Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
Schaufenstern entlangbummeln. Ich will kein Geld ausgeben«, erklärte Sophie entschlossen.
»Dann werde ich Ihnen nicht sagen, wo Sie die Discount-Läden finden.«
»Drehen wir die Karte mal richtig herum«, mischte sich der Mann ein.
»Sie können sich den ganzen Tag in New York amüsieren, ohne einen einzigen Cent auszugeben«, versicherte ihr die Frau.
»Sie können sogar mit der Fähre fahren«, stimmte der Mann zu. »Mit der Staten-Island-Fähre.«
»Die aus Working Girl? Tut mir leid, mein Wissen über New York stammt aus Filmen und aus dem Fernsehen.«
»Genau wie meins über London«, stimmte die Frau lachend zu. »Ich war noch nie dort, aber ich kenne es gut.«
Als die beiden Sophie schließlich auf den richtigen Weg gebracht hatten, fühlte sie sich nicht länger allein in einer großen Stadt, sondern fand, dass das alles ein einziges großes Abenteuer war; sie liebte es.
Inzwischen hatte sie den Park durchquert und war bei den Läden angekommen. Sie ging an den Designer-Geschäften vorbei und wagte nicht, sie zu betreten, sondern sah nur in die Schaufenster und wünschte, sie wäre Carrie Bradshaw und könnte tatsächlich auf so hohen Absätzen laufen. Als sie irgendwann aufsah, stand sie plötzlich vor Bloomingdale’s. ›Bloomie’s‹, Heimat der kleinen braunen Tüte. Mit aufgeregt klopfendem Herzen ging Sophie hinein.
Fast sofort hielt eine wunderschöne junge Schwarze sie auf und fragte, ob sie ein neues Parfüm ausprobieren wolle. Sophie zögerte, und die junge Frau meinte: »Warum kommen Sie nicht mit rüber zu unserer Theke? Meine Kollegin hilft Ihnen sehr gern weiter, wenn Sie noch etwas benötigen.«
Sophie blickte in die Richtung, in die die junge Frau deutete, und entdeckte einen leeren Stuhl. Sie war an diesem Morgen weit gelaufen. Entschlossen ging sie darauf zu.
»Hi!«, sagte eine zweite wunderschöne Frau, eine Hispano-Amerikanerin. »Womit kann ich Ihnen heute helfen?«
»Also, um ehrlich zu sein, ich werde nichts kaufen, aber ich würde sehr gern …«
»Soll ich Ihnen vielleicht ein Make-up auflegen?«, fragte die Frau. »Sie haben wunderschöne Haut, doch ich glaube, wir könnten die Farbe Ihrer Augen noch etwas betonen. Setzen Sie sich! Sind Sie aus England?«
Als Sophie Bloomingdale’s eine halbe Stunde später verließ, war sie stärker geschminkt als jemals zuvor in ihrem Leben und mit so vielen Pröbchen ausgestattet, dass sie wochenlang damit auskommen würde. Sie hatte Milly etwas gekauft – eine Auswahl an Make-up für die Handtasche in einer hübschen kleinen Tasche – und eine Strumpfhose für sich selbst, und sie war sehr glücklich darüber, zwei kleine braune Tüten schwingen zu können.
Den Rest des Tages sah sie sich New York an. Sie fand den Weg zum Empire State Building, fuhr mit dem Fahrstuhl mit Hunderten von anderen Touristen nach oben und stellte fest, dass sie die Aussicht besser genießen konnte, wenn sie den Rücken eng an die Wand presste. Auf dem Weg nach unten kam sie mit einer Frau ins Gespräch, die ihr erzählte, dass sie dort schon seit Jahren arbeitete und auch nicht ganz schwindelfrei war. Sie beobachtete die Eisläufer vor dem Rockefeller Center und war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, mit ihnen zu fahren, und der Erleichterung, eine Weile ausruhen zu können.
Sie wollte alles zu Fuß erkunden, einerseits, um Geld zu sparen, und andererseits, weil ihr der Gedanke an ein fremdes U-Bahn-Netz an ihrem ersten Tag Angst machte. Ein paarmal verlief sie sich und holte ihre Karte heraus, um nachzusehen, wo sie war. Es passierte jedes Mal das Gleiche: Leute eilten hilfsbereit auf sie zu und wiesen ihr den Weg. Sie fand die 42. Straße und verspürte den Drang nach einem spontanen Stepptanz, am Broadway wollte sie singen, und als sie schließlich Greenwich Village erreichte, suchte und fand sie die Magnolia Bakery , den Laden, in dem Carrie ihre Törtchen kaufte. Davor standen Scharen von japanischen Touristen Schlange, aber sie beschloss, sich nicht anzustellen.
Sophie starrte gerade auf etwas, das aussah wie ein riesiger mehrstöckiger Tortenturm für Autos, was offensichtlich eine Art war, sehr viele Fahrzeuge auf engstem Raum zu parken, als ihr bewusst wurde, wie müde sie war. Obwohl es extravagant war, hielt sie ein Taxi an. Eine Taxifahrt gehörte einfach zur New-York-Erfahrung dazu, und deshalb war diese Ausgabe gerechtfertigt, sagte sich Sophie und ließ sich zu Millys Wohnung bringen. Dort schlief sie für ein paar
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