Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)
Kontakt zu seiner Tochter hatte, was an der schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter lag. Dann verdrängte er das Ganze wieder – bis zur nächsten Krise, in der er sich nach der kleinen Nelly sehnte.
Seine Ex-Freundin versuchte mit allen Mitteln, eine Vertrautheit zwischen ihm und Nelly zu verhindern, und da sie in Freiberg wohnte, fiel ihr das leicht. Allerdings bemühte Andi sich auch nicht so, wie ich es getan hätte, wenn mir wirklich an etwas gelegen wäre. Eines Tages musste Andi feststellen, dass das Mädchen ihn kaum mehr kannte. Die Beziehung der Eltern war in die Brüche gegangen, als Nelly noch ein Baby war.
Immer, wenn ich über die Situation zu grübeln begann, versicherte Andi: »Ich liebe dich über alles, Ines. Du bist meine Traumfrau. Mit dir will ich ein Kind und eine Familie.«
Das hörte ich gern, und er setzte noch eine Idee obendrauf, um mich abzulenken.
»Lass uns tanzen gehen«, schlug er vor.
Weit nach Mitternacht machten wir uns auf den Heimweg. Ich sollte mit Andis Auto schon mal vorausfahren, er wollte einem Bekannten dabei helfen, etwas aus dessen Auto in die Wohnung zu tragen, und würde dann von diesem nach Hause gebracht. Andis Auto war reif für den Schrottplatz, und das hörte man auch. Der Auspuff hing nur noch an einem rostigen Faden und ähnelte einem Emmentaler. Mit dieser verkehrsuntüchtigen Karre geriet ich in die erste und einzige Polizeikontrolle meines Lebens.
»Guten Abend. Bitte steigen Sie aus und geben Sie uns die Fahrzeugpapiere und Ihren Führerschein.«
Ich öffnete die Tür und stellte zuerst einmal mein linkes Bein mit dem schwarzen Stiefel bis übers Knie auf den Asphalt. Ein schmaler Streifen Haut, dann begann der Minirock. Ich hatte viel zu bieten. Fahrzeugpapiere allerdings keine, und mein Führerschein steckte in meiner Handtasche, und die stand zu Hause auf der Garderobe.
»Also … das ist nämlich so«, begann ich.
»Ja?«
»Das ist das Auto von meinem Freund.«
»Aha.«
Die zwei Beamten grinsten.
»Na, ich würde sagen«, sagte der eine, »das erzählen Sie mal unserem Kollegen da drüben.« Er wies auf einen Mann, vermutlich seinen Vorgesetzten, der an einem VW-Bus lehnte.
»Und bei dieser Gelegenheit«, ergänzte sein Kollege, »zeigen Sie uns auch mal, wie man auf solchen Dingern laufen kann.«
»Aber gern«, sagte ich und stöckelte mit meinen High Heels zu dem Vorgesetzten.
Nachdem ich ihm erklärt hatte, dass ich ohne Papiere unterwegs war, fragte er mich, wie ich mit diesen Dingern, er wies auf meine Absätze, Auto fahren könne. Hatten die hier alle motorische Störungen?
»Wollen Sie es mal probieren?«, fragte ich frech und hob das Bein, als wollte ich den Stiefel ausziehen.
»Um Himmels willen! Ich will mir nicht die Beine brechen.«
Seine Kollegen lachten im Hintergrund.
»Also junge Frau«, beschloss er, »da seit drei Stunden Frauentag ist, will ich mal Gnade vor Recht ergehen lassen. Aber in Zukunft führen Sie die nötigen Papiere mit.«
»Immer«, versprach ich und stolzierte, ohne mit dem Absatz zu zucken, zurück zu Andis Auto, das beim geschmeidigen Anfahren fast schnurrte.
Das Ding in meiner Brust
»Na, Frau Korb, wie sieht es aus mit Ihrem Gesundheitszeugnis?«, fragte mich die Kollegin aus der Hotelbuchhaltung.
Mist! Das hatte ich wieder vergessen.
»Ich habe schon einen Termin«, erwiderte ich locker.
Meine Kollegin zog eine Augenbraue hoch.
»Und wann ist dieser Termin?«
»Ja, äh, also das dauert noch ein bisschen.«
»Frau Korb, wir brauchen das Gesundheitszeugnis jetzt wirklich dringend. Eigentlich hätten wir es benötigt, ehe Sie im Service tätig waren. Also klemmen Sie sich dahinter!«
Sie reichte mir das Telefon.
»Wollen Sie jetzt gleich einen Termin vereinbaren?«
»Äh, nein danke«, sagte ich und vereinbarte den Termin von zu Hause aus.
Ich wusste nicht, warum ich die Sache so lange aufgeschoben hatte. Normalerweise ist das nicht meine Art. Eigentlich erledige ich Wichtiges sofort. Aber das war eben nicht wichtig. Oder doch? Nicht für mich, für die vom Hotel. Später erzählte mir einmal eine Bekannte auf einem langen Hundespaziergang mit Marcky und ihrer Hündin Luna von Vorahnungen. Dass es doch sein könnte, dass ich damals schon gewusst hätte, was auf mich zukäme – und aus diesem Grund hätte ich die Untersuchung aufgeschoben. Das halte ich für Quatsch, denn ich machte mir überhaupt keine Sorgen wegen eines Gesundheitszeugnisses. Ich zweifelte nicht im Geringsten an
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