Das Glueck einer einzigen Nacht
ebenfalls kreisrunde rote Flecke gebildet.
„Ich erwarte von Ihnen, daß Sie mir den unterschriebenen Vertrag in den nächsten Tagen zukommen lassen. Es war mir ein Vergnügen, Mason.“ Barbara nahm ihren Aktenkoffer in die linke Hand, hielt Mason die rechte zum Gruß hin.
„Sie sind eine rücksichtslose, eiskalte Frau, nicht wahr?“ Verächtlich schaute Mason sie an. Ihre ausgestreckte Hand ignorierte er.
Mit einem gleichmütigen Schulterzucken antwortete Barbara: „Das sind Charakterzüge, die gerade Ihnen nicht fremd sein dürften, Mason.“ Dann drehte sie sich um und ging zur Tür.
Eine Woche später wartete Barbara geduldig vor dem Bergwerk auf den Sirenenton, der den Feierabend ankündigte. Endlich war es soweit! Die Machtprobe
mit
Marvin
Farrett
konnte
stattfinden.
Während
sie
die
Grubenarbeiter beobachtete, die müde und schmutzig den Heimweg antraten, fielen ihr Mason Hersheils Abschiedsworte ein. Als rücksichtslos und eiskalt hatte er sie bezeichnet. Vielleicht machen bittere Erfahrungen und ein hartes Leben einen Menschen rücksichtslos, dachte sie.
Abwesend strich Barbara über ihren Aktenkoffer, in dem sich die Bestätigung über die Abtretung der Hypothek befand, die sie von Mason Hershell angefordert hatte. Mit diesem Dokument konnte sie Marvins Macht zerstören. Sie war entschlossen, ihr Vorhaben mit aller Härte durchzuführen, auch wenn sie ein schlechtes Gewissen dabei hatte. Der Gedanke, Marvins Stolz zu brechen, ihm sein Erbe abzuluchsen, damit er ihr nicht das Sorgerecht für ihren Sohn nehmen konnte, schmerzte. Hier ging es um Dinge, die unbezahlbar waren. Warum wollte es das Schicksal, daß sie und Marvin sich immer wieder weh tun mußten?
Unbehaglich setzte sich Barbara im Auto zurecht. Mit beiden Händen nahm sie die schwere Fülle ihrer Haare hoch, damit die leichte Abendbrise ihren heißen Nacken kühlen konnte. Inzwischen war der letzte Wagen durch das Werkstor gefahren und entschwand auf der Serpentinenstraße, die den Berg hinabführte.
Nur Marvins Jeep stand noch auf dem Parkplatz.
Barbara ließ ihren Ferrari an, rollte langsam von ihrem Beobachtungsposten und fuhr durch das Werkstor auf den Parkplatz, stellte ihr Auto neben Marvins Jeep.
Dann stieg sie mit dem Aktenkoffer in der Hand aus und betrat das Bürogebäude.
Unschlüssig ging sie durch den Korridor auf eine halbgeöffnete Tür zu, hinter der eben mit lautem Knall die Schublade eines Aktenschrankes zugeworfen wurde.
Barbara mußte sich zum Weitergehen zwingen. Sie wußte, wenn sie jetzt zögerte, würde sie ihren Plan nie durchführen können und alles wäre für sie verloren. Ihr graute davor, Marvin gegenüberzutreten. Doch tapfer stieß sie die Tür auf und betrat sein Büro.
Marvin hatte sie nicht kommen hören. Mit dem Rücken zur Tür stand er neben seinem
Aktenschrank
und
blätterte
in
einem
Ordner.
Durch
die
heruntergelassenen Jalousien fiel der rötliche Schimmer der Abendsonne in den Raum und unterstrich seine kräftige Gestalt. Er kam Barbara mit einem Mal größer und männlicher vor, als sie ihn in Erinnerung gehabt hatte. Eine verrückte Vorstellung überfiel sie:
Sie sah sich auf Zehenspitzen von hinten an ihn herantreten, langsam mit beiden Händen über seine schmale Taille, dann über seinen festen Bauch streicheln. Ais sie die Wange an seinen breiten, muskulösen Rücken preßte, fühlte sie den Schauer der Erregung, der ihn durchlief. Dann drehte er sich zu ihr herum, um sie in seine Arme zu nehmen und sie so eng an sich zu ziehen, daß ihr Atem miteinander verschmolz und sein leidenschaftlicher Kuß sie hoch hinauftrug in den kupferfarbenen Abendhimmel…
„Barbara?“
Als Marvin ihren Namen aussprach, löste sich die wunderbare Vision in Nebel auf.
Neugierig schaute er sie an, und im ersten Moment fragte Barbara sich, ob er wohl ihre Gedanken erraten hatte. Doch als er den Ordner auf seinen Schreibtisch warf und sich müde den Nacken rieb, verflog ihre Befürchtung.
„Du gibst wohl niemals auf?“ seufzte er.
„Nein“, antwortete sie ruhig. „Wir müssen miteinander reden, Marvin. Darf ich mich setzen?“ Dabei blickte sie auf den Stuhl, der neben seinem Schreibtisch stand.
„Es wäre mir lieber, du würdest wieder gehen, Barbara. Ich dachte, ich hätte mich deutlich genug ausgedrückt. Ich bin nicht bereit, meinen Entschluß zu ändern, weder im Hinblick auf das Sorgerecht für Danny, noch was das Baryt angeht. Und ich habe auch keine Lust, jetzt mit
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