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Das Glück eines Sommers

Das Glück eines Sommers

Titel: Das Glück eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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wieder gesund.«
    Mikki brach in Tränen aus. »Holst du uns dann wieder nach Hause? Ich hasse es hier!«
    »Ich tue mein Bestes, Süße. Ich glaube, mit ein bisschen Zeit …«
    Mikki drückte eine Taste, und der Monitor wurde schwarz.
    Jack lehnte sich zurück. Er hörte das Quietschen der Bahre nicht, als die Frau gegenüber ihre letzte Reise antrat.
    Der Tag wich dem Abend, und Jack hatte sich nicht bewegt. Er hatte nichts gegessen oder getrunken und auch mit niemandem gesprochen, der in sein Zimmer gekommen war.
    Schließlich, gegen zwei Uhr früh, rührte er sich wieder. Er stand auf, ging im Flur auf und ab und überredete eine Krankenschwester, ihm ein paar Reste aus der Küche zu holen. Er aß und betrachtete sein Spiegelbild im Fenster.
    Ich komme, Mikki. Dad kommt dich holen.
    * * *
    Eine Woche später wog er wieder mehr als achtzig Kilo und konnte eine Stunde am Stück durch die Flure wandern. Wie ein Kleinkind musste er wieder lernen, Arme und Beine zu gebrauchen. Das Pflegepersonal beobachtete ihn aufmerksam, sie waren so etwas einfach nicht gewohnt. Und auch die Familien anderer Patienten betrachteten ihn mit Neugier. Zuerst glaubte Jack, sie würden verzweifeln, weil er gesundete, während ihre Lieben nach wie vor im Sterben lagen. Aber das änderte sich, als eine Frau zu ihm kam. Sie war Mitte sechzig und kam jeden Tag. Jack wusste, dass ihr Mann unter Krebs im Endstadium litt. Er war schon am Zimmer des Mannes vorbeigegangen und hatte den ausgemergelten Leib im Bett gesehen. Der Mann wartete nur noch auf den Tod, wie alle anderen hier.
    Alle außer mir.
    Die Frau hakte sich bei ihm unter und sagte: »Gott segne Sie.«
    Jack schaute sie fragend an.
    »Sie geben uns allen Hoffnung.«
    Jack überkam ein leichtes Gefühl der Panik. »Ich weiß nicht, was mit mir passiert«, erklärte er offen. »Aber es ist wirklich weit hergeholt zu glauben …«
    »Das habe ich nicht gemeint«, unterbrach ihn die Frau. »Ich weiß, dass mein Mann sterben wird. Trotzdem geben Sie uns allen Hoffnung.«
    Jack kehrte in sein Zimmer zurück und musterte sich im Spiegel. Inzwischen sah er wieder mehr wie er selbst aus. Sein Gesicht wurde voller, sein Haar kräftiger. Langsam ging er zum Fenster und schaute auf eine Landschaft hinaus, die sich noch immer im Griff des Winters befand, auch wenn der Frühling nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Jack hatte mehrere Winter fern seiner Familie verbracht, als er seinem Land mit der Waffe in der Hand gedient hatte. Wenn er in Bagdad oder Kabul vor seinem Quartier lag, hatte er die Augen geschlossen und sich Weihnachten mit seiner Familie vorgestellt, das Lachen von Mikki und Cory, wenn sie am Weihnachtsmorgen ihre Geschenke auspackten.
    Und dann war da die Erinnerung an Lizzies Lächeln, als sie sich die Sonnenschutzcreme, den Badeanzug und das Buch über das Grillen angeschaut hatte – kleine Geschenke, die Jack ihr in jenem längst vergangenen Sommer gemacht hatte, bevor er zum ersten Mal im Ausland stationiert worden war. Später hatte Lizzie ihm per E-Mail ein Foto von sich geschickt, wie sie im Badeanzug am Grill stand – und das mitten im Winter mit Schneebergen im Hintergrund. Dieses Foto hatte Jack durch ein höllisches Gefecht nach dem anderen begleitet. Seine Frau. Ihr Lächeln. Er hatte sich so sehr gewünscht, zu ihr zurückzukehren.
    Das alles schien nun schon eine Ewigkeit her zu sein, und in gewisser Hinsicht lag es tatsächlich ein Leben lang zurück.
    Doch nun war es erst einmal an der Zeit, dass er etwas ganz Bestimmtes tat. Er hatte es vermutlich immer schon gewusst, doch bis jetzt hatte er nie lange genug darüber nachgedacht, es auch wirklich zu tun.
    Jack ging zu seinem Nachttisch und nahm die Briefe heraus. Auf jedem Umschlag stand eine Zahl. Jack nahm den Umschlag mit der Nummer eins und zog das Blatt heraus. Der Brief war auf den 19. Dezember datiert und der erste in der Reihe der Briefe, die er an Lizzie geschrieben hatte. Jack betrachtete die Handschrift, die ihm gehörte – und auch wieder nicht, denn die Krankheit hatte ihn damals schrecklich geschwächt. Während des Schreibens hatte er immer wieder den Stift beiseitelegen müssen, so kraftlos war er gewesen. Aber der Brief sagte aus, was Jack hatte sagen wollen, als vermeintlich letzte Tat im Leben.
    Geliebte Lizzie,
    es gibt sehr viele Dinge, die ich dir sagen will, für die mir aber die Kraft fehlt. Deshalb habe ich beschlossen, dir diese Briefe zu schreiben. Ich möchte, dass du sie

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