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Das Glück reicht immer für zwei

Das Glück reicht immer für zwei

Titel: Das Glück reicht immer für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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sich auf der unebenen Straße näherte, schreckte sie aus ihren Grübeleien. Mia würde erst in ein paar Stunden zurückkommen, und da sich die Villa Serena am Ende der schmalen Straße befand, gab es keinen Durchgangsverkehr. Und normalerweise kam auch nie jemand unangekündigt zu Besuch. Sie setzte sich aufrecht in ihrem Rohrsessel hin und fragte sich, ob sich der Fahrer des Wagens vielleicht verirrt hatte. Wenn dem so war, dann musste er über außergewöhnliche Fahrkünste verfügen, weil er das Fahrzeug im Rückwärtsgang wieder auf die Straße würde lenken müssen. Oder aber er betätigte die Glocke am Tor (was manchmal geschah), um zu fragen, ob er am Ende der kleinen Auffahrt der Villa wenden durfte.
    Sie hörte, wie der Motor abgestellt wurde, gefolgt von dem Geräusch einer zuschlagenden Tür. Für einen Moment wurde es still, dann ertönte das Gebimmel der Messingglocke am Gartentor. Sie erhob sich aus ihrem Sessel und ging zur Vorderseite des Hauses.
    Der Mann, der davorstand, war groß und elegant, in einen marineblauen Seidenanzug und ein weißes Hemd gekleidet. Als einzigen Farbkontrast dazu trug er eine hellgrüne Krawatte. Als Britt auf ihn zuging, strich er sich das dunkle Haar aus der Stirn.
    »Hallo«, sagte sie. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Hola.« Er runzelte die Stirn und sah sie aus zusammengezogenen Augen an. »Bin ich hier richtig? Ich wollte eigentlich zu Mia.«
    »Mia ist bei der Arbeit, tut mir leid«, erwiderte Britt. »Sie wird
erst gegen halb drei wieder zurück sein.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war kurz vor Mittag.
    Der Mann legte erneut die Stirn in Falten. »Und Sie sind?«
    Britt sah ihn unschlüssig an. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, es mit jemandem von einer Behörde zu tun zu haben, vielleicht jemandem, der gekommen war, um Mia aus irgendeinem Grund zu kontrollieren. Vielleicht vom Sozialamt, um sicherzustellen, dass sie nicht mit Allegras Erziehung überfordert war, oder um zu überprüfen, ob sie ihre Steuern bezahlte. Oder etwas in der Art.
    »Möchten Sie vielleicht später noch einmal kommen?«, fragte sie, ohne seine Frage zu beantworten. »Ich bin sicher, dass Mia Ihnen dann gern weiterhilft.«
    Wieder strich er sich das Haar zurück, und Britt sah, dass auf seiner Stirn, obwohl es an diesem Tag ein paar Grad kühler war als in den letzten Tagen, Schweißperlen glänzten.
    »Könnte ich … vielleicht warten?«
    Britt war verblüfft. Und nervös. Sie wollte nicht, dass ein Mann, den sie nicht kannte, sich in Mias Haus aufhielt. Und warum wirkte er so angespannt? Augenblicklich begann die Fantasie ihr alle möglichen Horrorszenarien vorzugaukeln. Sie stellte sich vor, dass er ein Serienmörder war, der sie alle in Stücke hacken würde, weil sie so dumm gewesen war, ihn ins Haus zu lassen.
    »Tut mir leid«, sagte sie bestimmt. »Ich will nicht unhöflich sein, aber ich kenne Sie nicht, und Mia hat mir nicht gesagt, dass sie Besuch erwartet. Also würde ich Sie bitten, später wiederzukommen.«
    Zuerst dachte sie, er hätte sie nicht verstanden, weil er schweigend stehen blieb.
    »Ich bin ein alter Freund«, sagte er schließlich. »Ich habe Mia schon lange nicht mehr gesehen.«
    Plötzlich spürte Britt, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. »Wie lange nicht?«, fragte sie.
    »Wir haben uns in Guatemala kennengelernt«, erwiderte er.
Das Erste, was Mia sah, als sie am Nachmittag mit Allegra in die Auffahrt einbog, war das schwarze Mercedes-Cabriolet, das vor dem Tor parkte. Sie betrachtete es verdutzt und fragte sich flüchtig, ob vielleicht Britts Agentin zu Besuch gekommen sei. So wie Britt sie beschrieben hatte, zählte Meredith zu den Frauen, die sich im Ausland keinen Allerweltswagen mieteten. Meredith war ein luxuriöses Cabrio durchaus zuzutrauen.
    Sie war sich dessen ziemlich sicher, als sie ums Haus herum und zur Terrasse ging, wo Britt am Fuß der Treppe saß.
    »Wen hast du denn zu Besuch?«, fragte Mia.
    Britt warf einen Blick auf Allegra, die neben Mia auf und ab hüpfte und Britt die Handflächen präsentierte, damit diese ihre Handmalereien bewunderte.
    »Ich … ähm, es ist dein Besuch«, sagte Britt zögernd.
    Mia sah sie scharf an.
    »Du willst bestimmt unter vier Augen mit ihm reden.«
    »Britt …«
    »Er ist aus Granada hergekommen, um mit dir zu sprechen.«
    Mia starrte ihre Schwester wortlos an.
    »Vielleicht sollte ich mit Allegra in den Ort zurückfahren und bei Limón Limón ein Eis essen. Hm, was meinst du, mein Schatz?«

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