Das Glück reicht immer für zwei
lachend.
»Nun, es ist zwar Siesta-Zeit, aber dummerweise habe ich keine Badesachen dabei«, sagte sie.
»Kein Problem, ich habe vorgesorgt.« Er nahm den kleinen Rucksack mit dem Logo der Aphrodite von der Schulter, öffnete ihn und brachte zwei Handtücher, Badeshorts und einen lila Badeanzug zum Vorschein.
»Die Größe habe ich geschätzt, aber ich hoffe, er passt dir.«
»Du bist wirklich bestens vorbereitet.«
»Das lernt man, wenn man auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitet.« Er zwinkerte ihr zu.
»Eine schöne Farbe hast du da ausgewählt.«
»Du hast in deinem lila Kleid so hübsch ausgesehen. Ich dachte, dass es vielleicht deine Lieblingsfarbe ist.«
»Stimmt. Danke.«
Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt neben einem Mann am Strand gelegen hatte. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie es überhaupt schon mal getan hatte. Die wenigen Male, die sie zu Hause in Irland mit irgendeinem Freund nach Brittas gefahren war, um sich an den Strand zu setzen und darauf zu wetten, wie lange sie es im kalten Ostwind aushalten würden, zählten nicht. Gewiss, sie hatte auch in Brittas ein paar angenehm warme Tage erlebt, aber das war in ihrer Kindheit, als sie mit ihren Eltern und Geschwistern dort Urlaub machte. Während Paula und Gerry auf einer riesigen Decke am Strand saßen, spielten James, Britt und sie ausgelassen im Wasser oder Sand.
Damals war alles so viel einfacher gewesen, dachte sie mit einem Anflug von Wehmut; Allegra hatte keine Geschwister, mit denen sie am Strand spielen konnte. Nicht einmal einen Vater, der neben ihrer Mutter saß und ihr beim Spielen zusah.
»Geht es dir nicht gut?«, fragte Steve, der ihr gegenüber auf der Strandliege lag.
»O doch«, erwiderte sie, und zog die Baseballkappe tief in die Stirn. »Alles bestens.«
Zurück in der Villa (obwohl Britt sehr langsam und vorsichtig die Bergstraße hinaufgefahren war, war sie äußerst angespannt gewesen, und das Herz hatte ihr bis zum Hals geschlagen) saßen Britt und Allegra auf dem knautschigen orangefarbenen Sofa. Britt hatte den Laptop auf den Knien, während Allegra in einem der englischen Kinderbücher blätterte, die Britt ihr mitgebracht hatte. Immer wieder warf Britt ihrer Nichte einen Blick von der Seite zu. Allegra war ganz gefangen von der Geschichte, die sie zwar noch nicht lesen konnte, aber mittlerweile auswendig kannte.
Schließlich klappte Allegra das Buch zu und sah zu ihr auf.
»Tina Trouble ist unartig«, sagte sie mit feierlicher Miene. »Ich glaube, sie hat nichts gelernt. Sie kriegt bestimmt wieder Ärger.«
»Glaubst du?«
Allegra nickte. »Wahrscheinlich, weil sie ihr Zimmer nicht aufgeräumt hat. Deswegen krieg ich immer Ärger.«
»Hätte ich doch wenigstens ein paar Sachen zum Wechseln mitgebracht«, sagte Mia, während sie den Strand verließen. »Ich habe Sand in den Schuhen, und mein Kleid ist zerknittert.«
»Ach, das macht doch nichts«, meinte Steve.
»Trotzdem. Wenn ich gewusst hätte, dass ich den ganzen Tag wegbleiben würde, hätte ich entsprechend vorgesorgt.«
»Wie viel Zeit wolltest du eigentlich mit mir verbringen?«, fragte Steve.
»Ich habe nicht darüber nachgedacht«, gab Mia zu.
Er nahm ihre Hand. »Nun, jedenfalls kannst du jetzt noch nicht nach Hause fahren. Mir bleiben noch ein paar Stunden, und ich möchte sie mit dir verbringen.«
Zuerst war sie versucht, ihre Hand zurückzuziehen. Aber es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass da jemand war, der sie halten wollte.
»Mein Papa kommt irgendwann nach Hause.« Allegra machte sich mit Buntstiften über ein Bild in ihrem Buch her. Sie sah zu Britt hinüber, die – da es in Mias Küche keinen Vorrat an Fertiggerichten gab – Spaghetti Bolognese kochte und der es zu ihrem Erstaunen sogar Spaß machte.
»Ach ja?« Britt erschrak angesichts dieser Bemerkung des kleinen Mädchens. Noch nie hatte Allegra ihr gegenüber ihren Vater erwähnt.
»Pues, sí.« Allegra klang sehr zuversichtlich.
»Hat deine Mama dir das gesagt?«, fragte Britt.
Allegra schüttelte den Kopf. »Aber er kommt bestimmt. Er ist ja mein Papa.«
»Ich bin wirklich völlig unpassend für dieses Lokal angezogen«, raunte Mia Steve zu, während er ihr die Tür zu dem schicken Restaurant aufhielt, dessen Tische mit gestärktem Leinen und funkelndem Silberbesteck gedeckt waren.
»Für mich siehst du wunderbar aus.«
»Das stimmt nicht, und das weißt du auch. Außerdem ist mein Haar nach dem Strandbesuch völlig
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