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Das Glueck einer einzigen Nacht

Das Glueck einer einzigen Nacht

Titel: Das Glueck einer einzigen Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Bryan
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Aber ich bin ein Mensch, der sich seine eigene Meinung bildet und der sein eigenes Leben lebt. Und ich finde nun einmal Ihre Gesellschaft erfrischend und faszinierend.“
    Prüfend schaute Barbara ihn an. „Faszinierend?“ wiederholte sie nachdenklich.
    „Beruht Ihr Interesse an mir nicht eher auf dem skandalumwitterten Ruf, den ich in diesem Ort habe?“

    Jim lächelte nur auf diese Bemerkung, ein freundliches, wissendes Lächeln. „Fällt es Ihnen denn so schwer, ein harmloses Kompliment anzunehmen?“ fragte er.
    Es verging eine Weile, bevor Barbara zurücklächelte. „Normalerweise nicht“, gab sie zu.
    „Dann sind wir ja quitt, denn normalerweise mache ich keine Komplimente“, lachte Jim vergnügt.
    „He, Mami, wer ist der Mann?“ erkundigte sich Danny in diesem Moment lautstark.
    „Ein Freund von mir!“ rief Barbara zurück. „Es wird Zeit, daß du aus dem Wasser kommst, du neugierige Kaulquappe!“
    „Ich möchte nur noch einmal ins Wasser springen, bitte!“ bettelte Danny.
    „Nein, für heute ist Schluß. Du kommst jetzt aus dem Wasser. Und wenn wir Grandmas Hühnchen nicht restlos aufessen, dann brauchen wir uns nachher nicht mehr zu Hause sehen zu lassen.“ Ihre Taktik hatte Erfolg. Widerstrebend schwamm Danny ans Ufer. Während sie nach dem Picknickkorb griff, lächelte Barbara Doc Akins einladend an. „Wollen Sie nicht mit Danny und mir essen, Jim? Grandma hat uns mehr als genug eingepackt.“
    Jim legte den Kopf zur Seite, als schien er ihr Angebot einen Augenblick zu überdenken. Dann meinte er mit einem verschmitzten Lächeln: „Sehr gern, Barbara. Aber nur, wenn Sie und Danny nächsten Samstag mit mir zum Mittsommernachtsfest gehen.“
    Barbara wußte im ersten Moment nicht, wie sie auf diese überraschende Einladung reagieren sollte. Um Zeit zu gewinnen, wollte sie den Picknickkorb zu sich herüberziehen. Doch Jim faßte den Korb beim Henkel und hielt ihn fest. Ihre Blicke trafen sich, und die stumme Bitte in seinen Augen besiegte schließlich Barbaras Zurückhaltung.
    „Na gut“, stimmte sie zögernd zu, obwohl sie wußte, daß es keine sehr kluge Entscheidung war. „Es wird uns eine Ehre sein.“ Barbara schlang ihr langes Haar im Nacken zu einem Knoten, steckte ihn mit zwei Kämmchen fest. Dann trat sie einen Schritt zurück, um ihr Spiegelbild zu begutachten. Sie zupfte den Kragen ihrer violetten Bluse zurecht, strich über die Falten ihrer Hose und fuhr mit den Fingern durch die kupferfarbenen Löckchen, die ihre gebräunten Schläfen umspielten. Dann war sie endlich mit ihrem Aussehen zufrieden.
    Nachdem sie das Licht im Schlafzimmer ausgeknipst hatte, schlich sie leise durch den Flur, um vor Dannys Zimmer stehenzubleiben. Vorsichtig öffnete sie die Tür und spähte in den halbdunklen Raum. Danny schlief tief und fest. Die Bettdecke hatte sich um seine festen kleinen Oberschenkel gewickelt. Vorsichtig trat Barbara an sein Bett, zog ihm behutsam die Decke über die Schultern. Dann strich sie ihm zärtlich’ über den verwuschelten Lockenkopf, gab ihm einen zarten Kuß auf die Wange und verließ auf Zehenspitzen wieder das Zimmer.
    Als sie das Wohnzimmer betrat, begrüßte sie lautes Schnarchen. Die geschwollenen Füße auf ein Fußbänkchen gelegt, ihre Stickerei im Schoß, war Grandma in ihrem Lieblingssessel eingenickt. Ihr altes, verwittertes Gesicht wirkte entspannt, ihre abgearbeiteten Hände waren im Schoß gefaltet. Vorsichtig nahm Barbara ihr die Stickerei weg und legte sie auf den Kaminsims. Dann holte sie eine Decke und breitete sie ihrer Großmutter über die Knie. Nachdem auch die alte Dame einen Gutenachtkuß auf die Wange bekommen hatte, verließ Barbara leise das Haus.
    Draußen schlug ihr die feuchtwarme Luft der Sommernacht entgegen. Es roch nach Regen, und es lag eine Spannung in der Luft, die Barbaras gereizter Stimmung entsprach. Ein Blitz zuckte über den Himmel, beleuchtete grell die hügelige Landschaft, die das Tal umgab. Fasziniert beobachtete Barbara das Schauspiel. Die geballte Kraft des Blitzes erinnerte sie an die Macht, die diese Hügel beherrschte – die Macht der Farretts. Es war eine Macht, die Respekt forderte, und eine Drohung, der Barbara sich entgegenstellen mußte.
    Entschlossen zog sie ihre Autoschlüssel aus der Hosentasche und ging auf ihren Ferrari zu. Innerlich wappnete sie sich bereits für die Kraftprobe, die ihr nun bevorstand. Egal, was heute abend zwischen Marvin und ihr vorfallen würde, sie mußte stark bleiben, sie

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