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Das Glueck einer einzigen Nacht

Das Glueck einer einzigen Nacht

Titel: Das Glueck einer einzigen Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Bryan
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Tage, Monate und Jahre damit verbracht, mich darauf vorzubereiten, die Firma in seinem Sinne weiterzuführen. Und deshalb mußte ich das Erbe auch antreten. Deshalb, und weil es galt, die Zukunft meines Sohnes zu sichern. Ich war eine fleißige Schülerin. Doch obwohl ich eine gute Geschäftsfrau bin, muß ich jeden Tag aufs neue kämpfen, um mir die Schakale vom Hals zu halten. In ihrer Gier sind sie unersättlich. Die Opfer sind die Schwachen. Bittere Erfahrung hat mich gelehrt, niemals schwach zu sein. Ich habe wenig Freunde und noch weniger Verbündete, denen ich trauen kann. Aber dafür nimmt niemand mir oder den Meinen mehr etwas weg.“
    Die Frau, die neben ihm herritt, war eine Offenbarung für Marvin. Ihre Geschichte überstieg all seine Erwartungen. Plötzlich sah er in ihr nicht mehr die schöne Verführerin, sondern erkannte, daß sie den Namen Hayden verdient hatte. Sie war intelligent, mutig und selbstbewußt. Und sie war eine Mutter, die ihrem Kind eine gesicherte Zukunft erkämpfte. Es blieb eigentlich nichts übrig, woraus er ihr hätte einen Vorwurf machen können. Er beugte sich zu ihr hinüber und ergriff die Zügel ihres Pferdes. Einen Moment standen sie schweigend nebeneinander. „Du bist eine ungewöhnliche und starke Frau, Barbara Hayden“, sagte Marvin schließlich, während er sie lange und eindringlich ansah.
    Weil sie Angst hatte, er konnte die Hoffnungslosigkeit in ihren Augen erkennen, wandte Barbara den Kopf ab. „Ich habe die Erfahrung gemacht, daß das Wort
    ‚ungewöhnlich’ oft auf Dinge angewandt wird, die man nur nicht versteht“, erwiderte sie.
    „Da ist bestimmt etwas Wahres dran“, gab er nachdenklich zu.
    Barbara schaute ihn an und entdeckte in seinem Gesicht etwas, das sie bei ihm schon nicht mehr für möglich gehalten hätte – echte Zärtlichkeit.

7. KAPITEL
    „Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich eine gute Idee ist.“ Lurlene Hershell blieb ein paar Schritte hinter Marybeth Simmons zurück, die eben Grandma Logans Garten betreten hatte.
    „Wirst du nun endlich mit dem Gejammer aufhören und herkommen“, befahl Marybeth. Sie balancierte auf der einen Hand ein Blech mit selbstgemachtem Schokoladenkonfekt, während sie sich mit der anderen prüfend an den festen Haarknoten griff. Etwas zögernd gesellte sich Lurlene zu ihr. Als sie so nebeneinanderstanden, sahen sie in ihren gestärkten Baumwollkleidern wie siamesische Zwillinge aus.
    „Ich weiß nicht, Marybeth.“ Zweifelnd blickte Lurlene in den Garten, der leer und verlassen dalag. „Irgendwie habe ich das Gefühl, daß Barbara Logan von unserem überraschenden Besuch nicht sehr erbaut sein wird. Was willst du eigentlich von ihr erfahren? Uns wird sie bestimmt nichts erzählen.“
    „Ich habe dir doch gesagt, daß ich mir lediglich den Jungen einmal anschauen will. Schließlich kann sie uns doch schlecht wieder wegschicken, wo ich extra für ihren Sohn meine speziellen Pralinen gemacht habe.“ Marybeth fingerte noch immer mit ihrer freien Hand an ihrem Haarknoten herum. Jetzt strich sie über den viel zu engen Hüfthalter, mit dem sie ihre ausladenden Formen eingeschnürt hatte.
    „Vermutest du denn immer noch, daß der Junge das Kind von einem unserer Ehemänner ist? Ich sage dir, Marybeth, man soll solche alten Geschichten auf sich beruhen lassen. Du wirst in ein Wespennest stechen.“ Besorgt schüttelte Lurlene den Kopf.
    „Du hast gar keinen Grund, so überlegen zu tun“, gab Marybeth spitz zurück.
    „Dein lieber Mason ist nur deshalb über jeden Verdacht erhaben, weil er das Glück hatte, erst in diese Stadt zu ziehen, nachdem Barbara bereits verschwunden war. Wir anderen hingegen können nicht mißtrauisch genug sein.
    Und jetzt geh endlich auf die Veranda und klopf an die Tür.“
    „Ich?“ klagte Lurlene. „Ich lasse mich doch nicht von dir herumkommandieren.
    Du bist schließlich diejenige, die diesen Plan ausgeheckt hat. Geh doch und klopf selbst an die Tür. Ich halte solange die Pralinen.“ Mit verächtlichem Blick drückte Marybeth Lurlene das Backblech in die Hand. „Du warst schon immer ein Hasenfuß, Lurlene. Wenn du die Pralinen fallenläßt, kannst du was erleben.“
    Marybeths Drohung veranlaßte Lurlene dazu, das Backblech ängstlich an ihren mageren Busen zu drücken. Unterdessen zupfte Marybeth ihr billiges Hauskleid zurecht, straffte ihr Doppelkinn und marschierte auf die Veranda zu. Doch sie hatte das Haus noch nicht ganz erreicht, da wurde die Tür aufgerissen,

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