Das Glück reicht immer für zwei
fragte dennoch, ob sie sicher sei, allein nach Hause fahren zu können, woraufhin sie ihm in Erinnerung rief, dass es bis zu ihrer Wohnung nicht einmal zehn Minuten seien, und die würde sie wohl noch allein schaffen. Ihr Ton war noch immer recht eisig, doch immerhin küsste sie ihn auf den Mund. Dann verabschiedete sie sich mit einem Wangenküsschen von Mike und rauschte, eingehüllt in eine Duftwolke von Vera Wang Princess, ihres Lieblingsparfums, hinaus.
Nachdem sie gegangen war, lehnte sich Mike in seinem Sessel zurück und sah Leo anerkennend an.
»Echt scharf, die Kleine«, sagte er. »Du bist ein richtiger Glückskerl.«
Leo spürte den vertrauten Anflug von Selbstzufriedenheit, der ihn immer überkam, wenn sich jemand bewundernd über seine Verlobte äußerte. »Ja, nicht schlecht, was?«
»Nicht schlecht? Sie ist … atemberaubend. Ich mag sie. Wirklich.«
»Das hast du noch nie über eine meiner Freundinnen gesagt. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich noch nie mit einem Eins-achtzig-Model befreundet war.«
»Ich meine nicht nur ihr Aussehen«, sagte Mike. »Das Gesamtpaket. Sie ist süß und lustig, und ich …« Er unterbrach sich, als er Leos leicht fragende Miene bemerkte. »Tut mir leid, Kumpel. Ich bin ein bisschen ins Schwärmen geraten.«
»In der Tat. Ich sollte dich vielleicht daran erinnern, dass sie meine Verlobte ist.«
»Nun, falls es bei euch wider Erwarten danebengehen sollte …« Wieder hielt Mike inne und schlug sich mit der Hand auf die Stirn. »Tut mir leid. Ich trete von einem Fettnäpfchen ins nächste. Wo habe ich heute nur meinen Kopf gelassen.«
»Ist schon okay. Ich bin es gewohnt, dass Pippin diese Wirkung hat.«
»Ich hoffe, ihr werdet verdammt glücklich zusammen«, sagte Mike und hob sein Glas. »Du hast es wahrlich verdient.«
»Danke.« Leo stieß mit Mike an. »Wird schon gutgehen.«
32. Kapitel
POSITION: GRANADA.
WETTER: HEITER. WIND: SÜDLICH, 5 KM/H.
TEMPERATUR: 24°. LUFTDRUCK: 1011.5 MBAR.
»Ich will mitkommen.« Allegra sah Mia trotzig an und stampfte mit ihrem kleinen Fuß auf, der in einer rosa Sandale steckte.
»Du kommst jetzt sofort aus dem Jeep heraus und hörst mit dem Unsinn auf«, sagte Mia und öffnete die hintere Tür. »Sonst gehst du doch immer gern zu Loli zum Spielen.«
»Sie haben keinen Pool.«
Mia seufzte. Jetzt ärgerte sie sich, dass sie am Vortag das aufblasbare Planschbecken aus dem Schuppen geholt und im Garten aufgestellt hatte. Aber es wurde von Tag zu Tag wärmer, und nachmittags herrschten auf der Terrasse bereits hochsommerliche Temperaturen, sodass sie es für eine gute Idee gehalten hatte. (In der Tat war es eine gute Idee gewesen. Sie hatte sich mit Allegra hineingesetzt und in der Zeitschrift ¡Hola! geblättert, während ihre Tochter ihren Puppen das Schwimmen beibrachte. Es war friedlich und entspannend gewesen, und Mia konnte sich keinen angenehmeren Zeitvertreib vorstellen.)
»Wenn wir nach Hause kommen, darfst du wieder in deinem Pool spielen«, sagte Mia.
»Ich will jetzt spielen.«
»Loli hat herrliche Spielsachen.« Mia bemühte sich, ihre Ungeduld nicht zu zeigen. »Nun komm, palomita. Bitte.«
»Na gut«, grummelte Allegra und kletterte aus dem Wagen.
Mia konnte sich mit Müh und Not ein Lächeln verkneifen. Sie
fand Allegras Trotzanfälle stets komisch, auch wenn sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
»Du kannst ja Britts CDs mitnehmen«, sagte sie und holte ein paar CDs aus dem Handschuhfach.
Britt hatte Allegra in Málaga einen Stapel Kinderhörbücher gekauft, sowohl auf Englisch als auch auf Spanisch, und Allegra konnte sie nicht oft genug hören.
»Ich will auch Lima’s Red Hot Chili haben«, sagte Allegra; das war ihre Lieblings-CD, und sie kannte die Geschichte mittlerweile in beiden Sprachen auswendig.
Mia vergewisserte sich, dass sie sich unter dem Stapel befand, während Allegra die Türklingel betätigte.
»Hola, chica!«, rief Ana. »Wie geht es dir? Loli ist im Garten. Willst du zu ihr?«
Allegra rannte an ihr vorbei durchs Haus und in den Garten hinaus, während Mia Ana mit einem entschuldigenden Blick die CDs überreichte.
»Sie war ein bisschen launisch vorhin«, sagte sie. »Ich hoffe, dass sie sich benimmt.«
»Wenn sie hier ist, ist sie immer ein Engel, das weißt du doch«, sagte Ana. »Keine Sorge. Und amüsier dich.«
Mia errötete. Sie hatte Ana erzählt, dass sie sich mit einem Mann treffen wollte. Ana, die nichts über Alejo wusste, ermunterte Mia
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