Das Glück eines Sommers
Vollwaisen zu werden.«
»Ich lebe, Bonnie, falls du es noch nicht bemerkt hast.«
»Jeder Arzt, mit dem ich gesprochen habe, sagte mir, das sei unmöglich. Deine Krankheit ist tödlich.«
»Ich hatte diese Krankheit. Jetzt habe ich sie nicht mehr. Die Ärzte haben mich für gesund erklärt.«
»Genau die gleichen Ärzte – und noch einige mehr, einer sogar von der Mayo Clinic – haben mir gesagt, das sei unmöglich. Diese Krankheit verschwindet nicht einfach. Sie schläft vielleicht eine Zeit lang, aber sie kehrt immer wieder zurück. Und wenn es so weit ist, hast du nur noch wenige Wochen.«
»Was soll diese Diskussion, Bonnie? Sieh mich doch an. Ich bin nicht mehr krank.«
»Die Kinder haben schon genug durchgemacht. Du auf dem Sterbebett … Lizzie tot … Und sie selbst wurden durchs Land gekarrt.«
»Dafür warst du verantwortlich, nicht ich.«
»Was hatte ich denn für eine Wahl?«
Jack wandte sich von ihr ab. »Okay, vielleicht hast du damals keine andere Wahl gehabt, aber jetzt verstehe ich nicht, worauf du eigentlich hinauswillst.«
»Was ist, wenn du wieder krank wirst? Wenn die Krankheit zurückkommt? Wenn du stirbst? Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was das bei den Kindern anrichten würde? Ein Mensch kann nur ein gewisses Maß an Leid ertragen. Und sie sind noch Kinder. Es würde sie zerbrechen.«
»Ich verstehe deine Sorge, auch wenn ich nicht deiner Meinung bin. Aber was willst du denn von mir? Soll ich dir die Kinder zurückgeben? Soll ich mich in eine Ecke verkriechen und darauf warten, ob ich wieder krank werde oder nicht?«
»Nein, aber du könntest zu uns nach Arizona ziehen. Du und die Kinder. Dann hätten sie wieder ein stabiles Umfeld. Und falls dir etwas passiert, könnten wir für sie da sein. Und bis dahin hätten sie sich daran gewöhnt, bei uns zu leben.«
Jack musterte sie misstrauisch. »Willst du damit sagen, dass ihr bereit wärt, mich und die Kinder aufzunehmen?«
»Ja. Mutter hat dir zwar den Palast vererbt, mir aber eine hübsche Summe Geld. Wir sind durchaus in der Lage, ein größeres Haus zu kaufen und euch zu unterstützen.«
»Vielen Dank, aber ich kann selbst für meine Familie sorgen«, erwiderte Jack gereizt.
»So habe ich das nicht gemeint.«
»Okay.«
»Ich will euch doch nur helfen.«
»Das weiß ich zu schätzen.«
»Dann wirst du über mein Angebot nachdenken?«
»Nein, ich fürchte, das werde ich nicht.«
Bonnie stand auf. »Damit wäre das Gespräch dann wohl beendet. Kann ich jetzt gehen und die Kinder sehen?«
»Selbstverständlich. Ich kann dich runterbringen.« Er schaute sie an. »Hör zu, Bonnie. Ich will, dass du Teil des Lebens der Kinder bist. Das will ich wirklich.«
»Das will ich auch.«
KAPITEL 34
Am Sonntag, als Sammy eine Tour mit seinem Motorrad machte, lud Jack die Kinder in den Pick-up und fuhr nach Channing. Er hatte hart an Jennas Haus und auf ein paar anderen Baustellen gearbeitet, und die Kinder brauchten mal eine Abwechslung. Jack hatte Verbindung mit Ned Parker aufgenommen, und der hatte eingewilligt, sie hinter die Kulissen der Showbühne schauen zu lassen.
Parker traf sie vor der Showbühne, und eine Stunde lang führte er sie durch die dunklen Winkel und Ecken des Gebäudes. Er zeigte Cory, wie man mit den Scheinwerfern arbeitete, wie man die Kulissen verschob und wie man mit der Falltür umging, die es einem Schauspieler gestattete, mitten auf der Bühne zu verschwinden. Jack war besonders beeindruckt von der handwerklichen Kreativität, die in die Bühnenmechanik und die Kulissen geflossen war.
Schließlich verließen sie die Showbühne und gingen die Straße entlang, um sich die Restaurants anzuschauen. Irgendjemand rief Jack von der anderen Straßenseite aus zu. Er schaute hinüber und sah Charles Pinckney auf sie zukommen. Pinckney trug Khakishorts, ein kurzärmeliges Oxfordhemd mit T-Shirt darunter, dazu Ledersandalen.
»Na«, sagte er, »nutzt ihr den Sonntag, um ein bisschen Sonne zu tanken und die Vorzüge von Channing zu genießen?«
Jack nickte. »Wir wollten mal raus aus dem Haus und uns die Stadt ansehen.«
»Habt ihr Hunger?«
»Wir überlegen gerade, wo wir hingehen sollen«, antwortete Jack.
Charles zwinkerte ihm zu. »Da gibt es dann nur eine Alternative.«
»A Little Bit of Love«, sagte Mikki sofort.
»Da waren wir schon«, erklärte Jack. »Wie wär’s mal mit einem anderen Laden? Allein in diesem Block gibt es drei.«
»Aber Jackie und Cory haben ihn noch nicht gesehen.«
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