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Das Glück mit dir (German Edition)

Das Glück mit dir (German Edition)

Titel: Das Glück mit dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Tuck
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Didier, nimmt Ninas Arm und ziehtsie vom Weg, als zwei Reiter, im Jockeystil geduckt, vorbeigaloppieren.
    Der Sandboden eignet sich gut für das Trainieren von Pferden, sagt Didier, der immer noch Ninas Arm hält.
    Sie will antworten, dass auch sie gern reitet, doch Didier hat sie an sich gezogen und küsst sie. Sie versucht sich zu befreien, aber er hält ihren Arm fest und verdreht ihn hinter ihrem Rücken, zwingt sie so, ihr Gesicht ihm zuzuwenden. Er presst seinen Mund so hart auf ihren, dass sie seine Zähne spürt. Dann zerrt er sie förmlich weiter in den Wald hinein und zwingt sie zu Boden.
    Nina stößt sich an irgendetwas den Kopf.
    Didier!, schreit sie. Bitte nicht!
    Ich wollte mit dir schlafen, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, sagt er.
    Schon ist er auf ihr, schiebt mit geschickter Hand ihren Rock hoch und zieht die Unterhose herunter.
    Zunächst kämpft sie noch gegen ihn; dann blickt sie in die Baumwipfel hinauf und lässt ihn machen.
    Als sie anschließend durch die allée zurückgehen, bleibt Didier stehen, um ein paar von den zarten weißen Blumen zu pflücken, deren Namen sie beide nicht kennen, und steckt sie Nina ins Haar.
    Er küsst sie leicht auf die Wange und sagt: Na, so schlecht war das doch nicht, oder?
    Nina, die sich die Blüten aus dem Haar schüttelt, gibt keine Antwort.
    Auf dem Heimweg nach Paris in ihrem Mietauto fragt Philip: Wie war dein Spaziergang mit Didier?
    Ganz nett.
    Sie stecken im Verkehr fest, vor und hinter ihnen lange Autoschlangen. Ein paar Motorräder schlängeln sich lärmend und triumphierend zwischen den Autos durch; Fahrer hupen ohne Sinn und Zweck. Außerdem hat es zu regnen begonnen, ein feiner Sprühregen.
    Wie kommt es, dass immer alle gleichzeitig vom Wochenende nach Hause fahren?, fragt Philip. Ich sollte mal eine Wahrscheinlichkeitsstudie dazu erstellen. Er schaltet die Scheibenwischer ein; sie machen ein quietschendes Geräusch auf dem Glas.
    Vielleicht hat es einen Unfall gegeben. Ich hasse dieses Geräusch, sagt Nina.
    Mit einem Seitenblick zu ihr fragt Philip: Worüber habt ihr euch unterhalten?
    Ich und Didier? Er hat mich nach amerikanischen Colleges für seine Tochter Cécile gefragt. Für nächstes Jahr nach ihrem Abitur.
    Die Autos setzen sich langsam wieder in Bewegung.
    Kann der Penner nicht blinken? Philip macht eine ärgerliche Geste, die dem Fahrer vor ihm gilt.
    Wir haben ein paar Pferde die allée entlanggaloppieren sehen – Rennpferde, glaube ich, spricht Nina unaufgefordert weiter.
    Diese allées wurden von André Le Nôtre für den Prince de Condé, den Cousin von Louis XVI., angelegt.
    Ich weiß, das hast du mir schon erzählt.
    Stimmt irgendwas nicht?, fragt Philip.
    Kopfschmerzen, antwortet Nina und berührt ihre Schläfe. Ich glaube, ich kriege Migräne.
    Manchmal, wenn Philip nach Hause kommt, schnuppert sie an seiner Wäsche, sucht den Duft eines unbekannten Parfüms – Patschuli, Jasmin, Tuberose.
    Wie heißt sie?
    Der Name einer Stadt.
    Sofia.
    Die schrecklichen Lügen des Ungesagten.
    Sie hat eine Abtreibung gehabt.
    Sie schenkt sich den Rest Wein ein.
    Soll sie es ihm sagen?
    In dem dunklen Zimmer versucht sie Philips Züge zu erkennen.
    Kann er sie hören?
    Irgendwo – wo, kann sie sich nicht erinnern – hat sie gelesen, dass jeder von uns aus Einzelteilchen der Seelen anderer Menschen besteht, der Seelen all der Menschen, die wir gekannt haben.
    Sie glaubt das nicht.
    Sie ist kein Teilchen von Didiers Seele.
    Didier ist vor ein paar Jahren gestorben, an Darmkrebs, und Nina hat seiner Frau Anne geschrieben, sie erinnere sich gut, an seine joie de vivre und wie er das Leben zu nehmen verstand.
    Sie zu nehmen, denkt sie.
    Draußen hört sie langsam einen Wagen vorbeifahren. Nina geht zum Fenster, öffnet die Vorhänge einen Spalt breit und erhascht einen Blick auf die Rücklichter, ehe sie im Dunkeln verschwinden. Wer, fragt sie sich, fährt zu dieser späten Stunde herum? Und wohin? An der Straße liegen nur wenige Häuser, und um diese Zeit, so nimmt sie an, schlafen die Bewohner alle.
    Atlanta war die erste Stadt, in der sie zuhause war; dann kam Cincinnati; dann wurde ihr Vater ins Ausland versetzt. Erst gingen sie nach Montevideo, später zogen sie nach Rom, noch später nach Brüssel. Ninas Vater arbeitete für einen multinationalen Konzern, der Haushaltsprodukte herstellt: Seifen, Putzmittel, Waschmittel. Wegen all der Umzüge lernte Nina Spanisch, Italienisch und Französisch, aber weil sie so oft die Schule

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