Das Glueck einer einzigen Nacht
erinnerte sich noch gut daran, wie sie selbst als Kind voller Hingabe Leuchtkäfer gesammelt hatte. Und sie erinnerte sich nur zu gut an weitere Erlebnisse dieser Kindertage – an die Enttäuschung, wenn sie als Spielgefährtin zurückgewiesen wurde, an den Spott der anderen Kinder, die sie immer nur verachteten.
Erst nach einer geraumen Zeit schreckte Barbara aus ihren trüben Gedanken auf.
Sie hatte das seltsame Gefühl, daß irgend etwas nicht stimmte. Es war inzwischen dunkel geworden, und außer dem Zirpen der Grillen war alles still, viel zu still. Barbara stand auf, spähte in die Dunkelheit hinaus. Wo war Danny?
Während sie ihren Träumen nachhing, mußte er sich vom Grundstück entfernt haben.
„Danny!“ rief Barbara so laut sie konnte. Angestrengt lauschte sie auf eine Antwort, doch alles blieb ruhig. Sie legte die Hände an den Mund und rief noch einmal laut seinen Namen. Doch wieder keine Antwort.
Besorgt schritt sie das Grundstück ab. Es war so dunkel, daß sie kaum die dichten Büsche erkennen konnte, die Großmutters Garten umgaben. Voller Angst rannte Barbara zum Haus zurück, um sich eine Taschenlampe zu holen.
Sie stürzte in die Küche, riß alle Schubladen auf und durchwühlte sie. Doch als sie endlich eine Taschenlampe gefunden hatte, mußte sie feststellen, daß sie nicht funktionierte. Verflucht! stieß sie leise hervor, wo zum Teufel versteckte Grandma ihre Batterien? Erneut durchsuchte sie die Schubladen und warf dabei vor lauter Eile die Hälfte ihres Inhalts auf den Fußboden.
„Du lieber Himmel? Was ist denn hier los?“ Grandma war in die Küche gekommen und blickte verwirrt auf das Durcheinander, das ihre Enkelin angerichtet hatte.
„Danny ist weggelaufen. Ich kann ihn in der Dunkelheit nicht finden!“ sprudelte es aus Barbara heraus. „Ich brauche eine Taschenlampe und vielleicht auch Hilfe.
Wo sind nur die Batterien, Grandma?“ Außer sich vor Angst, schaute sie ihre Großmutter an, ihre Augen glänzten fiebrig.
Grandma faßte in eine der Schubladen und griff nach den gesuchten Batterien.
„Laß mich nur eben einen Schal holen“, sagte sie und eilte davon.
Barbara war inzwischen fast wahnsinnig vor Angst. Ungeschickt versuchte sie, die Batterien in der Taschenlampe auszutauschen. Schließlich gelang es ihr. Hastig lief sie zur Tür, zögerte, drehte sich um, schaute das Telefon an. Sie streckte die Hand nach dem Hörer aus, zögerte erneut, überwand dann aber ihren Stolz und wählte Marvins Nummer.
„Marvin, hier ist Barbara. Ich brauche deine Hilfe, Danny hat sich verlaufen. Ich habe immer wieder nach ihm gerufen, aber keine Antwort bekommen. Ich mache mir solche Sorgen. Er hat sich bestimmt in der Dunkelheit verirrt.“ Sie zögerte, bevor sie hinzufügte: „Bitte, beeile dich.“ Dann warf sie den Hörer auf.
Grandma stand bereits an der Tür und wartete auf Barbara, Sie hatte sich einen Schal um die Schultern gelegt und schaute ihrer Enkelin mit unbewegtem Gesicht entgegen. Behutsam legte Barbara ihr die Hand auf die Schulter, versuchte, die alte Dame von der Suche abzuhalten. „Es wäre mir wirklich lieber, wenn du hierbliebst, Grandma“, erklärte sie. „Jemand muß doch zu Hause sein, für den Fall, daß Danny allein zurückfindet.“
Grandma dachte eine Sekunde nach und nickte dann zustimmend. „Ich gebe ein paar Schüsse ab, wenn er zurückkommt“, schlug sie vor.
Barbara drückte ihr dankbar die Hand und verschwand in der Dunkelheit. Einen Moment zögerte Grandma noch. Dann ging sie entschlossen zum Telefon.
„Doc Akins, hier ist Grandma Logan. Es tut mir leid, Sie so spät zu stören. Aber wir haben ein Problem. Danny hat sich auf der Suche nach Leuchtkäfern offenbar verlaufen. Wir können ihn nirgends finden.“ Sie hörte sich an, was der Arzt vorschlug, nickte mit dem Kopf und sagte: „Das ist sehr nett von Ihnen.“ Dann hing sie auf, zog sich ihren Schal fester um die Schultern und ging auf die Terrasse hinaus, um Wache zu halten.
Minuten später hielt Marvins Jeep mit quietschenden Bremsen vor dem Haus an, kurze Zeit danach bog Doc Akins Kombiwagen in die Einfahrt ein. Marvin sprang aus seinem Jeep, griff sich seine Taschenlampe und rannte davon.
„Sie sind da irgendwo im Unterholz!“ rief Grandma ihm nach. „Nehmen Sie sich vor den Klapperschlangen in acht. Um diese Jahreszeit gibt es eine ganze Menge.“
Doch Marvin antwortete ihr nicht. Er stürzte in das Dickicht und war Sekunden später verschwunden.
Jim Akins hatte
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