Das Glück eines Sommers
alles kurz und klein«, meinte Mikki. »Aber ein Plan für die Zukunft ist immer gut.«
Bevor Mrs. Murdoch etwas darauf erwidern konnte, fuhr Mikki fort: »Okay, wir müssen jetzt gehen. Die Show fängt gleich an.«
»Viel Glück, Mik«, sagte Jack.
Mikki richtete den Blick auf Tiffanys Mom, als sie erwiderte: »Mit Glück hat das nichts zu tun, Dad. Das ist ein Talent wettbewerb.«
* * *
Es gab einundzwanzig Teilnehmer. Meist traten jüngere Leute auf, aber es gab auch ein Barbershop Quartet, das gar nicht mal so schlecht war. Mikki schaute neben der Bühne zu und versuchte, die Konkurrenz einzuschätzen. Liam war hinter der Bühne geblieben und entspannte sich ein wenig. Schließlich kehrte Mikki zu ihm zurück und griff zur Gitarre.
»Showtime, Großer.«
»Cool. Ich wäre sonst eingeschlafen.«
»Genau, was ich brauche: ein Drummer mit Eis im Blut.«
Liam lächelte.
»Okay, lass uns den Saal rocken.«
»O yeah«, sagte Mikki.
KAPITEL 57
Anfangs war der Beat sanft. Trotzdem grölte das Publikum und klatschte. Mikki fühlte die wachsende Spannung und gab Liam das Zeichen, das sie vereinbart hatten. Sie drehte ihren Verstärker auf und trat auf das Wah-Wah-Pedal, und ihre Hand flog nur so über den Hals der Fender-Gitarre. Sie spielten einen klassischen Song von Queen. Liam begleitete Mikki in perfektem Rhythmus. Ständig wechselte er zwischen Keyboard und Drums hin und her. Die Zuschauer sprangen auf und sangen mit.
Mikki wusste, wenn man die Leute erst einmal da hatte, wo man sie haben wollte, und wenn sie glaubten, man habe ihnen schon alles gezeigt, musste man etwas Besonderes tun: Man gab ihnen noch mehr.
Mikki zog sich den Trageriemen der Gitarre über den Kopf und warf sie über die Bühne. Gleichzeitig schleuderte Liam seine Drumsticks in die entgegengesetzte Richtung. Mikki fing die Trommelstöcke, während Liam sich die Fender schnappte, und sie tauschten ihre Position. Jetzt spielte Liam die Gitarre und ließ die Finger geschickt über die Fender huschen, während Mikki sich hinter das Schlagzeug setzte und loslegte.
Zum Finale spielten beide ein Solo. Mikki rockte den Saal mit einer sechsminütigen Breitseite. Ihre Hände bewegten sich so schnell, als hätte sie nicht zwei, sondern sechs. Als die Zuschauer kaum noch Luft bekamen und ihre Hände wund vom Klatschen waren, spielte Liam ein Gitarrensolo im Stil von Jimmy Page. Den letzten Akkord hielt er eine ganze Minute lang, und der verstärkte Beat ließ die Showbühne von Channing beben.
Dann kehrte Stille ein. Doch nur für ein paar Sekunden, denn die Zuschauer hatten bloß Luft geholt. Dann explodierte der Saal förmlich von Jubel und Applaus. Mikki nahm Liam an der Hand, und sie mussten sich immer wieder verneigen und winkten den Leuten, die ihre Namen skandierten.
Als sie hinter die Bühne gingen, kamen die anderen Teilnehmer zu ihnen, um zu gratulieren.
»Ihr habt den Laden mächtig gerockt«, sagte der Bariton des Barbershop Quartets begeistert. »Verdammt, ich hab mich wieder richtig jung gefühlt.«
Außer Atem und mit breitem Grinsen traten Liam und Mikki zur Seite, als Tiffany an ihnen vorbeiging. Sie sagte kein Wort, öffnete ihren Bademantel und ließ ihn fallen. Was sie darunter trug, ließ nicht mehr viel Raum für Phantasie. Sie drehte sich zu den beiden um, hob die Hand vor die Stirn und formte mit den Fingern ein L.
Mikki deutete auf die Bühne. » Noch bist du kein Loser. Das kommt erst später, Süße.«
Abgesehen davon, dass sie zweimal stolperte und einmal beinahe ihren Tambourstab verlor, war Tiffanys Auftritt ganz okay. Der Applaus war höflich, abgesehen von der Ecke, wo ihre Mutter mitsamt Gefolge hockte. Dort klatschte man so lange, dass sich schließlich mehrere Zuschauer umdrehten, um zu sehen, wer da so frenetisch einer bestenfalls mittelmäßigen Vorführung applaudierte.
Ein paar Minuten später wurden alle Teilnehmer auf die Bühne gerufen.
Mikki fand ihren Dad in der Menge und zeigte ihm den Daumen zum Zeichen ihrer Zuversicht. Zur Antwort hob Jack gleich beide Daumen, und Sammy salutierte stramm. Cory verneigte sich elegant vor seiner Schwester, und Jackie ahmte ihn unbeholfen nach.
Jenna warf ihrem Sohn einen Kuss zu.
Die Vorsitzende der Jury stand auf und räusperte sich. »Wir sind zu einer Entscheidung gekommen. Aber zuerst möchten wir allen Teilnehmern für ihre Aufführungen danken.«
Dieser Erklärung folgte höflicher Applaus.
»Auf dem dritten Platz haben wir Judy Ringer mit ihrem
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