Das Glück reicht immer für zwei
würde.«
»Ich freue mich sehr für dich«, sagte Britt.
Sie hatte nicht lange gebraucht, um herauszufinden, dass Mia ständig von Geldsorgen geplagt wurde. Zwar hatte sie sich bemüht, so großzügig wie möglich zu sein, indem sie immer wieder Geld in das Einweckglas im Küchenregal steckte, das Mia als Haushaltskasse diente, sie wusste jedoch, dass ihre Schwester in dieser Hinsicht sehr empfindlich war: Mehr als das, was Britts tatsächlichen Anteil an den Kosten ausmachte, wollte sie nicht annehmen. Wann immer Britt Alejo Arizas Haus am Fuße der Sierra Nevada in den Sinn kam, musste sie sich einen Kommentar verkneifen: Wie einfach wäre es für ihn gewesen, Mia zu unterstützen, wenngleich Britt verstand, dass es Mia widerstrebte, sich an ihn zu wenden. Außerdem, dachte sie, wer weiß; wenn sich mit Steve Shaw wider Erwarten doch noch eine Beziehung anbahnt, wird sich Mias Zukunft ohnehin ändern. Sie hoffte inständig, dass Mia einsehen würde, dass Steve der ideale Mann für sie war, und mit der Zeit Alejo vergaß. Sie wünschte, sie hätte Mia nie vorgeschlagen, Alejo von Allegras Existenz in Kenntnis zu setzen. Manchmal, dachte sie, erweist sich das, was auf den ersten Blick richtig erscheint, als das absolut Falsche. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass, sollte sich Mia zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit Alejo in Verbindung setzen, es zu einem Fiasko führen würde.
»Bist du sicher, dass du nicht noch ein bisschen bleiben willst?« Mia schlüpfte in das dünne blaue Jackett, das ihr im Tourismusbüro als Uniform diente, um sich dann zu vergewissern, dass Allegras Tasche alles enthielt, was sie im Kindergarten brauchte. »Sierra Bonita hat dich ja anscheinend inspiriert. Du hast viel geschrieben, während du hier warst.«
»Das stimmt. Aber in Dublin wird es mir leichter fallen, Ordnung in die Dinge zu bringen. Denn dort werde ich nicht vom Duft der Orangen- und Hibiskusbäume und der tollen Aussicht
abgelenkt, die mich dazu verleitet, einfach auf der Terrasse zu sitzen und müßig in die Gegend zu schauen …«
Mia lachte. »Na gut. Dann bis später. Und lass es an deinem letzten Tag ruhig angehen.«
»Das werde ich.«
Britt winkte den beiden zum Abschied zu und ging wieder auf die Terrasse zurück. Es stimmte schon, dass sie eine schiere Ewigkeit einfach nur dasitzen und in das grüne Tal hinabblicken konnte, das sich vor ihr ausbreitete, während sie ihren Gedanken freien Lauf ließ. Manchmal galten sie ihren Romanfiguren und manchmal realen Menschen. Oft waren sie aber auch ganz persönlicher Natur. Wenn sie jetzt bisweilen an ihr Leben mit Ralph zurückdachte, belastete es sie nicht mehr so wie früher. Mit einem Mal schien das, was sie bislang für den größten Fehler ihres Lebens gehalten hatte, nicht mehr so wichtig. Die Tatsache, dass ihre Ehe schiefgegangen war, bedeutete nicht mehr, dass sie sich zum Narren gemacht hatte. Dessen war sie sich inzwischen sicher. Sie wünschte nur, sie würde endlich verinnerlichen, dass es nicht darauf ankam, ein fehlerfreies Leben führen zu müssen.
Denn inzwischen wusste sie, dass das unmöglich war. Jeder machte Fehler. Sie hatte welche gemacht. Mia hatte welche gemacht. Und auch Leo. Aber das Leben bot einem immer wieder die Chance, darüber hinwegzukommen. Leo hatte Pippin kennengelernt. Und was Mia betraf, war Steve unverhofft in ihr Leben getreten; und auch wenn sie ihm nicht wirklich einen Platz darin einräumte, hatte er ihr zumindest die Augen dafür geöffnet, dass das Leben neue Möglichkeiten bereithielt. Und ich …? Britt beobachtete den Flug einer Schwalbe über dem Tal, während sie über ihre eigenen Fehler nachdachte. Vielleicht werde auch ich mich eines Tages wieder für jemanden öffnen. Vielleicht wird irgendwann ja jemand des Weges kommen, der das ebenfalls will. Auch wenn es nicht allzu wahrscheinlich ist, aber wenigstens werde ich dann ein wenig offener sein. Weil es schön wäre – das helle
Sonnenlicht ließ sie blinzeln –, wenn es jemanden gäbe, dem ich etwas bedeute. Und der mir etwas bedeutet.
Leo hatte einen solchen Menschen gefunden. Jemanden, dem etwas an ihm lag. Und Leos Wunden waren bestimmt tiefer als die ihren. Wenn er also über die Blessuren seiner Vergangenheit hinweggekommen war, würde es ihr doch bestimmt auch gelingen, sich nicht länger als Närrin zu fühlen, nur weil sie ihr Herz an den falschen Mann verloren hatte und so töricht gewesen war, ihn zu heiraten.
Das Geräusch eines Wagens, der
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