Das Glueck einer einzigen Nacht
brach jäh ab, als er das Seil ergriff, das an der Weide festgeknotet war, sie von hinten packte und sich mit ihr übers Wasser schwang.
Schreiend und strampelnd plumpste sie ins Wasser, prustend und erbost über Dannys schadenfrohes Gekicher und Marvins mutwilliges Grinsen, tauchte sie wieder auf. „Na warte, Marvin Farrett“, drohte sie ihm. „Das werde ich dir heimzahlen.“
„Tatsächlich?“ Träge ließ er sich im Wasser treiben, als nähme er ihre Drohung überhaupt nicht ernst. „Das Leben in der Stadt hat dich verweichlicht, Barbara.“ Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie sie sich ihm von einer günstigen Stelle näherte.
„Auch als Stadtkind kann ich es noch allemal mit dir aufnehmen“, spottete Barbara und warf sich so heftig auf ihn, daß sie beide untergingen.
Mit ihr im Arm tauchte Marvin auf, doch nur, um blitzschnell wieder unterzutauchen. Sofort kam sie wieder an die Oberfläche, schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn erneut unter Wasser. Barbara hatte gerade genug Zeit, um Luft zu schnappen, bevor er sie erneut auf Tauchstation schickte. Sie schwamm zwischen seinen Beinen hindurch und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. In dem Durcheinander von Armen und Beinen und schäumendem Wasser kamen sie völlig außer Atem an die Oberfläche.
„Sag, daß du jetzt genug hast!“ befahl Marvin.
„Sag du es zuerst!“ gab Barbara zurück.
Wieder spritzte das Wasser hoch auf, wieder verschwanden die beiden Körper.
Doch diesmal tauchten sie nicht sofort wieder auf. Ängstlich biß sich Danny auf die Lippe, während bange Sekunden vergingen. Wie hätte er auch wissen sollen, daß Marvin die günstige Gelegenheit wahrnahm, um seine Mutter leidenschaftlich zu küssen. Endlich kamen sie atemlos, erschöpft und eng umschlungen an die Oberfläche.
„Hast du jetzt genug?“ erkundigte sich Marvin, der heftig gegen den Impuls ankämpfen mußte, Barbara noch enger an sich zu pressen.
In ihren Augen lag ein mutwilliges Blitzen. „Ich kann niemals genug bekommen“, lachte sie und nutzte den kurzen Moment seiner Unachtsamkeit, um ihn ein letztes Mal unterzutauchen.
„Sie hat dich ausgetrickst, Marvin!“ Danny konnte es gar nicht fassen, daß seine Mutter zu solch einer List fähig war. „Das darfst du dir nicht gefallen lassen!“ Verschwörerisch nickte Marvin dem Jungen zu und schwamm dann mit kräftigen Zügen hinter Barbara her. Doch dank ihres Vorsprungs erreichte sie das Ufer vor ihm. So schnell sie konnte, rannte sie zu der Trauerweide. Aber Marvin hatte sie bereits eingeholt. Er schlang die Arme um ihre Taille, und lachend fielen sie zusammen auf die Decke.
„Gibst du jetzt endlich nach?“ flüsterte er und berührte sanft mit den Lippen ihre Schläfe.
Verführerisch strich sie mit den Fingerspitzen über seinen Rücken. „Wenn du mich ganz lieb, bittest, vielleicht.“
„Du bist schamlos, Barbara Logan.“ Zart biß er sie ins Ohrläppchen. „Du willst mich bestechen. Dabei weißt du ganz genau, daß ich darauf nicht eingehen kann.“
Vielsagend blickte Marvin zu Danny hin, stand dann widerstrebend auf und holte sich ein Handtuch. Als er ihr zart die glitzernden Wassertropfen von der Haut trocknete, durchlief Barbara ein Zittern. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich zurück. Und als das Handtuch plötzlich um ihren Hals geschlungen wurde und Marvin ihren Kopf zu sich heranzog, um ihre weichen Lippen zu küssen, überkam sie wieder die Erinnerung an jene längst vergangenen Sommertage.
„Ich glaube, es ist dieser rebellische Charakterzug, den ich einmal am meisten an dir geliebt habe, Barbara.“
Diese beiläufige Bemerkung traf Barbara tief im Herzen. Aus Angst, er könnte die Verzweiflung in ihren Augen erkennen, wagte sie nicht, ihn anzuschauen. Sie merkte kaum, daß er ihr zärtlich übers Haar strich. Erst als er aufstand und zum Wasser zurückging, bückte sie auf. Eine dumpfe Angst überfiel sie. Regungslos saß sie da und starrte in die Richtung, aus der das fröhliche Lachen von Vater und Sohn kam.
Immer wieder gingen ihr Marvins Worte durch den Kopf. Er hatte sie einmal geliebt… Sollten die letzten Wochen ihr nur zeigen, wie schön das Leben sein konnte, waren sie ein unerfüllbarer Wunschtraum gewesen? Konnte das Schicksal so grausam sein und es zulassen, daß ihr erneut das Herz gebrochen wurde? Daß Marvin sie einmal geliebt hatte, reichte ihr nicht. Sie wollte jetzt geliebt werden!
Die dumpfe Ahnung verließ Barbara auch in der Nacht nicht, als sie
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