Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
auf diese Art gereist waren, sich nicht besonders gut amüsiert hatten, selbst wenn sie es überlebt hatten. Sophie verglich ihr Leben oft mit Filmen, was daran lag, dass sie sich als Kind zusammen mit ihrer Schwester so viele angesehen hatte.
»Bist du sicher, dass diese Verwandte noch lebt, Liebes?«, fragte Matilda. »Nicht jeder erfreut sich so guter Gesundheit wie ich.«
»Na ja, nein, eigentlich bin ich nicht sicher.« Plötzlich bedrückt, kratzte Sophie Sahne und Kirschsaft mit ihrer Kuchengabel zusammen.
»Wenn das so ist«, erklärte Matilda triumphierend, »soll Luke es für dich herausfinden. Es bringt doch nichts, den ganzen Weg umsonst zurückzulegen. Und mir gefällt der Gedanke auch nicht, dass ein junges Mädchen allein mit einem Greyhound-Bus fährt. Ich schätze, ich könnte dir meinen Fahrer zur Verfügung stellen …«
Sophies düstere Stimmung schwand, als sie Entsetzen über Lukes Gesicht huschen sah. Sie war fast versucht, dieses Angebot zu akzeptieren, nur um seine Reaktion zu sehen.
»Aber wenn Luke das für dich übernimmt, dann kannst du Thanksgiving mit mir verbringen. Ich meine, zu Hause in Connecticut, nicht hier.«
»Oh, aber das kann ich wirklich nicht annehmen«, protestierte Sophie.
»Hast du denn an Thanksgiving schon etwas vor?«, hakte Matilda sofort nach.
»Äh …« Sophie fühlte sich ertappt. Milly und sie hatten am Morgen noch über diesen wichtigen amerikanischen Feiertag diskutiert – sogar gestritten. Milly hatte erklärt, dass die Familie ihres Freundes sich sehr freuen würde, wenn Sophie mit ihnen feierte, aber da sie extra aus Buffalo einfliegen und in dem winzigen New Yorker Apartment ihres Sohnes wohnen würden, hatte Sophie das abgelehnt. Thanksgiving hatte für sie als Engländerin keine Bedeutung, deshalb würde es ihr auch nichts ausmachen, diesen Tag allein zu Hause zu verbringen. Sie waren sich nicht einig geworden, bevor Milly zur Arbeit hatte aufbrechen müssen.
»Ich glaube nicht, dass Sophie New York verlassen und aufs Land rausfahren möchte«, meinte Luke. »Sie will sich sicher die Paraden und die Sehenswürdigkeiten ansehen, in dieser kleinen Bäckerei im Village Kuchen essen und all diese Frauensachen machen.«
»Nicht an Thanksgiving«, erklärte Matilda fest.
Bis zu diesem Moment hatte Sophie es genauso gesehen. Sie mochte Matilda zwar sehr, kannte sie aber noch nicht besonders gut, und sie wollte die Stadt genießen und weiter Carrie Bradshaw spielen, wenn auch nur für kurze Zeit. Doch da sie Matildas Begeisterung spürte, sehnte sie sich plötzlich nach selbst gebackenem Kuchen (sogar nach Plätzchen) in Truthahnform.
»Sophie?« Matildas strahlende Augen ruhten fragend und ein bisschen herrisch auf ihr. »Was hast du an Thanksgiving vor?«
Sie zögerte einen Moment zu lange.
»Siehst du?«, erklärte Matilda triumphierend. »Sie ist allein in der Stadt, ohne Familie, sie muss zu uns kommen.«
»Ich habe Milly«, protestierte Sophie.
»Die schon lange etwas anderes für diesen Tag geplant hat. Hat Milly einen Freund?«
»Ja. Er ist Koch. Seine Familie kommt …«
»Ich bin sicher, dass es nette Leute sind, die dir das Gefühl geben werden, willkommen zu sein, aber du würdest im Weg sein, körperlich, meine ich.«
Sophie murmelte etwas, halb protestierend, halb zustimmend.
»Ich hätte dich Thanksgiving so gern bei uns«, erklärte Matilda und legte eine ringverzierte Hand auf Sophies. »Ich gebe eine sehr große Party, die ganze Familie kommt, und ich könnte Hilfe gebrauchen.«
»Granny!«, protestierte Luke. »Du hast sechzehn Angestellte! Du brauchst Sophie nun wirklich nicht!«
»Ich will sie. Nicht alles, was man will, braucht man auch.«
Nur eine sehr reiche Frau kann so etwas sagen und es auch so meinen, dachte Sophie und blickte von einem zum anderen, während Großmutter und Enkel miteinander stritten.
»Du gibst doch ständig Partys«, wandte Luke ein. »Warum sollte Sophie bei dieser dabei sein?«
»Es wird eine große Party, und ich dachte, dass es ihr vielleicht gefällt, Teil einer traditionellen amerikanischen Thanksgiving-Feier zu sein«, erwiderte Matilda. »Und jetzt hör auf, mich so zu bedrängen! Da vergeht mir ja der Appetit auf meine Klimt-Torte. Und sieh mich nicht so überrascht an, weil ich weiß, wie sie heißt. Luke, Liebling, hattest du nicht einen Termin?«
Luke trank seine Tasse aus und betrachtete die beiden Frauen vor sich. »Ich merke, wenn ich nicht erwünscht bin. Sophie, wenn du mir
Weitere Kostenlose Bücher