Das Glück reicht immer für zwei
wollte. Mia war noch immer in ihn verliebt und von ihm betört. Was ja nicht weiter schlimm wäre, wenn beide tatsächlich das Gleiche wollten. Aber eine Scheidung … Britt schauderte. Wenn es bei reichen Leuten um Scheidung ging, artete es immer in einen Alptraum aus. Sie war sich nicht sicher, wie Mia damit fertigwerden würde, wenn sie sich im Zentrum dieser Schlacht befand. Dennoch verdiente ihre Schwester eine zweite Chance mit Alejo, der Liebe ihres Lebens. Und im Namen der Liebe ertrugen die Menschen so manches.
29. Kapitel
POSITION: DUBLIN.
WETTER: HEFTIGE REGENGÜSSE. WIND: WESTLICH,
15 KM/H,
WINDBÖEN MIT 40 KM/H. TEMPERATUR: 15°.
LUFTDRUCK: 963 MBAR.
Als Leo in den Wagen gestiegen war, war der Himmel klar gewesen, doch als er bei Donals Haus ankam, waren wieder dunkle Wolken aufgezogen. Es regnete in Strömen, der Himmel grollte, und es stürmte. Eine Zeit lang wartete er im Auto, doch als nichts darauf hindeutete, dass der Wolkenbruch bald ein Ende nehmen würde, öffnete er die Tür, lief die kurze Auffahrt entlang und steckte den Schlüssel ins Schloss der Haustür.
Der Geruch nach abgestandener Luft empfing ihn. Er hatte das Haus seit Monaten nicht mehr betreten. Nach dem Unfall war er ein paarmal dort gewesen, aber nur, um den Kühlschrank auszuräumen und die Heizung abzuschalten. Donals Post war an den Anwalt umgeleitet worden, der sich um seinen Nachlass kümmerte – auch wenn Leo der alleinige Erbe war, hatte er Ferdia Grey mit der Nachlassverwaltung betraut. Leo wollte nichts davon wissen, dass Donal ihm alles hinterlassen hatte. Was bedeutete das schon, da er ihm zuvor doch alles genommen hatte?
Im Flur lag ein Haufen unerwünschter Werbesendungen, größtenteils Prospekte von Takeaway-Restaurants und Gärtnerservicefirmen. Auch eine Hochglanzbroschüre eines Maklerbüros war darunter, das sich anbot, den Verkauf von Immobilien in dieser Gegend zu betreuen. Leo sammelte die Prospekte ein und warf
sie in die Papiertonne neben dem Eingang. Als er wieder ins Haus zurückkehrte, wischte er sich über das regennasse Haar.
Aus der Küche ertönte das monotone Ticken der Uhr. Das war ihm noch nie aufgefallen. Auch wenn sein Bruder allein gelebt hatte, war es nie still in seinem Haus gewesen. Donal liebte Geräusche und hatte oft Radio und Fernseher gleichzeitig laufen, während er auf der Spielkonsole spielte oder im Internet surfte. Selbst wenn er das Haus verließ, ließ er oftmals ein Gerät eingeschaltet. Vor allem die Stille war es, die die Tatsache, dass Donal für immer gegangen war, greifbar machte.
Leo stand in der langen, schmalen Küche und erinnerte sich, wie er, eine Bierdose in der Hand, am Tisch gelehnt hatte, während Donal, der stolz auf seine Kochkünste war, Gemüse klein hackte, um es im Wok zu dünsten. Aus dem Soundsystem dröhnten die Greatest Hits der Bananarama. Leo neckte Donal gern wegen seiner Vorliebe für diese Girlieband aus den Achtzigerjahren, doch Donal lachte nur und meinte, das sei eben sein heimliches Laster.
»Auch du solltest lernen, dich selbst zu versorgen, mein Lieber«, sagte er beim Schnippeln des Gemüses. »Von Vanessa kannst du es jedenfalls nicht erwarten. Sie ist ein echtes Partygirl.«
Schon damals hatte Donal gewusst, dass Vanessa ein Partygirl war. Donal hingegen war nicht der Typ, der gern auf Partys ging. Wie war es ihm also gelungen, sie ihm wegzuschnappen? Was hatte Donal gehabt, was er nicht hatte? Warum hatte Vanessa beschlossen, dass er, Donal, der Richtige für sie war? Warum hatten sie ihm das angetan?
Leo wusste nicht, ob er diese letzten Worte hinausgeschrien oder ob der Schrei nur in seinem Kopf stattgefunden hatte. Er blickte aus der Küchentür in den hinteren Garten. Der Rasen war ungepflegt, die Büsche wuchsen unkontrolliert. Vielleicht hätte er doch die Gärtnerservicehandzettel aufheben sollen, dachte er ironisch. Vielleicht hatte der verwilderte Garten ja erst die Aufmerksamkeit derer auf sich gezogen, die die Handzettel eingeworfen hatten.
Das Wohnzimmer war ordentlich und sauber. Leo selbst hatte dort am Tag nach Donals Beerdigung aufgeräumt. Er hatte die Weingläser gespült und in den Schrank zurückgestellt, Vanessas Illustrierte in die Papiertonne geworfen und die Kissen aufgeschüttelt. Er hatte alles mechanisch und ohne zu denken erledigt. Ein paar Tage später hatte er eine Reinigungsfirma angerufen und sie beauftragt, das Haus gründlich zu reinigen. Kein Stäubchen sollte mehr zu sehen sein. Er hatte
Weitere Kostenlose Bücher