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Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)

Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition)

Titel: Das Glück geht nicht zu Fuß: Wie mein Leben ins Rollen kam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Kiefer
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ich. Deshalb durfte ich immer die Prinzessin sein, wenn wir Märchen nachspielten. Am liebsten war ich Dornröschen, und der Prinz, mein Kindergartenfreund Rüdiger, küsste mich auch außerhalb der Rolle im Gebüsch hinter dem Sandkasten.

Ein bisschen Prinzessin bin ich auch heute noch.
    Hin und wieder flocht mir mein Vater die Zöpfe, doch da versagte der Handwerker. Sie gelangen nie und hingen schief, obwohl er sich solche Mühe gab – wie beim Haarewaschen. Das Kämmen der nassen Haare war jedes Mal ein Drama, denn es gab kein Anti-Ziep-Shampoo wie im Westen.

Von einem Piks zum nächsten
    Schließlich sollte ich auch noch zur Skelettszintigraphie in ein Krankenhaus in einem benachbarten Ort. Ein sehr lieber Zivi mit blonden Dreadlocks brachte mich im Krankenwagen dort hin. Wieder drohte mir eine Spritze mit Kontrastmittel für diese Untersuchung. Es war nicht so, dass ich mich durch die ständigen Wiederholungen an die Nadeln gewöhnte, ganz im Gegenteil: Es wurde immer schlimmer.
    »Ich habe so schlechte Erfahrungen damit gemacht«, vertraute ich der Ärztin an.
    »Ich werde es so spritzen, dass Sie überhaupt nichts merken«, versprach sie – und hielt ihr Wort. Dann galt es wieder zu warten und zu warten und zu warten. Zum Glück hatte mir die Spezialklinik etwas zu essen eingepackt und eine Flasche Wasser. Am Nachmittag endlich bat mich die Ärztin zum Gespräch.
    Sie zeigte mir die Aufnahmen: »Ihre Wirbelsäule – sehen Sie hier, es ist sehr genau dargestellt – verläuft nicht gerade, sondern leicht rund an der Stelle, wo dieses …«
    »Ding«, warf ich ein.
    Sie lächelte. »Das Ding. Okay. Also wo sich das Ding befindet, erkennen Sie eine Beule. Meiner Meinung nach haben Sie das schon sehr, sehr lange. Vielleicht seit Ihrer Geburt. Das Gewebe hat sich praktisch um Ihre Wirbelsäule herumgelegt. Es ist wohl sehr langsam gewachsen, weil sich die Wirbelsäule angepasst hat.«
    »Und was ist das Ding?«
    »Tut mir leid. Das weiß ich auch nicht.«

    Der Zivi brachte mich zurück in die Spezialklinik, wo man mich gleich wieder losschicken wollte, weil meine CT-Aufnahmen plötzlich verschwunden waren. Der nächste Piks stand mir bevor. Als ich Andi am Telefon davon erzählte, nahm er sich frei und versuchte, die Bilder des CT in Bayreuth aufzutreiben. Spät nachts brachte er mir die Aufnahmen, für die er hin und zurück vierhundert Kilometer fuhr.
    Wir regten uns über die Planlosigkeit und das Chaos in der Klinik auf. Doch es veranlasste uns zu keinen Konsequenzen. Gehörte so was nicht irgendwie zu Krankenhäusern? Wir waren beide so jung und unerfahren. Viele Ungereimtheiten fielen mir erst später auf – zu spät. Damals wollte ich einfach nur schnell nach Hause und glaubte vielleicht, wenn ich allem zustimmte, würde das klappen.
    Außer von Andi und am Wochenende von meinen Eltern bekam ich fast keinen Besuch. Zum Glück hatte ich das Telefon. Steffi rief mich öfter an und auch Manu, als ich ihr mitgeteilt hatte, wo ich mich befand. Eines Nachmittags kamen zu meiner großen Überraschung mehrere meiner Azubi-Kolleginnen und -Kollegen. Ich freute mich sehr darüber – und schämte mich gleichzeitig, weil ich mich so gut erholen konnte und sie ohne mich noch mehr schuften mussten. Ich hörte mir die neuesten Geschichten aus dem Hotel an und freute mich schon auf das Sahnestück meiner Ausbildung: die Rezeption.
    Endlich gab es ein abschließendes Arztgespräch. Ich sollte mich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden:
    »Entweder wir punktieren Sie und holen erst mal etwas von dem Gewebe heraus, um zu sehen, was es ist. Oder wir operieren gleich und sehen bei der Operation, was es ist.«
    »Wie wird so eine Punktion gemacht?«
    »Wir würden mit einer langen Nadel …«
    »Nein danke. Bitte gleich operieren.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Keine Nadeln mehr!«

    Der Arzt versprach mir, dass meine Narbe schön aussehen würde. Als ich das anderen Patienten erzählte, warnten sie mich. »Auf die Schönheit kommt es doch nicht an! Die sollen mal lieber dafür sorgen, dass die Narbe nicht taub wird oder gar der ganze Bereich drumherum!«
    Das erschreckte mich. Was für ein befremdliches Gefühl das sein musste, wenn man über seine eigene Haut strich und das nicht spürte. So was konnte ich mir nicht mal vorstellen. Bald würde ich ausgiebig Gelegenheit haben, es am eigenen Leib zu testen. Jetzt verschwendete ich keinen einzigen Gedanken daran, dass irgendetwas schiefgehen könnte. Mir war noch

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