Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Glück mit dir (German Edition)

Das Glück mit dir (German Edition)

Titel: Das Glück mit dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Tuck
Vom Netzwerk:
zieht Tropismes , das Buch, das sie gerade liest, für ihn aus dem Regal.
    Ich werde es kaufen, sagt Philip. Ein Versprechen vielleicht, dass sie einander wiedersehen werden.
    Sie sollte wieder einmal Tropismes lesen, denkt sie, als sie die Augen öffnet.
    Sie sollte eine Liste machen: Krieg und Frieden, Anna Karenina, Middlemarch ; alles von Dickens, Jane Austen, Trollope …
    Die Romane von Balzac, Zola, Flaubert.
    Ein paar Tage später streiten sie sich.
    Hast du es gelesen?, fragt Nina Philip.
    Sie essen in einem preiswerten Restaurant im Quartier Latin zu Abend, ein paar Straßen von der Galerie entfernt, in der sie arbeitet. Es ist spät und sie ist müde.
    Was gelesen? Philip studiert die Weinkarte. Ist dir ein Côtes du Rhône recht?
    Das Buch, das du gekauft hast. Tropismes .
    Sie hat bereits entschieden, nicht mit Philip zu schlafen. Sie bestellt die Schnecken in Knoblauch.
    Philip runzelt die Stirn und schüttelt den Kopf. Ich habe es probiert, sagt er.
    Er bestellt die Suppe.
    Ich bin nicht über die erste Seite hinausgekommen.
    Wirklich? Du konntest es nicht lesen? Nina ist gekränkt. Diese wunderschönen inneren Monologe?
    Sie sind zusammenhanglos, antwortet Philip.
    Ils semblaient sourdre de partout, éclos dans la tiédeur un peu moite de l’air , zitiert er.
    Und wer ist das noch mal aus ihrer Verwandtschaft, der durch Heirat mit dir verwandt ist?, unterbricht sie und ändert damit ihre Taktik. Ich weiß nicht recht, ob ich dir glauben soll.
    Ich stelle euch einander vor, sagt er lächelnd.
    Viele Jahre später, in Boston, besucht sie eine Lesung von Nathalie Sarraute. Alt, elegant und gebieterisch, beschreibt Nina sie Philip.
    Das überrascht mich nicht, sagt er.
    Oh, und was ist mit ihrem Cousin? Du hast ihn mir nie vorgestellt, weißt du noch? Oder hattest du ihn erfunden?
    Sie, nicht ihn, sagt Philip. Der Cousin ist eine cousine .
    Tante Theas stuckverziertes gelbes Landhaus aus dem achtzehnten Jahrhundert steht am Ende einer langen, von Kastanienbäumen gesäumten Einfahrt; ihr Anwesen grenzt an den Wald von Chantilly. Das Sonntagsessen ist meist eine lange und lebhafte Angelegenheit mit reich gedecktem Tisch, Rotwein und selbstgemachtem Obstkuchen mit Sahne zum Dessert. Verwandte, Freunde, Nachbarn sitzen dicht gedrängt um den Esstisch aus Mahagoni, alle reden schnell und gleichzeitig über de Gaulle, den nouveau franc – der 100 alte Francs wert ist und wie verwirrend Tante Thea das immer noch findet –, die Algerienkrise und die Abfallcontainer, mit denen die Landebahnen des Flughafens Orly blockiert wurden, damit die putschenden algerischen Fallschirmjäger nicht landen konnten – und sonst auch niemand, wie einer von Tante Theas Söhnen betont.
    Didier und Arnaud, Tante Theas Söhne, sind zum Essen gekommen. Beide sind verheiratet, erfolgreich und sportlich. Besonders Didier. Er und Nina flirten ein bisschen, seine Frau Anne scheint das nicht zu stören.
    Didier ist in Nina verliebt, neckt sie.
    Unwillkürlich fühlt sich Nina von Didiers Selbstbewusstsein, seinem handfesten guten Aussehen und der Art, wie er sein maßgeschneidertes blaues Hemd trägt   – die Ärmel aufgerollt, so dass man die Unterarme sieht –, angezogen.
    Nach dem Mittagessen überredet Didier, der übereinen Tennisarm klagt, Philip, mit Anne im Doppel gegen Arnaud und seine Frau anzutreten; oben hält Tante Thea ein Nickerchen, und er lädt Nina ein, mit ihm im Wald spazieren zu gehen – nein, einladen ist das falsche Wort.
    Wir gehen spazieren, sagt er. Ein bisschen Bewegung wird mir guttun, fügt er hinzu.
    Der Frühling ist schon weit fortgeschritten, aber einige Kastanien tragen immer noch Blüten, die zusammen mit den Blättern einen Baldachin über dem Waldboden bilden, einem grünen Teppich, auf dem dicht an dicht niedrige Büsche, Gras und Büschel zarter kleiner weißer Blumen wachsen, deren Namen Nina nicht kennt.
    Didier auch nicht.
    Gepflegte Wege führen durch den Wald – allées nennt man sie; manche tragen Namen, die auf Schildern angegeben sind.
    Hier kann man sich bestimmt leicht verirren, sagt Nina.
    Ich laufe hier seit meiner Kindheit herum, sagt er, ich kenne den Wald wie meine Westentasche. Im Herbst gehe ich hier auf die Jagd.
    Jagst du Füchse?
    Hirsche.
    Sie sprechen über die verschiedenen amerikanischen Schulen. Eine von Didiers Töchtern will in den Staaten aufs College gehen. Nina beschreibt das, welches sie besucht hat.
    Dann hören sie Hufgetrappel näher kommen.
    Vorsicht, sagt

Weitere Kostenlose Bücher