Das Glück reicht immer für zwei
stets, mal auszugehen, um jemanden kennenzulernen.
»Es wird bestimmt nicht spät«, sagte Mia.
»Lass dir so viel Zeit, wie du willst, die Hauptsache, du hast Spaß!«
Mia lächelte ihr zum Abschied zu und stieg wieder in den Jeep. Sie legte eine CD ein, und schon erfüllten die Rhythmen von Rodrigo und Gabriela den Wagen. Diese Latino-Gitarrenmusik war für ihren Geschmack der geeignete Soundtrack zu der kurvigen Gebirgsstrecke mit den atemberaubenden Ausblicken.
Anderthalb Stunden später bog sie in die lange, baumgesäumte
Straße ein und lenkte den Wagen vor das Tor von Alejos Villa. Plötzlich hatte sie einen trockenen Mund, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Was, wenn Belén wider Erwarten doch dageblieben war? Wenn sie nicht nach Madrid gefahren war? Was sollte sie, Mia, dann sagen? Was tun?
Sei nicht töricht, schalt sie sich, während sie den Knopf der Gegensprechanlage drückte. Bestimmt hätte er mich angerufen, wenn etwas dazwischengekommen wäre, beruhigte sie sich.
Das Tor schwang langsam auf. Sie legte den ersten Gang ein und fuhr vorsichtig die gewundene Auffahrt entlang.
Alejos Haus war relativ neu, aber im traditionell andalusischen Stil erbaut. Es hatte zwei Stockwerke, weiß getünchte Mauern und ein Dach aus Terrakottaziegeln. Die Fenster im Parterre waren symmetrisch zur Haustür angeordnet, und im ersten Stock befand sich vor jedem Fenster ein schmiedeeiserner, blumengeschmückter Balkon. Das Haus war umgeben von einem riesigen Garten mit Palmen und Hibiskusbäumen; irgendwo musste es auch Orangen- und Zitronenbäume geben, dem Duft nach zu urteilen, der in der Luft lag. Die Szenerie, die sich Mia darbot, war friedlich und wunderschön.
Die Haustür ging auf, und Alejo trat heraus. Er trug ein weißes T-Shirt und Stonewashed-Jeans. Er war barfuß.
»Hola, Mia«, sagte er als sie den Motor abgestellt hatte und ausstieg. »Ich bin so froh, dass du gekommen bist.«
»Hola, Alejo.« Sie küsste ihn auf beide Wangen, und er lächelte angesichts ihrer formellen Begrüßung.
»Komm«, sagte er und führte sie durch die kühle Eingangshalle in ein großes Wohnzimmer mit französischen Fenstern, die auf eine Terrasse hinausgingen, die mindestens dreimal so groß war wie die der Villa Serena. Mia sah sich in dem Zimmer um, hielt nach irgendwelchen persönlichen Dingen von Belén und Eduardo Ausschau, aber die Einrichtung war unpersönlich, wenngleich elegant. Auf der Terrasse standen ein langer Marmortisch
mit hochlehnigen Stühlen sowie eine Gruppe gepolsterter Sitzmöbel. Eine breite Treppe führte zu einem großen Swimmingpool hinab. Das Wasser glitzerte verführerisch in der Sonne.
»O Gott, Alejo«, sagte sie, »das hier ist atemberaubend.«
»Ja, nicht wahr?«, erwiderte er. »Möchtest du vielleicht schwimmen?«
»Ich habe keinen Badeanzug dabei.«
»Wozu brauchst du denn einen Badeanzug?« Er grinste anzüglich, und sie errötete, woraufhin er lachte. »Ich habe dich doch schon nackt gesehen, vergessen?«, sagte er neckend. »Sehr oft sogar. Und du warst wunderschön.«
»Na ja, jetzt würdest du deine Meinung vielleicht ändern«, sagte sie. »Damals hatte ich noch keine Dehnungsstreifen und keinen Schwangerschaftsspeck.«
»Ich bin sicher, du gefällst mir noch immer.«
Wieder spürte sie, wie sie errötete. »Danke, aber vielleicht später.«
»Okay. Möchtest du etwas essen? Es ist zwar noch ein bisschen früh, aber ich habe einen Lunch vorbereitet.«
»Ja, gern«, sagte sie. »Ich habe einen Bärenhunger.«
Doch als Alejo hineinging und mit einer Platte Tortillas, gemischtem Salat, grünen Oliven und frisch gebackenem Brot zurückkam, zweifelte sie, ob sie einen Bissen hinunterbekäme.
Entgegen ihres Protestes, dass sie fahren müsse und keinen Alkohol trinken sollte, schenkte er ihr Rotwein ein.
»Ein Glas geht schon«, meinte er. »Das wird dich ein bisschen entspannen. Und die nächsten paar Stunden wirst du nicht fahren müssen.«
»Ich kann Allegra aber nicht allzu lange bei Ana lassen«, entgegnete sie. »Sie ist immer so nett zu mir, und ich will ihre Hilfsbereitschaft nicht ausnützen.«
Er schob die Schüssel mit riesigen grünen Oliven in ihre Richtung. »Passt du manchmal auch auf ihre Tochter auf?«
»Natürlich, wir haben eine Art Babysitting-Netzwerk.«
»Dann beruht es also auf Gegenseitigkeit. Du wäschst ihre Hand, und sie wäscht deine.«
Mia musste über Alejos Formulierung, die ein wenig verdreht klang, lachen.
»Stimmt das etwa nicht?«,
Weitere Kostenlose Bücher