Das Glück reicht immer für zwei
doch immer klasse Frauen, murmelte er. Du hattest es doch nicht nötig, mir meine Verlobte wegzuschnappen.
Wer weiß, vielleicht wäre ich ja eines Tages darüber hinweggekommen.
Er stieß einen langen Seufzer aus. Aber er war doch jetzt darüber hinweg, oder nicht? Er war wieder verlobt. Er hatte keinen Grund mehr, wütend zu sein. Er hatte getan, wozu jedermann ihm geraten hatte: Er lebte sein Leben weiter.
Sein Handy klingelte.
»Hallo, Schatz.« Pippins fröhliche Stimme drang klar und deutlich an sein Ohr.
»Hi.«
»Stimmt etwas nicht mit dir?«, fragte sie. »Du klingst so merkwürdig.«
»Nein, alles okay. Soll ich dich nachher abholen?«
»Wo bist du jetzt?«, fragte sie.
Sie wusste, dass er zu Donals Haus fahren wollte. Um noch ein paar Dinge zu klären, bevor er es zum Kauf anbot, hatte er erklärt. Er hatte sie gefragt, ob sie mitkommen wolle, auch wenn er wusste, dass sie ablehnen würde. Wie er es erwartet hatte, sagte sie, dass es ihr ein wenig unheimlich wäre, das Haus eines Toten zu betreten, und ob er es ihr übelnehme, wenn sie ihn damit allein lasse.
»Ich wollte gerade losfahren«, sagte er. »Ich kann schnell zu Hause vorbeischauen, mich umziehen und dich dann abholen.«
Bei den wenigen Gelegenheiten, da er über Donal redete, vermied er es, seinen Namen auszusprechen. Er nannte ihn immer nur seinen Bruder.
»Das wäre wunderbar!«, erwiderte Pippin aufgekratzt. »Und dann gehen wir alle zusammen ins Clarence zum Essen, das wird bestimmt lustig.«
»Wir alle?«
»Ja, die ganze Clique, du weißt schon.«
Er hatte keine Lust auf das Clarence. Und noch weniger auf »die ganze Clique«. Er wollte überhaupt nicht ausgehen.
»Ich dachte eigentlich an einen gemütlichen Abend zu Hause«, sagte er.
Sie lachte. »Dafür haben wir noch jede Menge Zeit, wenn wir alt und grau sind.«
Er wollte mit ihr darüber reden und ihr erklären, wie er sich fühlte. Aber er wusste, dass sie es wahrscheinlich nicht verstehen würde. Das konnte er auch nicht von ihr erwarten.
»Ja klar«, sagte er stattdessen. »Dann bis später.«
30. Kapitel
POSITION: SIERRA BONITA.
WETTER: TEILS BEWÖLKT. WIND: SÜDLICH, 5 KM/H.
TEMPERATUR: 26°. LUFTDRUCK: 1011.2 MBAR.
Mia machte die Arbeit im Tourismusbüro Spaß. Zu ihrem Job gehörten alle möglichen Aufgaben, aber am meisten gefiel ihr der direkte Kontakt mit den Touristen. Die Vorsaison hatte begonnen, und es kamen immer mehr Touristen in den Ort. Bald würden sich in den Straßen und Gässchen Feriengäste drängen, angelockt von den Verheißungen eines Urlaubs in einem der legendären weißen andalusischen Bergdörfer. Sierra Bonita war eines der hübschesten der Region, und zu den Herausforderungen der Kommune zählte es, den traditionellen Charme des Ortes zu bewahren und gleichzeitig von den Einnahmen durch die Touristen zu profitieren.
Sie händigte einem englischen Paar, das sich nach Restaurants in der Nähe erkundigt hatte, einige Faltblätter aus. Sie hob sowohl das billigste als auch das teuerste Restaurant hervor und wies auch auf ihr Lieblingslokal hin. Die Feriengäste verließen das Büro im selben Moment, als Candice eintraf, die Kollegin von der Nachmittagsschicht. Mia brachte sie auf den neuesten Stand, erklärte ihr, was dringend erledigt werden musste, ehe sie gingen. In den letzten Wochen hatte die Sonne an Kraft zugelegt, sodass die Menschen mittlerweile den Schatten suchten.
Mia hatte sich mit Ramira Cortez zum Mittagessen verabredet, einer der Lehrerinnen der örtlichen Schule. Mia und Ramira hatten sich angefreundet, seit Allegra in den Kindergarten ging,
der an die Grundschule angegliedert war. Ramira hatte ein paar Jahre in Dublin gearbeitet und erinnerte sich gern an die Zeit, die sie dort verbracht hatte. Einige Jahre älter als Mia und Mutter einer vierzehnjährigen Tochter hatte Ramira die junge Frau aus Irland unter ihre Fittiche genommen, als diese in den spanischen Ort gekommen war.
»Dieses Restaurant wird dir gefallen, du wirst sehen«, sagte Ramira, während sie sich an einen Tisch auf der weitläufigen Terrasse des Restaurants setzten. »Und das Essen ist auch prima.«
Nachdem sie das menu del día gegessen hatten, kamen sie zu dem Schluss, dass das Lokal ein echter Geheimtipp war.
»Ich glaube, den Touristen wird es gefallen«, sagte Ramira.
»Wenn ich mich so umschaue, haben sie es bereits entdeckt«, meinte Mia. Mittlerweile hatte sich das Restaurant gefüllt, und an den Tischen wurde ausgelassen
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