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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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in seiner Schreibtischschublade
     hortete, um sich von ihrem Geruch inspirieren zu lassen. Erst dann habe die Muse ihn geküßt. Faule Äpfel! Lächerlich! Da muß
     doch was faul dran sein.
    Ich bin nicht für faule Äpfel, ich bin für eine lebendige, nach Heu und Gras und Erde und Maus riechende Katze. Ich seh sie
     vor mir, wie sie sich auf des Dichters Bett herumfläzt, der Dichter wackelt mit den Zehen, sie setzt zum Sprung an oder starrt
     mit verzücktem Blick auf die über ihr schwebende Dichterhand, die aber keine Hand ist, sondern ein herrlicher großer, ein
     geradezu klassischer Graus. Ich hör sie quieken vor Wonne. Muzz, ich komm! brüllt der Dichter, ich, der große, berühmte, schreckliche
     Schiller-Graus! Die Hand stößt auf sie hernieder. Und dann schnurren sie alle beide, die Katz und der Schiller.
    |165| Hinterher geht die Katze ein bißchen mausen, der Dichter ein bißchen dichten. Er setzt sich an seinen heute noch zu besichtigenden
     Schreibtisch, greift zur Feder und schreibt in einem Zug die ›Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen‹, in denen
     ein paar so ausgezeichnete, so bemerkenswerte Sätze stehen, daß niemand mir weismachen kann, faule Äpfel hätten ihn dazu inspiriert.
     Es war eine Katze.
    Die Freude am Schein
, schreibt er,
die Neigung zum Putz und zum Spiele
machten den Wilden erst zum richtigen Menschen. Das kann ihn doch nur eine Katze gelehrt haben. Weiter:
Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.
    Die Katze aber ist immer ganz Katze. In voller Bedeutung des Wortes.
    Der letzte Satz ist nicht von Schiller, der ist von mir.

|166| Hänschen, piep mal!
    Konrad hielt mir einen Karton vors Gesicht und strahlte erwartungsvoll. »Rat mal, was ich da hab! Du glaubst es nicht.«
    »Erst will ich’s sehen, dann sag ich dir, ob ich es glaube oder nicht!«
    »Ich werde es jetzt aufbauen, aber dabei störst du nur. Geh einkaufen. Wie wär’s mit Hähnchen heut abend? Dazu Semmelknödel?
     Das hab ich mir verdient.«
    »Wofür?«
    »Für das, was ich jetzt zu tun gedenke. Ich brauch zwei Stunden Zeit.«
     
    Als ich zurückkam, war das Werk vollendet. Konrad wischte sich den Schweiß von der Stirn, führte mich in die Küche, sagte:
     »Paß auf, daß du nicht über die Kabel fällst«, und: »Mein Gott, bist du ungeschickt«, und: »So lupf doch die Füße!« Geleitete
     mich dann zur hinteren Küchentür, die in den Garten führt, und öffnete sie langsam.
    Auf einem in apartem Graugrün gestrichenen |167| Metallfuß war eine Art Kopf befestigt, aber ohne Gesicht. »Was will dieser Kopffüßler hier?«
    »Das wirst du bald hören«, sagte Konrad stolz. »Er hat nämlich einen ganz besonderen Kopf. Einen mit Köpfchen, sozusagen.«
    Ich fand den Kopf mit Köpfchen nicht so besonders. »Ich brauch keine Vogelscheuche.«
    »Vogelscheuche? Das«, sagte, nein, verkündete Konrad, »ist ein auf den Fuß – oder die Haltevorrichtung – ganz wie du willst,
     geschraubter Bewegungsmelderkopf.«
    »Und Gott sah, daß es gut war«, sagte ich.
    »Was?«
    »Du siehst aus, als läge dir das auf der Zunge.«
    »Na ja«, sagte Konrad, »immerhin   –«
    »Das Ding bewegt sich aber kein bißchen.«
    »Soll es auch nicht. Schlumpel bewegt sich.«
    »Aber nicht hier. Die treibt sich mit irgendwelchen Katern herum und bringt ihnen unanständige Wörter bei.«
    »Doch nicht ununterbrochen. Ab und zu kommt sie auch mal nach Hause, wenn sie Hunger hat oder Sehnsucht nach mir.«
    »Und was soll dieser Kerl da?«
    »Dieser Kerl«, sagte Konrad, den Kopf schüttelnd über meine Tumbheit, »meldet, wie ich schon erklärt habe, jede Bewegung.«
    |168| »Ich mag keine Petzer. Schlumpel kann sich bewegen, wo und wie sie will. Ich laß dich auch nicht überwachen.«
    »Ja, verstehst du denn immer noch nicht? Aus unerfindlichen Gründen rennst du zu jeder Tag- und Nachtzeit dauernd zur Tür,
     um nachzuschauen, ob deine Katze davorhockt.«
    »Nur, wenn sie länger weg ist, oder bei Sauwetter.«
    »Aus ist’s mit der Rennerei«, sagte Konrad. »Bewegt sich jemand vor dieser Tür, und zwar in einer Reichweite von fünf Metern,
     sieht der Kerl rot. Und zwar infrarot. Er reagiert auf alles, was sich bewegt und Wärme ausstrahlt. Sitzt Schlumpel vor der
     Tür, merkt er es.«
    »Macht er ihr die Tür auf?«
    »Er piepst.«
    »Und was hab ich davon?«
    »Du hörst drinnen im Haus sein Piepsen, weißt, aha, Schlumpel, und

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