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Das Glueck einer einzigen Nacht

Das Glueck einer einzigen Nacht

Titel: Das Glueck einer einzigen Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Bryan
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Er wußte aus eigener Erfahrung, daß man manchmal seinen Kummer mit sich selbst abmachen mußte.
    Sie waren inzwischen am Stausee angekommen, wo Marvin den Jeep im Schatten einer Trauerweide parkte. Natürlich sprang Danny sofort wie der Blitz aus dem Auto, griff sich den Schwimmreifen und rannte zum Wasser. Marvin warf Barbara einen fragenden Blick zu, doch sie zuckte nur gleichmütig die Schultern und ließ ihren Sohn laufen.
    Während sie ihre Decke unter dem Baum ausbreitete, folgte Marvin dem ausgelassenen Jungen zum Ufer des Sees. Sie beobachtete, wie die beiden ihre Hemden auszogen und sich dann übermütig ins Wasser stürzten. Der Anblick war für sie komisch und traurig zugleich. Sie sahen aus wie zwei spielende junge Hunde, und die Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn war dabei unverkennbar.
    Barbara wandte den Blick ab, zog ihre Shorts aus und legte sich auf die Decke, um in den blauen Himmel zu schauen.
    Sie erinnerte sich an ein Picknick, das vor vielen Jahren stattgefunden hatte – an einen Ausflug zweier junger Liebender an einem heißen Sommertag. Auch damals war der Himmel strahlend blau gewesen. Die beiden hatten auf der Decke gelegen und sich nach einem Bad im See von der Sonne trocknen lassen. Die Liebenden waren Marvin und sie gewesen. An jenem Tag hatte sie Danny empfangen, das wußte Barbara mit absoluter Sicherheit.
    Wie sehr sie Marvin geliebt hatte! Seine natürliche Art, seinen Stil, sein Lächeln.
    Wieviel einfacher war die Liebe damals gewesen, wie wild und unbekümmert.
    Doch durch Mißverständnisse und Gerede hatten sich Zweifel und Mißtrauen eingeschlichen. Es war ihre schlimmste Erfahrung gewesen, daß Liebe nicht unbedingt Glück bedeuten mußte und daß oftmals die tiefsten Gefühle durch den kleinsten Zweifel zerstört werden konnten.
    Ein Schatten fiel auf ihr nachdenkliches Gesicht. Sie blinzelte verwirrt und schaute überrascht zu Marvin auf, der plötzlich neben ihrer Decke stand. Er kniete sich neben sie, um ihr liebevoll die Sorgenfalten aus der Stirn zu streichen.
    „Du hast die Stirn gerunzelt, und das ist streng verboten“, sagte er leise.
    „Das habe ich nicht“, erwiderte sie leichthin. „Ich habe nur in die Sonne geblinzelt.“
    Zweifelnd neigte Marvin den Kopf. Seine klaren blauen Augen erinnerten Barbara an den leuchtenden Himmel. Nur Dannys energisches Rufen vom Wasser her rettete sie vor einer weiteren Erklärung.
    „Ich komme gleich wieder zurück, und dann möchte ich ein fröhliches Gesicht sehen“, warnte er sie gutmütig.
    Ihr hinreißendes Lächeln kam viel zu schnell und viel zu bereitwillig. Skeptisch hob Marvin die Brauen. Es fiel ihm schwer, jetzt zu gehen, und er schaute sich noch einige Male nach ihr um, bevor er das Seeufer erreicht hatte. Erst als er weit genug entfernt war, seufzte Barbara tief auf.
    Damals hatte er sie geliebt. Aber liebte er sie heute auch? Diese Frage ließ ihr keine Ruhe. Durfte sie denn hoffen, Marvin würde ihr jahrelanges Schweigen verstehen? Hatte sie das Recht, die Zukunft von drei Menschen aufs Spiel zu setzen, nur um seine Liebe zu testen? Was war, wenn ihr Plan fehlschlug? Wenn er sie haßte und Entschädigung für die verlorenen zehn Jahre mit seinem Sohn forderte? Sie ging das Risiko ein, die beiden Menschen zu verlieren, die ihr am meisten bedeuteten – den Mann, bei dem sie wirklich zur Frau wurde, und den geliebten Sohn.
    O Gott, was soll ich nur tun? fragte sie sich verzweifelt. Doch ein Ausweg aus ihrem Dilemma wollte ihr nicht einfallen. Barbara fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen, holte tief Luft und riß sich energisch zusammen. Nur jetzt nicht die Nerven verlieren! Sie mußte sich all ihre Kräfte für kommende Auseinandersetzungen aufheben.
    Um sich abzulenken, sortierte Barbara den Inhalt des Picknickkorbs und stand dann auf, um den steilen Abhang zu der alten Eiche hinunterzuklettern. Von ihrem Ausguck hoch über dem See beobachtete sie, wie Danny und Marvin sich gegenseitig untertauchten. Durch das Lachen der beiden konnte sie etwas entspannen, und allmählich schwand ihre bedrückte Stimmung. Mit einem zärtlichen Lächeln winkte sie Danny zu.
    „Paß auf, Mami!“ rief er ihr zu. „Marvin hat mir gezeigt, wie man durch die Mitte des Reifens taucht.“
    „Dann laß mal sehen, was du kannst“, forderte sie ihn auf. Sie war so gefesselt von den Kunststückchen ihres Sohnes, daß sie gar nicht merkte, wie Marvin hinter ihr die Böschung hinaufkletterte. Ihr bewunderndes Klatschen

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