Das Glück reicht immer für zwei
gönnten, im Clarence Hotel einquartiert hatten. Sie freuten sich darauf, sich selbst mal ein bisschen verwöhnen zu lassen, da sie sonst immer diejenigen waren, die andere bedienten.
Es war fast Mitternacht, bevor alle in verschiedene Richtungen auseinanderstrebten. Mia und Britt verabschiedeten sich von den Verlagsleuten, die noch einen Club besuchen wollten, und nahmen sich ein Taxi nach Hause.
»Oh, es hat sich wirklich völlig verändert!«, rief Mia aus, als sie den Flur von Britts Haus betraten. »Viel heller als vorher. Ah, diese lila Lampenschirme sind wunderschön.«
»Ich wollte mal was anderes als das klassische Weiß«, erklärte Britt. »Komm, ich zeige dir das Gästezimmer.«
Nachdem es neu gestrichen worden war, hatte Britt das Zimmer auch neu eingerichtet. Die nun vorherrschenden Töne waren Gold und Orange, die Mia, wie sie erklärte, an die Villa Serena erinnerten.
»Du hast völlig recht«, sagte Britt. »Bei diesen Farben habe ich mich von deinem Gästezimmer inspirieren lassen, sie allerdings an Dubliner Lichtverhältnisse angepasst. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich bei dir abgekupfert habe. Aber ich habe mich in deinem Gästezimmer so wohl und behütet gefühlt.«
»Ach, ja? Schön.« Mia sah sie zufrieden an.
»Nicht nur im Gästezimmer, sondern im ganzen Haus, um ehrlich zu sein«, sagte Britt. »Es strahlt so viel Ruhe und Frieden aus.«
»Ja, das empfinde ich auch so.« Mia öffnete das Fenster, um frische Luft hereinzulassen. »Deswegen lebe ich ja auch so gern dort.«
»Und deswegen bleibst du dort wohnen? Trotz Alejo?«
»O nein«, sagte Mia, »das hat nichts mit Alejo zu tun. Sondern weil Sierra Bonita inzwischen mein Zuhause ist.«
»Nicht Granada?«
Mia atmete tief durch. »Ich habe mit Steve geschlafen.«
Britt starrte sie an. »Du hast – was?«
»Du hast schon richtig gehört.«
Mia erzählte ihr von Steves Besuch in Málaga.
»Und, hattet ihr heißen, leidenschaftlichen Sex?«
»So würde ich es nicht nennen. Aber …«
»Du scheinst die Männer zu verhexen mit deiner erotischen Anziehungskraft.«
»Hör auf mit dem Quatsch«, sagte Mia. »Ich bin schrecklich durcheinander und weiß nicht mehr, was ich machen soll.«
»Warum?«
»Ich habe auch mit Alejo geschlafen. Zwei Mal.«
Britts Augen verengten sich.
»Ich bin zu ihm nach Granada gefahren.«
Sie erzählte ihr von ihrem Ausflug und wie sie beim Anblick des Fotos von Belén und Eduardo Schuldgefühle bekommen hatte.
»Und hat er davon gesprochen, dass er sich scheiden lassen will?«
Mia starrte auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne. Sie erinnerte sich wieder an das Gespräch, das sie geführt hatten. Es ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, und es verging kein Tag, ohne dass sie es im Geiste Revue passieren ließ.
Alejo war nach Sierra Bonita gekommen. Sie waren in das Café in der Nähe des Platzes gegangen, der mit den Kaskaden feuerroter Geranien vor weiß getünchten Mauern die absolute Postkartenidylle war.
»Wir müssen ein paar Entscheidungen treffen«, hatte Alejo gesagt.
Sie nickte.
»Ich kann es nicht oft genug sagen: Ich liebe dich. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Und ich werde dich immer lieben. Und ich habe Verantwortung dir und unserer Tochter gegenüber.«
Wieder nickte sie. Als die Kirchturmglocken die volle Stunde schlugen und Alejo zusammenzuckte, lächelte Mia.
»Ich habe viel darüber nachgedacht«, fuhr er fort, als das Läuten verebbte. »Ich muss tun, was für alle Beteiligten das Beste und machbar ist; deswegen habe ich mich mit meinem Rechtsanwalt beraten.«
Sie runzelte die Stirn.
»Belén und ich …« Er zögerte. »Unser Leben verläuft oftmals in getrennten Bahnen. Nicht immer allerdings. Ich kenne sie schon eine lange Zeit, und sie ist die Mutter meines Sohnes.«
Die Art, wie er es sagte, ließ sie erstarren. Die Mutter meines Sohnes. Als würde die Mutter eines Sohnes die Mutter einer Tochter ausstechen.
»Als sie unser erstes Kind verloren hatte, hat Belén eine schwere Zeit durchgemacht. Ich weiß, dass viele Frauen ein Kind verlieren und sich mit der Zeit von diesem Verlust erholen. Natürlich hat sich auch Belén wieder davon erholt – sie hat ja jetzt Eduardo. Aber sie ist ein sehr zerbrechlicher Mensch.«
Und ich?, dachte Mia. Bin ich nicht auch zerbrechlich? Sie wischte einen imaginären Krümel von der gestärkten weißen Tischdecke.
»Außerdem geht es natürlich um Geld«, fuhr Alejo fort. »Um sehr viel Geld.«
Es
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