Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
Thanksgiving-Kostüme nähen, bevor du überhaupt ausgepackt hast!« Amanda gab ihr einen kleinen Schubs, um ihre Aussage zu unterstreichen. »Sie werden dich lieben.«
Beruhigt von dieser Begeisterung, bemerkte Sophie: »Ich glaube, die Kinder verkleiden sich an Halloween, nicht an Thanksgiving.«
»Es wird trotzdem so sein«, sagte Amanda. »Lass uns noch was trinken!« Sie goss ihnen beiden noch ein Glas Wein ein, füllte ihre Wassergläser wieder auf und fuhr fort: »Dann kannst du gar nicht viel Zeit mit Milly verbringen?«
»Nur wenn ich frei habe und am Ende des Aufenthaltes noch mal, hoffe ich. Ich glaube, ihre Wohnung ist sehr klein. Nicht, dass das eine Rolle spielt.«
»Wo lebt die Familie denn?«
»In Maine. Ich träume von einem Schindelhaus mit einem dieser halbrunden Briefkästen auf einem Stock und von einem Zeitungsjungen, der die Sonntagszeitung auf die Wiese wirft.«
»Oh, du wirst eine so schöne Zeit dort haben!«, meinte Amanda. »Das habe ich im Urin!«
Sophie verzog das Gesicht. »Du hast doch nicht mit einer Eigen-Urin-Therapie angefangen, oder? Ist es schon so weit mit dir gekommen?«
»Oh, du!« Dann runzelte Amanda die Stirn. »Ich werde dich vermissen!«
»Dann hast du mit Doug was gemeinsam.«
Ihre Mutter saß auf dem Bett, während Sophie packte. »Wir werden dich vermissen, Schatz«, sagte sie und wiederholte Amandas Worte, ohne sich dessen bewusst zu sein.
»Nicht wirklich. Ihr habt doch alle so viel zu tun.« Sophie fragte sich, ob sie ihre Mutter bitten konnte, sich auf den Stuhl zu setzen, damit sie ihre Sachen auf dem Bett verteilen und überprüfen konnte, ob sie jetzt auch alles zusammenhatte. »Wo ist nur meine Liste?«
»Ich kann nicht glauben, dass du so organisiert bist!« Sophies Mutter ließ es so klingen, als wäre das ein Fehler. »Als ich so alt war wie du, habe ich einfach alles in eine Tasche geworfen und bin losgefahren!«
»Das würde ich auch machen, aber ich will nichts mitnehmen, was ich nicht brauche, oder irgendetwas vergessen.« Sophie fand ihre Liste, studierte sie und suchte heraus, was noch fehlte.
Später, als ihre Mutter gegangen war, um ihnen beiden einen Tee zu kochen, leerte Sophie ihren Rucksack, legte ihr Dossier nach ganz unten und packte alles wieder hinein. Wenn sie in New York ankam, würde sie anfangen, im Telefonbuch nach Cousine Rowena zu suchen, und vielleicht ihre Arbeitgeber um Hilfe bitten.
Sie hatte beim zweiten Mal viel mehr Platz in ihrem Rucksack, doch in Anbetracht der Einkaufsmöglichkeiten, die sich vielleicht noch boten, fügte sie nichts mehr hinzu und ging stattdessen zu ihrer Mutter in die Küche.
Endlich war der Tag der Abreise gekommen, und das Abenteuer konnte beginnen; als solches betrachtete sie es inzwischen. Amanda fuhr Sophie zum Flughafen, weil ihre Familie wie immer zu beschäftigt dafür war. Da auch Amanda wieder zurückmusste, setzte sie Sophie nur ab. Doch es war trotzdem herrlich, gebracht zu werden und nicht die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen zu müssen.
Sophie liebte es zu fliegen. Sie liebte die kleinen eingeschweißten Mahlzeiten, liebte es, die anderen Leute zu beobachten und Zeit zum Lesen und Dösen zu haben. Aber es war ein langer Flug, und als sie endlich ankamen und Sophie die nicht enden wollenden Sicherheitskontrollen passiert hatte, bei denen ihre Fingerabdrücke genommen, ein Scan von ihrem Auge gemacht und ihr unzählige Fragen gestellt wurden, war sie total erschöpft. Und die Tatsache, dass am Ausgang keine fröhliche Familie ein Plakat mit ihrem Namen hochhielt, steigerte ihre Enttäuschung noch.
Sie zwang sich, entspannt zu bleiben. Ihre neuen Arbeitgeber konnten im Verkehr stecken geblieben sein oder ihre Ankunftszeit falsch notiert haben – es gab Hunderte von Erklärungen. Sie musste nur geduldig sein und die Leute beobachten, die an ihr vorbeieilten.
Sophie wartete eine Stunde lang und suchte dann in ihrem Rucksack nach dem Stück Papier, auf dem sie sich die Telefonnummer notiert hatte. Sie versuchte verschiedene Zahlenkombinationen, mit Vorwahl und ohne, bis sie endlich durchkam.
»Hi! Hier spricht Sophie, Sophie Apperly. Ich bin angekommen!«, sagte sie und kämpfte gegen eine Welle der Müdigkeit, die sie genau im falschen Moment traf.
Es entstand ein unheimliches Schweigen am anderen Ende der Leitung und dann: »Oh, Sophie, Liebes, hast du die E-Mail nicht bekommen? Ich habe sie gestern abgeschickt.« Die Frau klang genauso nett wie in den E-Mails – aber
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