger.
Vermutlich werde ich keinen Gedanken daran verschwenden, wer mich in die Arena geschickt hat.«
    »Ich will ja nur, dass du dich benimmst. Und wenn du das tust und siegst, soll es auch nicht zu deinem Schaden sein. Ich könnte mir vorstellen, dass es dir gefallen würde, eine Nacht in einem abgeschiedenen Raum mit einer Frau zu verbringen. Wäre das eine Belohnung in deinem Sinne? Vielleicht mit Geeryu?«
    Er lachte, denn Anschars Augen hatten sich für die Dauer eines Lidschlags geweitet. Jetzt war sich Anschar nicht mehr so sicher, ob er nicht doch imstande war, das Schwert gegen ihn zu erheben.
    »Was hältst du davon?«, drängte Mallayur. Er ging zu ihr, zog den Vorhang ein Stück herunter, sodass ihre Brüste zum Vorschein kamen, und kniff ihr in eine Brustwarze. Sie stieß einen empörten Laut aus, der in Kichern überging, und hielt ihm den geöffneten Mund hin. Ihre Zungen glitzerten, als sie sich deutlich sichtbar umspielten. Fast schien es, als vergäße Mallayur die Anwesenheit seines Sklaven. Als er, noch immer am Mund der Nihaye hängend, Anschar einen Blick zuwarf, wich dieser zur Tür zurück. Es kam kein Einwand, also machte Anschar, dass er hinauskam. Kein Kampf konnte schlimmer sein, als seinem Herrn hierbei zusehen zu müssen.

    Er hatte keine Schwierigkeiten, den Umkleideraum zu finden, der zur Arena führte, denn dieser befand sich dicht bei den Sklavenunterkünften. So verwunderte es ihn nicht, dass es Egnasch war, der ihm kalt lächelnd und mit scheinbarer Ehrerbietigkeit die Tür öffnete.
    »Ich habe die Scheide bei deinem Herrn vergessen«, sagte Anschar ebenso kalt. »Da ich nicht noch einmal hinaufgehen werde, musst du jemanden schicken.«
    »Was hindert dich, es selbst zu tun?«, fragte Egnasch.

    »Ich muss mich auf den Kampf konzentrieren.«
    Dagegen konnte Egnasch nichts einwenden, also rief er einen Sklaven herbei. Anschar beachtete ihn nicht mehr. Er betrat einen stickigen Raum, nur schwach von einer Öllampe erhellt, die von der Decke hing. Dennoch erspähte er sofort seinen Gegner. Darur hockte bereits fertig gerüstet auf einer Pritsche, die Ellbogen auf den Knien, den Schwertgriff in den Händen. Flüchtig hob er den Kopf. Es fiel ihm sichtlich schwer, Anschar anzusehen. Seine Armmuskeln erweckten die Tätowierung zum Leben, während er die Fäuste um den Griff ballte. Aber er sagte kein Wort.
    Auch über Anschars Lippen kam keine Silbe. Auf einer anderen Pritsche entdeckte er einen roten Wickelrock und seine Rüstung. Es war ein schlanker, mit Leinen gepolsterter Brustpanzer, der nur leicht die Konturen seiner Muskeln andeutete. Glatt und kühl fühlte sich die Bronze an. Er schob ihn sich über den Kopf und verschnürte ihn an den Seiten. Dann war Egnasch auch schon zurück, legte die Scheide mitsamt dem Gürtel auf die Pritsche und half ihm, den Armschutz und die Beinschienen zu befestigen.
    »Ihr müsst eure

Weitere Kostenlose Bücher