Das Glück reicht immer für zwei
ja mit Leo Tyler zusammen. Vielleicht hat sie endlich begriffen, dachte Mia, dass er an ihr interessiert ist, und sie haben großartigen Sex in der Delphi-Suite. Im Perfekten Mann gab es eine sehr erotische Szene, in der Jack und Francesca sich im Freien lieben. Als Mia sie las, fragte sie sich, ob Britt das selbst erlebt und sich davon hatte inspirieren lassen. Wenn dem so war, enthüllte es eine ganz neue Seite an ihrer Schwester, die Mia noch gar nicht kannte.
Sie fröstelte. Britt und Leo zusammen im Bett – Britt und irgendein Mann –, das war nicht gerade der Gedanke, bei dem sie jetzt verweilen wollte. Im Übrigen war sie sich sicher, dass genau diese Szene im Moment bestimmt nicht stattfand, denn die Chance, dass Britt auf der Aphrodite einen One-Night-Stand hatte, war gleich null.
Sie verließ die Kabine wieder und begab sich in Richtung Panorama Lounge. Britt war nirgendwo zu sehen, dafür saß Leo Tyler bei den Costellos, und Pippin, eine Hand auf seiner Schulter, strahlte ihn an.
Wahrscheinlich war Britt in keiner der Bars. Wohl eher würde Mia sie in der Bibliothek oder im Internetcafé antreffen. Aber auch dort war sie nicht. Ebenso wenig auf dem Promenadendeck oder am Pool – obwohl sie an fast allen öffentlichen Orten nach ihr suchte, ihre Schwester war nirgendwo zu entdecken.
Vielleicht war sie ja mit sexy Steve zusammen, schoss es ihr durch den Kopf. In seiner Kabine. Schließlich hatte Steve keinen Hehl aus seiner Bewunderung für sie gemacht. Und dennoch glaubte sie nicht wirklich, dass Britt mit ihm zusammen war. Allmählich machte sie sich Sorgen. Es war nicht so, dass sie befürchtete, Britt könnte über Bord gegangen sein oder etwas in der Art
(das war doch nicht möglich, oder?), aber sie hätte dennoch gern gewusst, wo sie sich befand.
Schließlich steckte sie den Kopf durch die Tür der Champagnerbar. Steve unterhielt sich mit dem Pianisten, der leise Barmusik spielte, sanft rieselnde, verführerische Klänge.
»Hallo«, sagte er. »Wie war das Kapitänsdinner?«
»Sehr schön«, antwortete Mia abwesend. »Sie haben nicht zufällig Britt gesehen?«
Steve schüttelte den Kopf.
»Ich kann sie nirgends finden. Ich weiß, das Schiff ist groß, sie könnte an tausend verschiedenen Orten sein, aber …«
Steve runzelte die Stirn. »Gibt es etwa einen Grund, sich Sorgen um sie zu machen?«
»Nein, gar nicht«, beeilte sich Mia zu sagen. »Wir hatten nur eine kleine Auseinandersetzung, aber sie war dennoch guter Laune. Trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen und …« Sie zuckte die Schultern. »Ich habe mich albern benommen.«
»Wollen Sie, dass ich Ihnen bei der Suche nach ihr helfe?«
Mia nickte.
»Gut, dann lassen Sie uns gehen.« Steve schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. »Ich kenne alle Winkel und Verstecke auf der Aphrodite . Aber lassen Sie uns doch zuerst in Ihrer Kabine nachsehen.«
Ralph hatte immer eine Rolle gespielt, zuerst die des Verehrers, dann des Liebhabers und Ehemanns, aber Britt war nicht in der Lage gewesen, eine Rolle in dem jeweiligen Stück zu übernehmen.
Er versuchte auch, in die Rolle des zerknirschten Ehemanns zu schlüpfen, der sich einen Fehltritt geleistet hatte: Schließlich gab er seine Affäre mit Cherise zu und beteuerte, wie sehr es es bereue, nur um im selben Atemzug zu sagen, dass es nicht weiter verwunderlich sei, dass es dazu gekommen sei, wenn man bedenke, wie Britt ihn behandelte. Und dass sich Britt nicht aktiv an ihrem Sexleben
beteiligte. Allmählich frage er sich, ob sie auf diesem Gebiet Probleme habe, jedenfalls erscheine sie ihm ziemlich prüde.
»Ich weiß nicht, was daran prüde sein soll, wenn man es nicht mag, Handschellen umgelegt zu bekommen oder mit einem Mann in einem Goldlamé-Tanga zu vögeln«, wandte sie ein. »Und wenn man nicht will, dass einem wehgetan wird, würde ich das auch nicht als prüde bezeichnen.«
Er lachte spöttisch.
»Und, ist deine Schauspielerfreundin weniger prüde?«, fragte sie, woraufhin er meinte, o ja – ob Britt es nicht mit eigenen Augen gesehen habe?
Sie konnte nicht glauben, dass sie so dumm gewesen war. Wobei er nicht minder dumm gewesen war, indem er eine Frau wie sie geheiratet hatte, aber wahrscheinlich hatte er in einer Fantasiewelt gelebt. Sie sagte, sie wolle sich scheiden lassen. Da meinte er, sie sei eine hartherzige, egoistische Ziege. Er ging und kam nicht mehr zurück. Und sie saß allein in ihrem Schlafzimmer und weinte.
»Und Sie meinen, sie hat
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