Das Glück eines Sommers
hier einen Deal gemacht.«
»Wie hast du das denn geschafft?«
»Ich habe ihnen gesagt, du seist ein Sonderfall, der eine Sonderbehandlung braucht, damit du wieder in Form kommst.«
»Das geht klar. Deshalb hatte ich dich ja auch angerufen. Ich wollte, dass du mir dabei hilfst, wieder fit zu werden.«
»Berühmte letzte Worte, Junge. Ich werde dir nämlich den Arsch aufreißen.«
Die Wochen vergingen wie im Flug … und mit Schmerz, sehr viel Schmerz.
Als Jack während eines besonders harten Trainings der Schweiß in Strömen übers Gesicht lief, sagte er zu Sammy: »Ich kann nicht mehr. Ich kann nicht. Keine Liegestütze mehr.«
» Kannst du nicht, oder willst du nicht? Das ist nämlich ein gewaltiger Unterschied, mein Junge.«
Jack machte noch einen Liegestütz, dann noch einen und schließlich einen dritten, bis er seine Arme nicht mehr spürte. Inzwischen hatte er Tausende von Kilo gestemmt, war auf dem Laufband gelaufen, bis er am Gestank seines eigenen Schweißes zu ersticken drohte, und hatte Seilspringen gemacht, bis seine Knie ihn nicht mehr hatten tragen können.
Er verfluchte Sammy, doch der lachte nur und trieb ihn weiter an.
»Und du schimpfst dich einen Army Ranger? Sam junior ist ja härter als du, und der ist ein großes, dickes Baby.«
Doch Sammy trieb Jack nicht nur an. Er machte die Übungen mit. »Wenn ein alter Mann wie ich das kann, kannst du es auch«, lautete sein üblicher Spruch.
Und so ging es weiter. Sammy schrie Jack an, und Jack biss die Zähne zusammen, verzog das Gesicht und machte noch einen Liegestütz und noch einen Sit-up. Und tatsächlich wurde er immer kräftiger.
Täglich sprach er mit seinen Kindern. Sie wussten, dass er in der Reha war.
Bei einer Skype-Session zeigte Jack Cory und Jackie seine Muskeln.
»Du hast ja einen Waschbrettbauch, Dad«, bemerkte Cory.
»Daddy, Bauch!«, krähte Jackie.
Später an jenem Abend sah er Mikki. Sie hatte seit einer ganzen Weile nicht mehr über Skype mit ihm reden wollen, aber nachdem Sammy sie ein paar Mal angerufen hatte, hatte sie schließlich zugestimmt.
»Du siehst großartig aus, Dad«, sagte sie.
»Du siehst dünn aus«, erwiderte er.
»Nun ja, Oma achtet auf ihr Gewicht. Und das bedeutet, dass wir alle wie die Vögel essen.«
»Der erste Cheeseburger geht auf mich.«
»Wann?«, fragte sie rasch.
»Schneller, als du denkst, Süße. Ich weiß, dass ich dich schon längst hätte besuchen sollen, und ich vermisse dich mehr als alles andere, aber … aber ich will das richtig machen. Wenn ich bei der Armee auf Patrouille gegangen bin, habe ich vorher immer alles analysiert, was passieren könnte. Einige der anderen Jungs haben lieber aus dem Bauch heraus entschieden, und manchmal muss man das auch. Aber auf alles vorbereitet zu sein, weil man seine Hausaufgaben gemacht hat, ist die beste Chance zu überleben, Mikki. Ich hoffe, das verstehst du.«
»Ja, das verstehe ich, Dad.« Spielerisch fügte sie hinzu: »Und Skype bereitet dich schon mal darauf vor, was passiert, wenn ich aufs College gehe und du mich wirklich vermisst.«
* * *
Als der Tag schließlich kam, war es ein warmer Frühlingsmorgen. Jack hatte schon gepackt, als Sammy den Raum betrat. »Es ist so weit«, erklärte Jack.
»Ich weiß«, erwiderte Sammy.
»Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.«
»Doch, hättest du. Aber es wäre nicht annähernd so lustig gewesen.«
Während seine Entlassungspapiere fertig gemacht wurden, saß Jack auf dem Bett. Die letzten Monate waren wie im Flug vergangen. Er atmete langsam und gleichmäßig und versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Dann schaute er aus dem Fenster. Der Winter war dem Frühling gewichen. Krokusse sprossen aus der Erde, und an den Bäumen zeigten sich die ersten Knospen. Die Welt erwacht aus einem langen Winterschlaf … so wie ich. Jack öffnete seine Reisetasche und holte den Umschlag mit der Nummer zwei heraus. Der Brief darin war auf den 20. Dezember datiert.
Geliebte Lizzie,
in fünf Tagen ist Weihnachten, und ich verspreche dir, dass ich es bis dahin schaffen werde. Ich habe noch nie ein Versprechen gebrochen, das ich dir gegeben habe, und das werde ich auch jetzt nicht tun. Es ist schwer, sich zu verabschieden, doch manchmal muss man Dinge tun, die man nicht tun will. Jackie ist vor einer Weile zu mir gekommen, und wir haben geredet. Nun ja, das heißt, er hat in der Jackie-Sprache gesprochen, und ich habe zugehört. Ich mag es, ihm zuzuhören, denn ich weiß, dass ich es schon bald
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